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NEWSLETTER 4/16 - 100. Ausgabe

20.06.2016

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Auf der Suche nach Hedera helix

Zur globalen Reputation öffentlicher Universitäten

Richard Moll prägte ihn 1985: den Begriff der Public Ivys. Es geht dabei um jene öffentlichen Universitäten, die ihren Studierenden ein ähnlich qualitätsvolles Studium bieten, wie das an den besten Privatunis der USA der Fall ist. Die ursprüngliche Ivy League, benannt nach den mit Efeu (Hedera helix ) berankten Campusgebäuden in Neuengland, ist eigentlich eine Sportliga: Die College Teams von Brown, Columbia, Cornell, Dartmouth, Harvard, Princeton, Yale und der University of Pennsylvania maßen und messen sich darin gegeneinander. Der Begriff ging aber rasch auf die Universitäten als solche über, die zu den wohlhabendsten und erfolgreichsten der Welt gehören.

Heute begegnen sie uns prominent in den League Tables anderer Art: in den weltweiten Universitätsrankings, allen voran dem Academic Ranking of World Universities (kurz „Shanghai-Ranking“) und den Times Higher Education World University Rankings („THE-Ranking“). Es sind Institutionen, die wir alle kennen und für ihre intellektuelle Strahlkraft und globale Reputation bewundern.

University of California. Molls Vision der Public Ivys war es, staatlich finanzierte Universitäten herauszustellen, die etwas weniger bekannt sind, aber trotzdem hervorragende, jederzeit konkurrenzfähige universitäre Bildung gewährleisten: „Getting a first-rate education without paying Ivy League tuitions“. Das beste Beispiel dafür ist das Modell der University of California mit ihren mittlerweile zehn Standorten: Acht davon sind im weltweiten Shanghai-Ranking 2015 unter den ersten 100, mit Berkeley (UCB) auf Platz 4, Los Angeles (UCLA) auf 12, San Diego (UCSD) auf 14 und San Francisco (UCSF) auf Platz 18.

Ganz falsche Maßstäbe für Österreich? Mag sein. Blicken wir etwas tiefer in die Tafeln. Dort findet sich beispielsweise die University of Wisconsin-Madison auf Platz 24, die Universität Kopenhagen auf 35, Oslo auf 58, Uppsala auf 61, die Universität Bristol auf 66, die Hebrew University Jerusalem, die Ohio State University (Columbus) und die Universität Helsinki gleichauf auf 67, Ghent auf 71, Aarhus auf 73, Groningen auf 75, die University of Arizona auf 90, die Arizona State University dicht darauf auf 93 und die University of Utah gleichfalls auf 93.

Fragwürdige Vergleiche. „Rankings, Shmankings“, lässt sich jetzt natürlich sagen; und tatsächlich sind alle Universitätsrankings problembehaftet. Zum Beispiel ist es schwer, Nobelpreise zu erringen, wenn man die Nobelpreisfächer gar nicht im Repertoire hat; und teils geht die faculty: student ratio, also die Betreuungsrelation, direkt ins Ranking ein. Überhaupt ist der pauschale Vergleich ganzer Universitäten fragwürdig. Dennoch: Auch wenn der Umkehrschluss, Universitäten ohne Spitzenplatz wären schwach, irrig ist, machen jene unter den „Top 100“ offenbar etwas richtig.

Wir wollen in Österreich so gut werden können wie die University of Utah (eine mormonische Gründung) oder die Arizona State University, oder gar wie die Universitäten Oslo, Arhus oder Groningen. Dafür benötigen wir allerdings dringend seriöse, international vergleichbare Spielregeln (Kapazitätsorientierung) und eine wettbewerbsfähige Finanzierung.

Austriakischer Fluch. Kann es in Österreich Public Ivys geben? Öffentliche Universitäten, die mit den weltbesten Schritt halten können? Die durch beste Bildung kommender Generationen den Wohlstand unseres an Bodenschätzen armen, aber an intellektueller und künstlerischer Tradition reichen Landes sichern? Natürlich. (In der Schweiz gibt es sie.) Das Zeug dazu ist vorhanden – wäre da nicht, schlag‘ nach bei Grillparzer, der austriakische Fluch, „auf halben Wegen und zu halber Tat / mit halben Mitteln zauderhaft zu streben“.

„Now There’s Another Ivy League“, heißt es auf dem Einband von Molls Buch. Es wäre gelacht, wenn das – in den Dimensionen von Public Ivy – nicht auch Österreich gelänge. Doch dafür müsste man neben der Wirtschaft auch die Universitäten „entfesseln“. 

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Moll, R. (1985). The Public Ivys: A Guide to America’s Best Public Undergratuate Colleges and Universities. New York: Penguin Books.

Präsident Oliver VITOUCH

Rektor Universität Klagenfurt

INLAND

„Se vogliamo che tutto rimanga com'è, bisogna che tutto cambi." – Mit dem berühmten Originalzitat aus Giuseppe di Lampedusas Il Gattopardo (frei übersetzt: „Wenn alles beim Alten bleiben soll, dann muss sich alles ändern") leitete der Rektor der Universität Klagenfurt, Oliver Vitouch, am 7. Juni 2016, dem Tag nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko), seine Antrittspressekonferenz in Wien ein. Vor mehr als einem Dutzend Journalistinnen und Journalisten, Fotografen und ORF-Kameras erinnerte Vitouch (Foto: Martin Juen) an den „echten Reformwillen“, den die neue Bundesregierung angekündigt hatte und forderte in Bezug auf die Universitätsfinanzierung: „Wir wollen endlich Taten sehen.“

„Stiften für die Forschung“: Unter diesem Motto stand ein Diskussionsabend, zu dem der Forschungsrat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) am 7. Juni ins Haus der Musik in Wien geladen hatte. Angesichts der Fülle von Ratschlägen und Empfehlungen der am Podium anwesenden Expertinnen und des Staatsekretärs im BMWFW hielt die Rektorin der Universität Graz, Christa Neuper, fest: „Die Botschaft ist angekommen. Die Universitäten wissen, dass sie mehr Aktivitäten setzen müssen – als Ergänzung zu einer soliden Basisfinanzierung.“ Diese sei nämlich Voraussetzung für internationale Sichtbarkeit, „dann sind wir attraktiv“, ergänzte  Neuper.

EUROPÄISCHER HOCHSCHULRAUM

Wenige Tage vor dem britischen Votum über einen Austritt aus der EU („Brexit“) am 23. Juni wächst auch in der heimischen Scientific Community die Besorgnis über allfällige Folgewirkungen. Rektorin Elisabeth Freismuth, Vorsitzende des Forums Internationales in der uniko, sieht – abgesehen von den Konsequenzen für die interuniversitäre Zusammenarbeit – „die symbolische und gesellschaftspolitische Dimension“ einer Entscheidung der Briten gegen den Verbleib in der Union als wesentlich nachhaltiger. „Ich halte es für fatal, Projekt und Vision eines – nicht nur wirtschaftlich, sondern sozial-, friedens- und gesellschaftspolitisch – vereinten Europas aufzugeben“, erklärt die Rektorin.

INTERNATIONALES

Rund 40 Rektorinnen und Rektoren aus ganz Europa waren von 20. bis 22. Mai der Einladung des Rektorates der Warsaw University of Life Sciences (WULS) gefolgt, um das 200-jährige Bestehen gebührend zu feiern, darunter auch der Rektor der Universität für Bodenkultur Wien, Martin Gerzabek. Die WULS ist – ebenso wie die Boku – eine von sieben Universitäten der Euroleague of Life Science Universities (ELLS, http://www.euroleague-study.org/) und heute äußerst aktiv im Bereich der Mobilität von Studierenden und Lehrenden.

uniko-PUBLIKATION

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Jubiläum: 100. Newsletter im Netz

Mit Datum 20. Juni 2016 schickt die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) ihren 100. Newsletter ins Netz. Die erste elektronische Post der damaligen Österreichischen Rektorenkonferenz (seit 2008 uniko) ging am 29. November 2004 an einige Dutzend Mailadressen, seither hat sich die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher in und außerhalb der Scientific Community auf knapp 850 erhöht. Der uniko-Newsletter wird acht- bis neunmal pro Jahr ausgesendet und – je nach Saison – zwischen 6000 und 8000 Mal monatlich angeklickt (Mai 2016: 7728 Hits). Wünsche, Anregungen und Kritik werden unter folgender Mailadresse gerne entgegengenommen: manfred.kadi@uniko.ac.at

 

ZITAT DES MONATS

„Sie (die Wissenschaft, Anm.) braucht Geld und Verständnis dafür, dass man ohne Geld nichts machen kann.“

Margit Fischer, Gattin des scheidenden Bundespräsidenten, im PRESSE-Interview vom 11. Juni 2016 auf die Frage: Was braucht die Wissenschaft neben Reputationsarbeit noch besonders dringend?

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