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NEWSLETTER 8/17

21.12.2017

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Bilanz im Zeitraffer: uniko-Vorsitz 2016 bis 2017

Regierungsprogramme, Verhandlungsrunden, Regierungsvorlagen, Rücktritte, Koalitionsbrüche, Nationalratswahlen und ein Verfassungsjubiläum: In den letzten zwei Jahren war es mir vergönnt, das volle hochschul- und innenpolitische Programm auszuschöpfen. Trotz ambivalenter Phasen, wenn Dinge auf der Kippe standen, ist es ein Blick zurück in Freude – und ein in jeder Hinsicht spannender Ausblick.

Die Chronologie der Ereignisse: Meine erste Pressekonferenz als Vizepräsident der uniko, gemeinsam mit Präsidentin Sonja Hammerschmid, fand bereits im Dezember 2015 statt. Wir setzten gemeinsame Aktivitäten im Zeichen der Qualität und Attraktivität der 21 österreichischen Universitäten. Dann kam der Antritt Christian Kerns als Bundeskanzler am 17. Mai 2016, und Hammerschmids Zusage als Bildungsministerin.

Meilensteine. Die Wahl zum Präsidenten der uniko erfolgte am 6. Juni 2016 durch die in Klagenfurt tagende Plenarversammlung. Am 9. Juni schloss sich der „Besuch der Identitären“ an. Gespräche mit Bundeskanzler Kern folgten Ende August, am Millstätter See, und im November 2016. Sein im Jänner 2017 vorgestellter „Plan A“ war ein Paradigmenwechsel: das erste Mal seit sehr langem, dass sich die SPÖ-Spitze programmatisch zur Universitätsentwicklung äußerte. Der Text trug die Handschrift Kerns und Hammerschmids. Das aktualisierte Regierungsprogramm wurde Ende Jänner 2017 unterzeichnet; es enthielt den Einstieg in die Studienplatzfinanzierung mit konkreten Meilensteinen.

Es folgten Entwicklungs- und Verhandlungsrunden von uniko und BMWFW im Zweiwochentakt, von Februar bis Mai 2017. Anfang Mai ein Knalleffekt: Reinhold Mitterlehner tritt als Vizekanzler, Wissenschaftsminister und ÖVP-Obmann zurück; die Republik ist bald darauf im Wahlkampfmodus. Christian Kern lädt die 21 Rektorinnen und Rektoren für 6. Juni 2017 ins Bundeskanzleramt, lässt aber kaum Hoffnung auf Programmumsetzung vor den Neuwahlen. Umgehend folgen Vorschläge für Alternativmodelle und, viribus unitis, intensive Überzeugungsarbeit vor und hinter den Kulissen. Die parlamentarischen Verhandlungen von ÖVP und SPÖ am 28. Juni 2017 scheitern.

Studienplatzfinanzierung. Der Nationalrat aber beschließt an diesem historischen Tag eine Steigerung des Universitätsbudgets von plus  1,35 Milliarden Euro für 2019-2021 durch einen von den Grünen (Sigrid Maurer) neuerlich eingebrachten Initiativantrag der SPÖ, mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS (§ 141b UG). Damit geht der gesetzliche Auftrag einher, dem Nationalrat bis 31. Jänner 2018 eine Regierungsvorlage zur Regelung der Studienplatzfinanzierung zuzuleiten. Das BMWFW greift den Ball auf, ein Begutachtungsentwurf wird am 2. August 2017 ausgesandt, mit Stellungnahmefrist bis Mitte September. Trotz eines konsensuellen Treffens vieler Rektorinnen und Rektoren in Alpbach gibt das reichlich Diskussionsstoff – kein Wunder bei einer Verteilungsfrage mit im Detail ungewissem Ausgang.

Im Zeitraffer ins Heute: Es folgen Nationalratswahl und Regierungsverhandlungen, und es folgt die Präsentation der WIFO-Wertschöpfungsstudie der Universitäten Anfang Dezember – die belegt, dass sich ein in die Universitäten investierter Steuer-Euro binnen kürzester Zeit doppelt und dreifach rechnet. Die uniko wählt, nach strategischer Jahresklausur im November, am 11. Dezember an der BOKU Eva Blimlinger zur neuen Präsidentin für 2018 bis 2019; mir ist es eine Freude, als Vizepräsident weiterhin dienen zu dürfen.

Arbeitsprogramm. Das am 16. Dezember veröffentlichte Arbeitsprogramm der Regierung Kurz/Strache enthält mixed blessings. Eine genaue Motivanalyse des Wissenschaftsteils ist, auch aufgrund verschiedenfarbiger Tinten, schwierig. Er beinhaltet aber viele langjährige uniko-Forderungen – neben dem Einstieg in die Studienplatzfinanzierung auch deren periodenweise langfristige Umsetzung – und trägt Züge eines Expertenprogramms. Mit Heinz Faßmann wird ein international erfahrener Vollprofi zum Bundesminister bestellt. Welche Programmpunkte konkretisiert und umgesetzt werden, und ob sie förderliche Rahmenbedingungen für Forschung, Kunst und Innovation und für unsere Studierenden bringen, wird die Zukunft weisen: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

Besorgniserregend sind einige Personalentscheidungen von frisch angelobten Regierungsmitgliedern. Ein Klubobmann mit Saualm-Reflux-Ideen, ein Kabinettschef mit „Wehrsportübungs“-Vergangenheit, ein „unzensuriert.at“-Pressesprecher des Innenministeriums: Klingt nach Gruselkabinett, und erinnert an Donald Trump und Breitbart News.

Die 21 Universitäten erwarten die regierungsseitige Bestellung der Universitätsräte für deren fünfjährige Funktionsperiode ab 1. März 2018. Ich schreibe dies am 21. Dezember 2017, einem Verfassungs-Jubiläumstag. Heute vor 150 Jahren wurde Artikel 17 des Österreichischen Staatsgrundgesetzes erlassen, und trat tags darauf in Kraft: „Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei.“

Präsident Oliver VITOUCH

Rektor Universität Klagenfurt

INLAND

Gleichsam im Wochenintervall fielen in der heimischen Hochschulpolitik zur Monatsmitte zwei der wichtigsten Personalentscheidungen: Am 11. Dezember wählte die Universitätenkonferenz (uniko) Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, zur Nachfolgerin von Präsident Oliver Vitouch, Rektor der Universität Klagenfurt. Am darauffolgenden Samstag, 16. Dezember, präsentierte ÖVP-Obmann Sebastian Kurz, Bundeskanzler in spe, ein anderes Mitglied der uniko, den Vizerektor der Universität Wien Heinz Faßmann, als neuen für Wissenschaft zuständigen Bildungsminister im Rahmen seines neuen Regierungsteams, das am Montagvormittag vom Bundespräsidenten angelobt wurde. Nach Reinhold Mitterlehner und dessen Nachfolger Harald Mahrer betreut Heinz Faßmann nunmehr als dritter Ressortchef binnen eines Jahres die Agenden für Wissenschaft und Forschung.

Heftige Kritik übt der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Oliver Vitouch, wenige Tage nach Amtsantritt des neuen schwarz/türkisblauen Kabinetts von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an den jüngsten Personalentscheidungen von Mitgliedern der frisch angelobten Bundesregierung: „Ein Klubobmann, der Jörg Haiders Saualm-Internierung von Flüchtlingen im Marchfeld nachinszenieren will; ein Kabinettschef mit Nähe zu Langenloiser ‚Wehrsportübungen‘; ein Sprecher des Innenministeriums, der für das postfaktisch-hetzerische ,unzensuriert.at‘ steht: Das ist Trumpismus in Reinkultur“, erklärte Vitouch in einer Aussendung. „Solche Besetzungen stehen gewiss nicht für die in der Regierungsverantwortung gebotene konsequente Abgrenzung vom rechten Rand.“

Kurz vor Ende seiner Amtszeit als uniko-Präsident ließ es sich Rektor Oliver Vitouch nicht nehmen, in einer Pressekonferenz am 6. Dezember persönlich ein halbes Dutzend Botschaften über die „wirtschaft-lichen und gesellschaftlichen Effekte von Universitäten“ zu verkünden – als Essenz einer Studie, die das Wirtschafts-forschungsinstitut WIFO auf 180 Seiten dokumentiert hat. Allen voran: Österreichs Universitäten bringen substanziell mehr Steuergeld, als sie kosten: Ein in die Universitäten investierter Steuer-Euro rechnet und vermehrt sich schon nach drei bis fünf Jahren. Österreichs Universitäten sind EU-Spitzenreiter bei Kooperati­onen mit Unternehmen; sie bieten insgesamt 110.000 Arbeitsplätze, davon mehr als 58.000 direkt an den Universitäten; sie schaffen mit ihren Forschungsergebnis­sen hochwertige Jobs und tragen damit zur Entstehung neuer Branchen bei; sie heben die Berufschancen und die Steuerleistung ihrer Absolventinnen und Absolventen.

Der Zukauf von 75 Studienplätzen an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg durch den Bund um 9 Millionen Euro war Gegenstand der Beratungen in der Plenarsitzung der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) vom 11. Dezember 2017. Bei dieser Gelegenheit beschlossen die uniko-Mitglieder, einen offenen Brief betreffend die Subvention PMU an den zuständigen Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Harald Mahrer, zu richten. Darin heißt es: „Die Rektorinnen und Rektoren betrachten diesen Umgang mit Bundesmitteln nicht nur als einen Vertrauensbruch, sondern auch als eine äußerst fragwürdige rechtliche Konstruktion, die nicht ohne weiteres hingenommen werden kann.“

PERSONALIA

Mag. Eva Blimlinger (56), seit 2011 in der zweiten Amtsperiode Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, wurde von der Plenarversammlung der uniko am 11. Dezember an der Universität für Bodenkultur Wien zur neuen Präsidentin der Universitätenkonferenz gewählt. Sie studierte Deutsche Philologie, Geschichte und Sozialkunde Lehramt an der Universität Wien. 1991/1992 war sie Gleichbehandlungsbeauftragte der damaligen Österreichischen Rektorenkonferenz und 1992 bis 1999 Leiterin des Büros für Öffentlichkeitsarbeit an der Hochschule (Universität) für angewandte Kunst in Wien.

ZITAT DES MONATS

„Es war nicht notwendig, dass die Auftraggeber in die Wertschöpfungsstudie hineinintervenieren. Wir stehen hinter den Resultaten, sie sind wissenschaftlich belastbar.“

Mag. Dr. Jürgen Janger, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO und Leiter der WIFO-Wertschöpfungsstudie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und der uniko erstellt wurde und deren Ergebnisse am 6.12.2017 in einer Presskonferenz in Wien präsentiert wurden.

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