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NEWSLETTER 2/17

28.03.2017

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Plädoyer für mehr Chancengerechtigkeit

Impulse für bessere soziale Durchmischung an Universitäten

Der Zugang zu Hochschulbildung ist innerhalb der EU trotz Ausbau der Angebote immer noch stark von sozialer Herkunft geprägt – auch in Österreich. Trotz Bildungsexpansion ist die Wahrscheinlichkeit für Kinder aus bildungsnahen Familien zu studieren nach wie vor mehr als doppelt so hoch wie für Kinder, deren Eltern über keine Matura verfügen. Für Politik und Hochschulen zählt eine bessere soziale Durchmischung daher zu den großen Zielen. Denn warum sollte auf talentierte und leistungswillige Studierende mit hohem Potenzial verzichtet werden? Mancherorts herrscht die Meinung, dass aufgrund des freien Hochschulzugangs ohnehin gleiche Chancen für alle bestehen. Doch trotz „Gratisstudium“ und Stipendiensystem, ein wichtiger Bestandteil des Bildungssystems, herrscht keine sozial repräsentative Zusammensetzung der Studierenden.

Studieren ist nicht ausschließlich eine Frage des finanziellen Kapitals. Vielmehr verlangt ein Universitätsstudium vor allem Selbstorganisation und die Fähigkeit, sich auf universitärem Boden zurechtzufinden. Jungen Menschen aus weniger bildungsaffinen Milieus mangelt es nicht per se an Talenten oder Leistungsfähigkeit. Vielmehr fehlt es oft am kulturellen Kapital, also am Wissen, wie Universitäten funktionieren, was dort erwartet wird – und oft fehlt einfach nur die Ermutigung, ein universitäres Studium in Betracht zu ziehen oder bei den ersten Problemen nicht gleich aufzugeben. Derartige Unterstützungen erhalten junge Menschen auf selbstverständliche Weise über ihr Elternhaus. Es macht daher einen großen Unterschied, ob solches Wissen in den Familien vorhanden ist.

Informationskapital. First academics verfügen oftmals über kein entsprechendes Netzwerk aus Verwandten, Freundinnen und Freunden, können dadurch auf weniger „Informationskapital“ zurückgreifen und finden sich somit an der Universität schwerer zurecht. Aber begabte Studierende befinden sich in allen gesellschaftlichen Schichten, gehören aufgespürt und gefördert. Dazu braucht es umfassende Programme, die eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Universitäten miteinbeziehen.

An der WU findet in diesem Bereich nicht nur relevante Forschung statt, diverse Unterstützungsangebote für so genannte nicht-traditionelle Studierende werden bereits umgesetzt, um die soziale Durchmischung zu erhöhen. Im Rahmen des Projekts „WU@School“ besuchen WU-Botschafterinnen und Botschafter NMS-, AHS- und BHS-Schulen, um ihnen das Studienangebot vorzustellen. Schulen kommen auch regelmäßig auf den Campus, um sich vor Ort zu informieren und nutzen die Möglichkeit, Pre-Study-Workshops zu buchen. Einer dient z.B. der Vermittlung der Unterschiede von Schule/Universität und Fachhochschule/Universität.

Stipendienprogramm. Seit vergangenem Jahr gibt es auch das Stipendienprogramm „WU4You“, das begabten Schülerinnen und Schülern aus einkommensschwachen Familien ein Studium ermöglicht und diese fördert. Die Stipendienbezieherinnen und -bezieher nehmen am Mentoring@WU-Programm teil (höhersemestrige Studierende begleiten Studienanfängerinnen und -anfänger), werden aber auch individuell betreut und gecoacht.

Ein eigenständiges Projekt unterstützt Schülerinnen und Schüler bei der Orientierung und Bewältigung des herausfordernden Bildungsübergangs. In Zusammenarbeit mit ausgewählten Pilot-BHS-Schulstandorten in Wien werden Unterstützungsworkshops und -module erarbeitet. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf das universitäre Umfeld, auf das Anforderungsprofil, auf benötigte akademische Skills, sprachliche Fähigkeiten und Selbstorganisation. Auch hier stehen Jugendliche, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft oftmals den Schritt in die dritte Ausbildungsstufe trotz eines hohen Leistungspotentials nicht wagen, im Fokus.

Ganzheitliche Sicht. Das Thema soziale Repräsentation an den Universitäten ist jedenfalls sehr vielschichtig und muss ganzheitlich gesehen werden. Universitäten können daher nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten Anstrengungen unternehmen. Die wirksamsten Maßnahmen für bessere soziale Durchmischung müssen natürlich bereits in der Schule gesetzt werden.

Vizepräsidentin Edeltraud HANAPPI-EGGER
Rektorin Wirtschaftsuniversität Wien 

INLAND

Just an den Iden des März 2017 hat die ÖH-Fraktion der Grünen in die Räumlichkeiten des „Depot“ hinterm Wiener Museumsquartier zur Diskussion über das in Frageform gekleidete Reizthema „Neoliberale Hochschule?“ geladen. Die Gäste am Podium: Oliver Vitouch, Präsident der uniko, Katharina T. Paul, Politikwissenschafterin und Sigrid Maurer, Wissenschaftssprecherin der Grünen. Nicht einmal eine halbe Stunde war vergangen, da verformt sich das Frage- zum Rufzeichen, und die vormalige ÖH-Vorsitzende Maurer (2009 bis 2011) holt die verbale Keule hervor. Sie geißelt die derzeitige Studieneingangsphase STEOP und den „total zynischen Zugang“, womit schon vor Studienbeginn Drop-Outs produziert würden. Vitouchs entwaffnender Konter lässt nicht lange auf sich warten: „Die Welt hat sich verändert.“

Die Liste der „Top Arbeitgeber 2017“ in Österreich förderte ein für die heimischen Universitäten erfreuliches Ergebnis zutage: Unter den einhundert Dienstgebern mit Bestnoten wurden auch sieben öffentliche Universitäten gereiht, und zwar: Universität Mozarteum Salzburg (Platz 12), Universität Innsbruck (20), Universität Linz (41), Universität Salzburg (74), TU Wien (79), TU Graz (99), Medizinische Universität Graz (100). Die ersten drei Ränge nehmen BMW Motoren Steyr, Austro Control und Brau Union ein. Die 300 „Top Arbeitgeber 2017“ wurden Ende Februar in dem nationalen Titel trend, Ausgabe trend.PREMIUM, 08/2017, öffentlich präsentiert.

INTERNATIONALES

Am Samstag, den 22. April, findet der Vienna March for Science statt, getragen von einer „umfassenden Allianz von Menschen in der Wissenschaft und Menschen mit Interesse an der Wissenschaft“, wie die Initiative auf Ihrer Homepage festhält. Einige Rektorinnen und Rektoren der heimischen Universitäten sind der Einladung, sich in die Unterstützerliste einzutragen, bereits aus eigenem Antrieb gefolgt. Anlässlich seiner gestrigen Sitzung beschloss das Präsidium der Universitätenkonferenz (uniko) auf Vorschlag von Präsident Oliver Vitouch, sich als Institution dem Aufruf zum Vienna March for Science anzuschließen.

Die Universitäten seien frei nach Konrad Paul Liessmann „der Inbegriff dessen, was man Urbanität nennen könnte", erklärte der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko) und Rektor der Universität Klagenfurt Oliver Vitouch in seinem Grußwort anlässlich der von der Universität Innsbruck und der uniko gemeinsam ausgerichteten international besetzten Tagung Mapping UniverCities. Rektoratsmitglieder, prominente Wissenschafterinnen und Wissenschafter sowie Studierende aus dem In- und Ausland hatten sich am 23. und 24. Feber an der Leopold-Franzens-Universität eingefunden, um unter der Moderation von PULS-4-Informationsdirektorin Corinna Milborn in Vorträgen, Diskussionen und Projektvorstellungen der „Vermessung der Beziehungen von Universität und Stadt“ auf den Grund zu gehen.

PUBLIKATION

„Facetten von Flucht aus dem Nahen und Mittleren Osten“: Unter diesem Buchtitel haben die Herausgeber Susanne Binder, Gebhard Fartacek auf 320 Seiten Beiträge über Herkunftsregionen und Hintergründe aktueller Fluchtbewegungen gesammelt. Im Fokus stehen sozialanthropologische Ansätze der Flüchtlingsforschung, Flüchtlingsrouten, Aspekte des Asylwesens, praktische Beratungsarbeit und Integrationsinitiativen im Aufnahmeland sowie psychotherapeutische Perspektiven, die von 18 Autorinnen und Autoren, darunter uniko-Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli, beleuchtet werden. Den Abschluss bilden Rekonstruktionen von gedachten und gelebten Zugehörigkeiten oder Abgrenzungen zu kriegerischen Entwicklungen in Syrien, die entlang narrativer Interviews mit Geflüchteten erhoben wurden.

ZITAT DES MONATS

„Die jungen Grünen haben völlig recht: Der Titel Professor (bzw. Professorin) für Lehrer und Lehrerinnen unterhalb des Universitätsbereichs gehört ersatzlos abgeschafft . . . Die andere Möglichkeit wäre, aus Gründen der Gerechtigkeit ausnahmslos alle österreichischen Babys bei Ausstellung des Geburtsscheins zu Professoren zu ernennen und ihnen somit den Lebensweg ein wenig zu verschönern.“

Aus dem Leserbrief von Karl Steinkogler aus Ebensee (OÖ) an DIE PRESSE, Ausgabe vom 24. März 2017.

 

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