NEWSLETTER 4/06
09.06.2006
Eigentlich sollten die Jubelmeldungen über die Annäherung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft keine Zweifel aufkommen lassen: Die Kompetenzzentren haben sich nach Aussagen aller Beteiligter durch den Tatendrang akademischen Forschergeistes zur Erfolgsstory entwickelt. In den außeruniversitären Forschungs- und Innovationseinrichtungen der Bundesländer wird die Zusammenarbeit mit dem Personal aus den Universitäten in höchsten Tönen gerühmt. Und die rasante Entwicklung der Fachhochschulen gilt – mit kräftiger Unterstützung von Lehrenden aus wissenschaftlichen und technischen Universitäten – ohnehin als Vorzeigemodell der vergangenen Jahre. Erfolge am laufenden Band, wohin man blickt. Aber zu welchem Preis?

INLAND
Die ehrwürdige Aula der Akademie der Bildenden Künste als Schauplatz für einen „Millionen-Deal“: Ende Mai unterzeichneten die Verantwortlichen der Stadt Wien, Vizebürgermeister Sepp Rieder und Wissenschafts-stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, mit den Rektoren der neun Wiener Universitäten eine Vereinbarung über die Refundierung der Grundsteuer in Höhe von vorläufig 1,3 Millionen Euro pro Jahr (siehe Foto). Mit dieser rückwirkend ab 1. Jänner 2006 geltenden Abmachung wird eine steuerliche Mehrbelastung der Universitäten ausgeglichen, die im Zuge der Ausgliederung bzw. der Übernahme der Universitätsgebäude durch die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) aufgetreten war.
Vision, Geld und Geduld – so lauten nach den Worten von Haim Harari die drei wesentlichen Voraussetzungen für das Gelingen des Prestigeprojektes ISTA (Institute of Science and Technology – Austria), das sich die Bundesregierung auf die Fahnen geheftet hat. Als Mitglied des dreiköpfigen „International Commitees“ des ISTA machte der frühere Leiter des Weizmann Institutes (Israel) Harari bei der Präsentation des Abschlussberichtes am Dienstag nach Pfingsten deutlich, welcher Punkt an der Spitze der schriftlichen Empfehlungen steht: Das ISTA müsse von einem „unabhängigen Kuratorium“ geleitet werden, bestehend zur Hälfte aus international erfahrenen Wissenschaftern und zur anderen Hälfte aus politisch unabhängigen Persönlichkeiten. Dieses Gremium bestimmt den ersten Präsidenten, dieser soll den Geschäftsführer ernennen.
Um mehr Frauen in die Forschung zu bringen, ist es nach Ansicht des EU- Kommissars für Forschung Janez Potocnik nötig, dass Politik, Universitäten und Betriebe mitspielen. Dabei sei das richtige Klima wichtiger als irgendwelche Quoten, sagte Potocnik bei einer Pressekonferenz anlässlich der „European Conference Researching Women in Science and Technology", die Mitte Mai in Wien über die Bühne ging. Präsentiert wurde am Kongress auch die jüngste „She Figures“-Erhebung mit Schlüsselzahlen über die Präsenz von Frauen in wissenschaftlichen Berufen, der zufolge Österreich in puncto Frauenanteil in der Forschung nachhinkt.
Die EU-Kommission hat grundsätzliche Fragen zur Zukunft des geplanten Europäischen Technologieinstitutes (EIT), das ein Flaggschiff der Forschung in der Union werden soll, offen gelassen. Bildungskommissar Jan Figel kündigte diese Woche in Brüssel die Vorbereitung eines Gesetzentwurfs bis Herbst an. Offen bleibt nach wie vor der künftige Sitz des Verwaltungsausschusses und die Finanzierung. Figel schloss ein Scheitern des Projektes nicht aus: Es könne sein, dass sich die EU-Staaten nicht einig werden, meinte er.
PERSONALIA

Rektor Heinrich MAYR
Inauguration von Heinrich Mayr als neuer Rektor in Klagenfurt
An der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ist am 22. Mai der neue Rektor Heinrich C. Mayr inauguriert worden. Der 57-jährige Professor für Praktische Informatik folgt dem im August vergangenen Jahres verstorbenen Günther Hödl nach. Mayr war im Februar vom Universitätsrat einstimmig gewählt worden. Bis zu seiner Wahl war er Dekan der Klagenfurter Wirtschaftsfakultät. Die wichtigsten Vorhaben des neuen Rektors: die Konsolidierung des Budgets und der Aufbau einer Technischen Fakultät.

Rektor Reinhart von GUTZEIT
Reinhart von Gutzeit zum neuen Mozarteum-Rektor gewählt
Die Salzburger Kunstuniversität Mozarteum hat einen neuen Rektor. Der 1947 in Berlin geborene Reinhart von Gutzeit ist ausgebildeter Musiker und Germanist, war zuletzt Rektor der Bruckner-Privatuniversität in Linz und wird als Nachfolger von Roland Haas ab Oktober für die kommenden vier Jahre das Mozarteum leiten. Der vom Universitätsrat aus einem Dreier-Vorschlag gewählte neue Rektor habe die überzeugendsten Konzepte für die Zukunft des Mozarteums vorgelegt, begründete der Vorsitzende des Unirates, Friedrich Urban, die Entscheidung. Gutzeit will seine künftige Aufgabe unter dem Motto „Blick nach vorne, offener Dialog, Toleranz“ in Angriff nehmen.

Mag. Doris Schöberl
Doris Schöberl ist neue Vize-Generalsekretärin in der ÖRK
Mit Anfang Mai wurde die Referentin für Rechtsfragen und den Dachverband der Universitäten, Mag. Doris Schöberl, mit der Funktion der Stellvertretenden Generalsekretärin in der Österreichischen Rektorenkonferenz (ÖRK) betraut. Die studierte Juristin und Absolventin der Johannes-Kepler-Universität Linz ist seit 2004 bei der ÖRK und tritt in ihrem neuen Amt die Nachfolge von Mag. Julia Prikoszovits an, die nunmehr als Generalsekretärin im Wissenschaftsrat tätig ist.
ZITAT DES MONATS
„Wir haben beschlossen, uns nicht auf dem Rücken der Universitäten zu bereichern.“
Wiens Vizebürgermeister Sepp Rieder (SPÖ) anlässlich der Unterzeichnung des Memorandums über die Refundierung der Grundsteuer am 29. Mai 2006.
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