NEWSLETTER 2/07
05.03.2007

Rektor Hans Sünkel
Saudi-Arabien im 21. Jahrhundert - eine absolute Monarchie, keine Trennung von Religion und Politik, Geschlechtertrennung in Bildungseinrichtungen, Religionspolizei und die untergeordnete Rolle der Frau machen dieses Gesellschaftssystem für westliche Besucher schwer verständlich. Daher war es für die Leitungen der österreichischen Universitäten höchst erfreulich, offiziell von Saudi-Arabien zu einem Besuch eingeladen worden zu sein, um sich ein Bild von Bildung und Forschung im Land machen zu können. Dieses Angebot wurde dankend und gerne angenommen, und – um es vorwegzunehmen – die sechs Tage der Saudi-Arabien-Reise waren außerordentlich bereichernd.
Die Frage nach fehlenden Studienplätzen für Österreicher, speziell an den Medizin-Universitäten, lockte am letzten Sonntag im Februar immerhin 342.000 heimische Zuseher vor die Fernsehschirme. Der Präsident der Österreichischen Rektorenkonferenz, Christoph Badelt, nützte die Gelegenheit, um als Gast in der abendlichen ORF-Diskussionsrunde „Offen gesagt“ vor einem interessierten Massenpublikum in dem Dauerkonflikt zwischen den österreichischen Regierungsstellen und der EU-Kommission um den – beschränkten – Zugang ausländischer Studierender an Österreichs Universitäten Stellung zu nehmen.
Die Stadt Wien steckt eine Million Euro in die Infrastruktur der Universitäten. Das Geld stammt aus der Grundsteuer, die der Bund seit 2006 bei den Unis einnimmt und an die Gebietskörperschaften weiter gibt. In Wien hat man sich dazu entschlossen, dieses Geld für ein „Universitäts-Infrastrukturprogramm" (UIP) zu verwenden. Acht Projekte werden heuer gefördert, Ende Februar wurden sie präsentiert.

Wien zahlt eine Million Euro für Uni-Infrastruktur
Im April 2005 hat die Österreichische Rektorenkonferenz (ÖRK) erstmals auf die untragbaren Entwicklungen für die heimischen Universitäten als Folge der Verschärfungen des Fremdenrechts hingewiesen. Fast zwei Jahre später und fünf Monate nach der geschlagenen Nationalratswahl zieht der Vorsitzende des ÖRK-Forums Internationales, TU-Wien-Vizerektor Hans Kaiser, eine ernüchternde Bilanz: Er sei von den zuständigen Stellen auf Regierungs- und Behördenebene „schwer enttäuscht“. Im Herbst vergangenen Jahres habe es Gespräche zwischen Vertretern des Innen- und Wissenschaftsministeriums mit der ÖRK gegeben, bei denen Verbesserungen durch eine Neuinterpretation der Gesetze angekündigt wurden. „Mittlerweile ist klar“, so Kaiser, „dass sich von den Versprechungen kaum etwas bewahrheitet hat.“ Die Zusagen vor dem Wahltermin, man würde die Schärfen und Kanten des Gesetzeswerks abschleifen, wurden „nicht eingehalten“.
Mit zweiwöchiger Verspätung stieß die Hiobsbotschaft vom wachsenden deutschen „Studierendenberg“ auch in Österreich auf ein mediales Echo. Der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, wies Ende Februar gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“ als erster darauf hin, welch unheilvolles Szenario Deutschlands Politikern und Hochschulverantwortlichen derzeit Kopfzerbrechen bereitet: Die doppelten deutschen Abiturjahrgänge, bedingt durch die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre, werden spätestens ab 2011 mit geschätzten 80.000 zusätzlich Studierenden eine neue Flut an Studienanfänger/innen produzieren, die sich unausweichlich auch nach Österreich ergießen wird.
KURZMELDUNG
Elite-Uni: Hahn rechnet mit ISTA-Start um den Jahreswechsel
Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) rechnet mit einem Start der wissenschaftlichen Arbeiten am geplanten Institute of Science and Technology (ISTA) noch Ende des heurigen bzw. Anfang des kommenden Jahres. Es gehe noch heuer um die Findung von Mitarbeitern, die dann um den Jahreswechsel ihre Arbeit aufnehmen könnten, so Hahn bei einer Pressekonferenz Ende Februar in Wien. Der Wissenschaftsminister ist damit etwas optimistischer als etwa der Leiter des Executive Committee des ISTA, Haim Harari. Dieser hatte tags zuvor erklärt, dass erste Gebäude für die Forschungseinrichtung vermutlich erst im April 2008 fertig sein werden. Es werde mindestens fünf Jahre dauern, bis ein wissenschaftlicher Impact zu sehen ist und mindestens zehn Jahre zur Weltspitze. (APA)
ZITAT DES MONATS
„Ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, eine Lösung zu finden, die dem europäischen Recht und den Interessen der österreichischen Bevölkerung gerecht wird."
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer über den Konflikt um die Medizinerquote an Österreichs Universitäten bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso in Wien am 1. März 2007.
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