NEWSLETTER 8/07
27.11.2007

Rektor Schütz
Universitäten sind als Körperschaften öffentlichen Rechts haft- und strafbar, wenn seitens des Arbeitsinspektorats Arbeitszeitüberschreitungen zur Anzeige gebracht werden. Das war vor dem 1.1.2004, als Universitäten noch nachgeordnete Dienststellen des Bundes waren, nicht nur nicht der Fall, sondern Verwaltungsstrafen können für Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Gemeinden) gar nicht verhängt werden! Besonders hart trifft diese Haftungspflicht die Medizinischen Universitäten, die für ihre im jeweiligen Universitätsspital tätigen Ärztinnen und Ärzte das Krankenanstalten-Ärztearbeitszeitgesetz (KA-AZG) zu beachten haben. Medizinische Universitäten haben keineswegs den Spielraum eines ausgelagerten Spitalsträgers, die ärztliche Arbeitszeit gesetzeskonform einzuhalten.
Je nach Standort stellt sich zur Halbzeit der Publikumsandrang an den „Willkommen Bachelor“-Informationsabenden von Wirtschaftskammer und Rektorenkonferenz höchst unterschiedlich dar. Während am 20. November an der Universität Innsbruck, bei der ersten von vier Veranstaltungen, 150 Personen die Diskussion am Podium verfolgten, fanden sich tags darauf an der Universität Salzburg nur drei Dutzend Interessierte ein. Dabei hätte sich der qualitativ hoch stehende Meinungsaustausch zwischen Universitätsangehörigen und Wirtschaftstreibenden über die Erwartungen an die künftigen Absolventen/innen der neuen sechssemestrigen Studienrichtungen durchaus mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient.
Noch bevor beim Jubiläumsfest anlässlich 40 Jahre Wissenschaftsfonds (FWF) Mitte November zu viel Nostalgie bei den anwesenden Ehrengästen aufkam, ließ FWF-Präsident Christoph Kratky die wissenschaftliche Welt von gestern mit nüchternen Kennzahlen Revue passieren: „In den sechziger Jahren war die Forschungsquote Österreichs gleich hoch wie jene von Ghana.“ Während in den Anfängen des Fonds mehr als 90 Prozent der eingereichten Projekte gefördert wurden, ist die Förderquote mittlerweile auf 35 Prozent gesunken. Laut Kratky wurden in früheren Jahren mit den Fördermitteln fast nur Materialkosten abgedeckt, heute hingegen machten die Personalkosten 80 Prozent der Gelder aus – ein Beleg für den Wandel des FWF „vom Subventionsgeber zum Forschungsfinanzierer“.
Nach einer emotionell geführten Plenardebatte beschloss der Nationalrat am 7. November die Verlängerung der Zugangbeschränkungen in sechs Fächern, nämlich Humanmedizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Psychologie, Publizistik und Betriebswirtschaftslehre um weitere zwei Jahre ab Anfang 2008. Der Wissenschaftsminister wurde in der Novelle des UG 2002 ermächtigt, auch für Biologie und Pharmazie für den Fall einer „erhöhten Nachfrage ausländischer Staatsangehöriger“ Beschränkungen einzuführen. Gleichzeitig überraschten die Regierungsfraktionen in der Sitzung des Nationalrats mit dem Versprechen, bis 2020 zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für die Hochschulen auszuschütten. Ein entsprechender Entschließungsantrag wurde einstimmig angenommen.
Universitäten in Brünn (Brno), Preßburg (Bratislava) und Wien wollen enger als schon bisher kooperieren. Eine Delegation der Universität Brünn und der Technischen Universität Brünn war Anfang November auf Einladung des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa zu Gesprächen in Wien und informiert Wiener Universitäten, die Donau-Universität Krems und auch Firmen über die Leistungen der tschechischen Wissenschafter.
PERSONALIA
Rektor Schmidinger leitet interimistisch Forum Budget
Der Rektor der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, wurde bei der jüngsten Sitzung des Forums Budget als Nachfolger von Manfried Gantner zum interimistischen Vorsitzenden des Forums bestellt. Er wird auch das kommende Forum Budget am 14.1.2008 leiten.
ZITAT DES MONATS
„Nehmen wir ernst, was wir Österreich heute versprechen: nämlich, dass wir das Jammertal, in dem sich die Universitäten in den letzten Jahren befunden haben, endgültig verlassen und das nächste Jahrzehnt zum Jahrzehnt der Universitäten machen.“
SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal bei seiner Rede in der Plenardebatte des Nationalrats am 7. November 2007.
Druckansicht »