NEWSLETTER 6/08
13.11.2008

Rektor Schütz
Der in der Nationalratsitzung vom 24.9.2008 beschlossene Stufenplan zur 70%igen Steigerung der Zahl der Studienanfänger/innen in den medizinischen Diplomstudien ist mit den derzeitigen Personalressourcen und mit der bestehenden Infrastruktur der Medizinischen Universität Wien (MUW) nicht verwirklichbar, um Studierende auf Basis der bestehenden Curricula auszubilden. Ein an die vermehrt zu erwartenden Studierenden eigens angepasstes Curriculum hätte keinen Qualitätsanspruch mehr und ist von der MUW schon deshalb nicht zu verantworten, weil es keinem Patienten zumutbar wäre, von solchen Ärzten später behandelt zu werden. Außerdem fehlen zur Erhöhung der Platzzahl für Medizin und Zahnmedizin in der UG-Novellierung jegliche Erläuterungen.
_med.jpg)
INLAND
Der Andrang der Medienvertreter/innen zur Pressekonferenz von uniko-Präsident Christoph Badelt war unerwartet groß: Am 27. Oktober hatten sich Journalistinnen und Journalisten von sämtlichen überregionalen Tageszeitungen, einer Wochenzeitung sowie Kollegen aus dem Hörfunk im Cafe Landtmann eingefunden, um das Forderungsprogramm der Österreichischen Universitätenkonferenz gleichsam aus erster Hand entgegenzunehmen. Rektor Badelt präsentierte, flankiert von uniko-Generalsekretär Heribert Wulz, die bildungs- und wissenschaftspolitischen Positionen der Universitätenkonferenz und äußerte die Hoffnung, dass dieses Programm bei den derzeit laufenden Koalitionsgesprächen berücksichtigt wird.
Auch das Präsidium der Universitätenkonferenz (uniko) befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Problematik der Ausnahmeregelungen für die Studiengebühren. Der Unmut des Präsidiums kam nicht nur in einem APA-Interview am 5. November zum Ausdruck, worin uniko-Präsident Christoph Badelt vor „chaotischen Zuständen“ warnte und eine dringende Änderung der UG-Novelle forderte. Der Rektorenchef appellierte in Briefen auch an die Koalitionsverhandler in Gestalt von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) und Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SP) eindringlich, „ehest möglich auf eine Vereinfachung des betreffenden Regelwerks“ hinzuwirken. Hahn versprach mittlerweile öffentlich, die Belastungen für die Universitäten möglichst gering halten zu wollen.
Das gärende Unbehagen mit der laufenden Umstellung der Curricula auf die zwei- bzw. dreistufige Bologna-Studienarchitektur ließ sich im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie Mitte Oktober offenbar nicht mehr unterdrücken: „Wir ersticken in einem Studienreform-Desaster“, ärgerte sich der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Internationalisierung – ohne Wenn und Aber?“ anlässlich des vom Akademiker-Finanzberater MLP ausgerichteten Hochschultages in Berlin. Von Bologna seien nur „Versatzstücke“, wie sechs plus vier Semester für Bachelor und Master, übernommen worden, Leidtragende wären zwei Millionen Studierende. „Nutzt das den Studierenden? – Diese Frage wird viel zu wenig gestellt“, fügte Kempen hinzu.
Berlin - Trotz Finanzkrise hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Bund und Länder aufgefordert, in den nächsten fünf Jahren 13 Milliarden Euro zusätzlich in den Hochschulbereich zu investieren. „Die begabten jungen Leute zu fördern, ist auch volkswirtschaftlich das Gebot der Stunde", sagte HRK-Präsidentin Margret Wintermantel Mitte Oktober in Berlin. Die von Bildungsministerin Annette Schavan angekündigten sechs Milliarden Euro bis 2012 für den gesamten Bildungsbereich seien „deutlich zu wenig".
PERSONALIA
Schweizer wird Präsident der European University Association
Bern - Der Schweizer Rechtsprofessor Jean-Marc Rapp wird Präsident der European University Association (EUA), in der über 800 Universitäten aus 46 europäischen Ländern zusammenarbeiten. Der frühere Rektor der Universität Lausanne wird das Amt im April 2009 antreten und damit dem seit 2005 amtierenden Präsidenten, Rektor Georg Winckler (Universität Wien), nachfolgen. Rapp ist seit 1989 ordentlicher Professor für Handels- und Vertragsrecht an der Universität Lausanne. Von 1999 bis 2006 leitete er die Universität Lausanne als Rektor, von 2002 bis 2006 war er zudem Präsident der CRUS. Seit einem Jahr ist Rapp Vizepräsident der European University Association. (APA/sda)
Heribert Wulz wird neuer Vorsitzender der Generalsekretäre in der EUA
Die Gruppe der Generalsekretäre von 34 nationalen Rektorenkonferenzen innerhalb der EUA hat bei ihrer jüngsten Sitzung in Rotterdam den Generalsekretär der Österreichischen Universitätenkonferenz, Heribert Wulz, zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Wulz wird das Amt als Nachfolger des Letten Andrejs Rauhvargers mit Anfang 2009 bekleiden.
ZITAT DES MONATS
„Es ist sinnlos, Universitäten, die weder Studienbeschränkungen noch Studiengebühren kennen, unter den Bedingungen des freien Hochschulzugangs bei sinkenden Budgets in einen Wettbewerb mit Fachhochschulen und ausländischen Universitäten zu hetzen, die unter ganz anderen Voraussetzungen arbeiten."
Univ.-Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann, Vizedekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien, in einer Stellungnahme gegenüber der APA am 28. Oktober 2008.
Druckansicht »