NEWSLETTER 6/09
30.09.2009

Vizerektor Rudolf MOSLER
Die österreichischen Universitäten sind am Beginn des neuen Studienjahres mit einem erheblichen Zuwachs an Studierenden konfrontiert, der unterschiedliche Ursachen hat. Ein (kleinerer) Teil des Anstiegs lässt sich mit dem langjährigen und durchaus erfreulichen Trend erklären, dass sich immer mehr, vor allem junge Leute dazu entschließen, ein Universitätsstudium zu beginnen. Dazu kommen heuer aber spezifische Ursachen, die auf politische Entscheidungen zurückgehen. Mit den Änderungen des Universitätsgesetzes 2002 wurden zunächst die Studiengebühren für einen Großteil der Studierenden abgeschafft (genauer: die Ausnahmen erheblich erweitert) und den Unis jüngst noch die bis dahin vorgesehene Möglichkeit von Zugangsbeschränkungen in Kommunikationswissenschaften und Publizistik sowie Betriebswirtschaft untersagt. Der seit Jahren zu beobachtende Trend zu einigen wenigen großen Studienrichtungen wird damit weiter verschärft.
Der aufgestaute Unmut über die Vorgangsweise des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (BMWF) im Vorfeld der angelaufenen Verhandlungen zu den Leistungsvereinbarungen (LV) brachte in der zweiten Septemberhälfte bei einigen Rektoren die Stimmung auf den Siedepunkt. WU-Rektor Christoph Badelt nahm sich als Präsident der Universitätenkonferenz (uniko) angesichts des „inakzeptablen“ Stils und Inhalts des jüngsten entsprechenden BMWF-Schreibens an die Universitätsleitungen kein Blatt mehr vor den Mund: Er sprach gegenüber der APA von einem „Diktat“ des Ministeriums, das in diesem Tonfall nicht dem partnerschaftlichen Verhandlungsprozess entspreche. Noch drastischer hatte sich einige Tage zuvor der Rektor der Montanuniversität Leoben, Wolfhard Wegscheider, geäußert, der vor Journalisten das Wissenschaftsressort beschuldigte, „die Universitäten zu vergewaltigen“.
Humboldt, Bologna und andere Bedeutungsträger der Hohen Schulen waren bereits auf ihren Wahrheitsgehalt abgeklopft, da meldete sich am Podium des Großen Kassensaals der Österreichischen Nationalbank der Politologe Anton Pelinka zu Wort: „Die Lebenslüge des freien Zugangs ist den Universitäten durch politisches Dogma vorgeschrieben“, dozierte der prominente Wissenschafter, derzeit Professor an der Central European University in Budapest, im Rahmen einer Diskussion über die gesellschaftliche Rolle der Universitäten. Pelinkas Begründung: „Die Vorstellung, dass der freie Hochschulzugang soziale Gerechtigkeit bringt, führt in die Irre.“ Würde man „endlich“ beginnen, den freien Zugang bei den Masterstudiengängen aufzuheben, würden die österreichischen Universitäten auch im europäischen Wettbewerb besser dastehen.
Für Beobachter aus Deutschland steckt die kleine akademische Welt beim südlichen Nachbarn noch immer voller Rätsel. Und so zitierte Anke Hanft, Professorin an der Universität Oldenburg, vor einem mäßig überraschten Publikum an der Technischen Universität Wien, was ihr jüngst ein hiesiger Student über das Motiv seiner Studienwahl verraten hatte: „Ich habe keinen Platz an der Fachhochschule gekriegt, daher musste ich an die Universität gehen.“ Den Präsidenten des Fachhochschulrates, Leopold März, brachte Hanft – sie ist Leiterin der Wissenschaftlichen Steuerungsgruppe der AQA – damit nicht in Verlegenheit: „Ich bin schon als Rektor für Zugangssteuerung eingetreten und bin ebenso für die Wiedereinführung der Studiengebühren“, erklärte der vormalige Leiter der Universität für Bodenkultur. Die Universitäten seien „benachteiligt“, weil sie derzeit die Zahl der Interessenten abwarten müssten, bevor sie darauf reagieren könnten.
Den ungelösten Fragen des Bologna-Prozesses widmeten sich die Spitzenvertreter der drei deutschsprachigen Rektorenkonferenzen CRUS (Schweiz), HRK (Deutschland) und uniko im Rahmen des traditionellen „Trilateralen Treffens“, das am 24. und 25. September auf Einladung der Österreichischen Universitätenkonferenz in Salzburg stattfand. Anders als dies derzeit in Deutschland zu beobachten ist, sei man in der Schweiz nach den Worten des Rektors der Universität Zürich, Andreas Fischer, nicht mit Unzufriedenheit der Studierenden konfrontiert: Diese hätten die Umstellung der Studienarchitektur auf Bologna „gut mitgemacht“, der Prozess werde nächstes Jahr weitgehend abgeschlossen sein.
PERSONALIA

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Heinrich Mayr als Rektor der Universität Klagenfurt wiedergewählt
Der amtierende Rektor der Universität Klagenfurt, Heinrich Mayr, wurde für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Wie die Universität bekannt gab, wurde der Informatiker (Jahrgang 1948) mit 21 von 23 Stimmen im Senat und mit Einstimmigkeit im Universitätsrat wiedergewählt. Seine zweite Amtszeit wird Mayr mit April 2010 antreten. Mayr ist seit 1990 Professor für Praktische Informatik am Institut für Angewandte Informatik Uni Klagenfurt, bis 2006 war er außerdem Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Informatik der Universität Klagenfurt, seit 2008 ist er auch Vorsitzender des Forums Budget der Österreichischen Universitätenkonferenz. (APA)
ZITAT DES MONATS
“But universities also need to be more modern. Some would say that’s impossible . . . I heard a somewhat ironic comment once when someone said: ‘Trying to reform a university is like rebuilding a grave-yard – you won’t get much help from the inside’.”
Der schwedische Wissenschaftsminister Tobias Krantz anlässlich der Eröffnung der Konferenz „Knowledge Triangle – Shaping the future of Europe” in Göteborg am 31. August 2009.
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