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NEWSLETTER 2/10

17.03.2010

KOMMENTAR

„Die Gelehrte" ist ein treffender Beiname Bolognas, und so erscheint es stimmig, dass diese Stadt dem politischen Prozess zur Schaffung eines Europäischen Hochschulraumes den Namen gegeben hat. Betrachtet man aber die öffentliche Diskussion, die sich dazu, besonders auch in den Studierendenprotesten im Herbst 2009 entfaltet hat, möchte man meinen, „Bologna" stünde nicht als Synonym für die Wiege der europäischen Universitätsidee, sondern im Gegenteil für deren Untergang.

EUROPÄISCHER HOCHSCHULRAUM

Die lautstarke Begleitmusik zur zehnjährigen Bologna-Jubiläumskonferenz dürfte den Eindruck auf Europas Bildungsminister/innen nicht verfehlt haben. Am Tag nach den Blockaden und Protestzügen von Hunderten Studierenden in der Wiener Innenstadt und der abendlichen Festveranstaltung in der Wiener Hofburg für die Kongressteilnehmer veröffentlichen die Politiker/innen jener 47 am Europäischen Hochschulraum teilnehmenden Länder die „Budapest-Wien-Deklaration“, in der sich die Unterfertigten symbolisch auf die Brust klopften: „Die jüngsten Proteste in einigen Ländern - teils auch gegen Entwicklungen und Maßnahmen, die sich nicht auf den Bologna-Prozess beziehen - haben uns daran erinnert, dass einige der Bologna-Ziele und -Reformen nicht richtig durchgeführt und erklärt wurden. Wir anerkennen die kritischen Stimmen unter dem Universitätspersonal und den Studierenden und werden auf sie hören“, heißt es in der Erklärung.

Mit einer medialen Offensive hatten sich einige Präsidiumsmitglieder der Universitätenkonferenz (uniko) schon im Vorfeld der Bologna-Konferenz zu Wort gemeldet. Eine Woche vor Beginn der zweitägigen Jubiläumsveranstaltung empfingen uniko-Präsident Hans Sünkel, Rektor der TU Graz, und Georg Winckler, Rektor der Universität Wien, die Vertreter/innen von Printmedien, Hörfunk und Fernsehen zu einer „kritischen Standortbestimmung“ im Rahmen einer Pressekonferenz. Wenige Tage später luden Mitglieder des uniko-Forums Lehre, an der Spitze WU-Rektor Christoph Badelt und Vizerektor Arthur Mettinger von der Uni Wien, zu einem Hintergrundgespräch mit dem Thema „Bologna von innen“. Tenor in beiden Veranstaltungen: Ein negatives Pauschalurteil über die Umsetzung der Bologna-Studienarchitektur an den Universitäten sei unzulässig, allerdings bestehe sehr wohl Bedarf an Nachjustierung einzelner Studienpläne.

INLAND

So viel Exzellenz auf einem Fleck wurde zumindest am Frank-Stronach-Institut (ISOG) der TU Graz noch nie gesichtet: Gleich neun österreichische Wissenschafter/innen des Jahres waren der Einladung von ISOG-Kuratoriumsvorsitzender Waltraud Klasnic, der vormaligen steirischen Landeshauptfrau, gefolgt, um gemeinsam mit Vertretern/innen des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten einen interdisziplinären Dialog im Rahmen des Symposiums „Österreich 2020“ zu starten. Der Präsident der Universitätenkonferenz und Rektor der TU-Graz Hans Sünkel sah als „Hausherr“ das Bekenntnis seiner Universität „comitted to excellence“ mit der illustren Gästeschar einmal mehr eingelöst und strich das Selbstverständnis von Universitäten als Referenzsystem hervor: Unis sollten im 21. Jahrhundert „keinen schnellen Moden nachlaufen, Problemen nicht aus dem Weg gehen und das Risiko als Bugwelle des Erfolges sehen“.

„Hochschulbildung neu geladen“ war das Thema des Bildungskongresses, zu dem die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) zwischen 19. und 21. Februar geladen hatte. Aufgeladen war auch die Stimmung am ersten Abend, als Wissenschaftsministerin Beatrix Karl sich erstmals im Rahmen einer von der „Presse“ ausgerichteten Diskussion den kritischen Stimmen der Studentinnen und Studenten stellte. Mit ihr am Podium waren der Generalsekretär der Universitätenkonferenz (uniko), Heribert Wulz, der Bildungswissenschafter Erich Ribolits sowie ÖH-Generalsekretärin Eva Maltschnig bemüht, in der aufgeheizten Debatte die Wogen mit Sachargumenten zu glätten. Die gingen vor allem hoch, als die Ministerin die Kapazitäten einer Universität mit jenen der Oper verglich: „Wenn alle Karten verkauft sind, kann auch niemand herein.“ Was Ribolits unter kräftigem Beifall spitz quittierte: Man könnte doch ein zweites Opernhaus bauen.

ZITAT DES MONATS

„Der vom zuständigen Ministerium vorgelegte Budgetpfad zur Erreichung des zweiprozentigen BIP-Anteils für den tertiären Bildungssektor ist geradezu hanebüchen . . . Wenn ab 2011 keine zusätzlichen Mittel zugesagt werden können, wird der Hochschuldialog zur reinen Beschäftigungstherapie."

Der grüne Wissenschaftssprecher und Nationalratsabgeordnete Kurt Grünewald in einer Presseaussendung vom 25. 2. 2010.

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