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NEWSLETTER 5/10

15.07.2010

KOMMENTAR

Wesentliches tritt in den Vordergrund und weniger Bedeutendes in den Hintergrund, wenn man Distanz gewinnt – räumlicher wie auch zeitlicher Art. Ein „Transatlantic Dialogue“ zwischen Universitätsleitungen diesseits und jenseits des Atlantiks eignet sich dazu vorzüglich. Sieht man davon ab, dass die zunehmende Macht des Fernen Ostens mit China und Indien an der Spitze in den Bereichen Forschung und Höhere Bildung so manche Sorgenfalten entstehen lässt, und „For Profit Universities“ wie die University of Phoenix mit erwarteten 2 Millionen Studierenden (hauptsächlich in e-classrooms) den Bildungsmarkt nicht nur im Inland durcheinander bringen, so ist es gerade unser Land mit seinem tertiären Bildungssystem, das als weltweite Singularität in Erscheinung tritt. Ein Bildungsparadies. Oder doch nicht?

INLAND

Das Timing kurz nach Semesterschluss hätte für die mediale Offensive der Universitätsleitungen nicht besser ausfallen können: Am 1. Juli schlug der Rektor der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), Martin Gerzabek, in einer Pressekonferenz Alarm, weil er um die Liquidität seiner Uni ab 2013 bangt; vier Tage später präsentierte der Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), Christoph Badelt, gleichsam in einer „Notwehraktion“ (© DER STANDARD) den fast vollständig versammelten Redakteuren/innen von Print, Hörfunk und Fernsehen ein Konzept zu einer neuen Studieneingangsphase, um die für den Herbst erwarteten 7000 Studienanfänger/innen der Kapazität von 1300 Studienplätzen anzupassen. Zwei Tage später setzte der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), TU-Graz-Rektor Hans Sünkel, den vorläufigen Schlusspunkt und skizzierte vor Medienvertretern/innen „Auswege aus der Sackgasse der Hochschulpolitik“, darunter die mögliche Entlastung der Universitäten von den Mietzahlungen an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und den Wegfall der Umsatzsteuer.

Das Pressecho nach Abschluss des sieben Monate währenden „Dialogs Hochschulpartnerschaft“ machte deutlich, was die veröffentliche Meinung vom 50 Seiten starken Papier des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (BMWF) hielt. Eine Auswahl der Schlagzeilen vom 1. Juli: „Uni-Dialog: Eigenlob und 92 ,mutlose’ Erklärungen“ (DIE PRESSE); „Kein Hahn kräht nach den Unis“ (DER STANDARD); „Langes Gerede, kurzer Sinn“ (KURIER); „Uni-Dialog endet fast ergebnislos“ (WIENER ZEITUNG); „Verlorene Zeit (OBERÖSTERREICHISCHE NACHRICHTEN); „Beim Hochschuldialog blieben alle Fragen offen“ (TIROLER TAGESZEITUNG). Hatte der Ausstieg der Universitätenkonferenz aus dem 40-köpfigen Diskussionsforum in der vierten Märzwoche noch vereinzelte mediale Kritik hervorgerufen, so machte sich spätestens nach dem Abschied der ÖH aus der Runde Mitte Mai die Erkenntnis breit, dass aus dieser Richtung keine Lösungen auf die akuten Probleme der Universitäten zu erwarten seien.

Nach mehr als sechs Jahren zähen Verhandlungen war der Kollektivvertrag (KV) für die Universitäten im Mai 2009 unter Dach und Fach, der erste Kommentar zum neuen KV wurde demgegenüber im Eilzugstempo vorgelegt: In der zweiten Junihälfte präsentierte das Autorenteam, bestehend aus Markus Grimm, Leiter der Rechtsabteilung der Medizinischen Universität Wien, Walter Pfeil, Professor für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Salzburg und Doris Schöberl, stellvertretende Generalsekretärin der Universitätenkonferenz (uniko), den Band „Personalrecht der Universitäten“ aus dem Manz-Verlag vor einem hochkarätig besetzten Auditorium, angeführt von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl im Jugendstilhörsaal der Meduni Wien.

EUROPÄISCHER HOCHSCHULRAUM

Mehr als zwei Jahre nach Beginn der drei Bologna-spezifischen Projekte der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) zieht das Projektteam eine äußerst zufriedenstellende Bilanz. Unter der Führung von Elisabeth Westphal, uniko-Referentin für Bologna-Prozess, Hochschulbildung in Europa und Lehre, hat das Team mit den Mitarbeiterinnen Nadine Jauk (ab April 2008) und Karin Hofer (ab März 2009) drei Projekte zu den Themenfeldern Doktoratsstudium neu, Berufliche Relevanz der neuen Abschlüsse Bachelor und Master und non-formales und informelles Lernen durchgeführt und damit breiten Widerhall innerhalb der Scientific Community erzeugt. „Der Erfolg ist auch auf die äußerst gute Zusammenarbeit mit unseren Partnerinnen und Partnern zurückzuführen, für die ich mich nicht zuletzt beim Bundesministerium für Wissenschaft bedanken möchte“, resümiert Westphal.

PERSONALIA

Zum dritten Mal in Folge wurde Gerald Bast zum Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien gewählt und wird dem Haus damit bis 2015 weiterhin vorstehen. Bast wurde vom Senat vorgeschlagen und vom Universitätsrat bereits Mitte Juni einstimmig bestätigt. Robert Schächter, Vorsitzender des Universitätsrats, begründete die Wiederwahl unter anderem mit Basts kulturpolitischem und nachhaltigem persönlichen Engagement, durch das er die Angewandte im Laufe der vergangenen zehn Jahre national wie auch international als renommierte Ausbildungsstätte verstärkt positioniert habe. Bast ist seit 2000 Rektor an der Universität für angewandte Kunst Wien, stellvertretender Vorsitzender des Dachverbandes der österreichischen Universitäten, Sprecher der Rektoren der österreichischen Kunstuniversitäten und Vizepräsident der Österreichischen Universitätenkonferenz sowie der European League of Institutes oft the Arts (ELIA). (APA)

Die Molekularbiologin Sonja Hammerschmid ist Ende Juni zur neuen Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) gewählt worden. Damit steht nach Ingela Bruner (2007- 2009, Universität für Bodenkultur) erstmals wieder eine Frau an der Spitze einer staatlichen Universität. Hammerschmid ist derzeit Bereichsleiterin für Technologie bei der Förderbank „Austria Wirtschaftsservice" (aws). Bis vor kurzem saß sie außerdem im Uni-Rat der Vetmed, der den Rektor aus einem Dreiervorschlag des Senats bestellt. Die Stelle für die Leitung der Vetmed war vorzeitig ausgeschrieben worden, eigentlich wäre die Amtszeit des scheidenden Rektors Wolf-Dietrich von Fircks noch bis Oktober 2011 gelaufen. Wegen „der Komplexität und dem Aufwand des internationalen Suchverfahrens" hatte dieser allerdings beim Uni-Rat angeregt, den Posten schon früher auszuschreiben und mit Oktober 2010 das Amt fließend zu übergeben. (APA)

ZTIAT DES MONATS

„Ebenso wichtig wäre Einvernehmen über einen geregelten Zugang zu den Universitäten, der zur bestmöglichen Auslastung der bestehenden Kapazitäten mit einer geringeren Dropout-Rate und einer höheren Akademikerquote führt und außerdem bessere Studienbedingungen zur Folge hat. Wir haben auf diesem Gebiet keine Zeit zu verlieren, meine Damen und Herren.“

Bundespräsident Heinz Fischer am 8. Juli 2010 vor der Bundesversammlung in seiner Rede anlässlich der Angelobung zu seiner zweiten Amtsperiode.

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