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NEWSLETTER 2/11

23.03.2011

KOMMENTAR

Plagiate – insbesondere bei Diplom- und Doktorarbeiten – sind in den letzten Wochen „high on the agenda“. Dass ein Thema aus dem Kernbereich des universitären Alltags so große mediale Aufmerksamkeit bekommt, müsste uns, die wir mit universitärer Forschung und universitärer Lehre befasst sind, eigentlich freuen. Leider ist die Freude nicht ungetrübt, da wir feststellen, dass sich Politiker zu diesem Thema zu Wort melden, die bisher gegenüber Fragen der Integrität universitärer Lehre und Forschung eher indifferent schienen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass eine vielschichtige und komplexe Problematik für politische Ziele instrumentalisiert wird.

INLAND

Als Moderator ließ Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg, schon vor Beginn der jüngsten Tagung zum Thema Studienplatzfinanzierung an der Universität Wien keine Illusionen aufkommen: Mit der Einführung dieses Instruments werde keine „Wunderwaffe“ zum Einsatz kommen. „Es ist nicht so sehr die Frage, was kostet der einzelne Studienplatz, sondern was sind die Universitäten der Politik wert“, sagte Schmidinger. Ein Befund, der vom Präsidenten der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Hans Sünkel, in seinem Resümee der Podiumsdiskussion ergänzt wurde: „Eine Vollkostenrechnung bringt den Mangel an Finanzierung an die Oberfläche.“ So gesehen sei die jüngste, vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie zur Studienplatzfinanzierung ein „Augenöffner“ und daher auch nur ein Teilaspekt der Universitätsfinanzierung, betonte Sünkel.

Die jüngsten pauschalen Vorwürfe des Grün-Abgeordneten Dr. Peter Pilz gegenüber den Universitäten, wonach diese bei der Plagiatsbekämpfung „völlig versagen“ würden, lösen beim Präsidenten der Universitätenkonferenz und Rektor der Technischen Universität Graz Hans Sünkel Kopfschütteln aus: „Die TU Graz hat vor zwei Jahren eine Software eingeführt. Mit stichprobenartiger Prüfung erfassen wir 25 bis 30 Prozent aller Arbeiten“, erklärt Sünkel, der auf ähnliche Aktivitäten an anderen Universitätsstandorten verweist. Die Prüfung der wissenschaftlichen Qualität von Abschlussarbeiten und das Aufspüren wissenschaftlichen Fehlverhaltens liege, so Sünkel, schließlich im Interesse jeder Universität. Ein Rundruf an Universitäten mit hohen Studierendenzahlen bestätigt, dass die Rektorate schon Jahre vor der Causa Guttenberg Vorkehrungen getroffen haben.

Mit Doris Bures, Beatrix Karl, Claudia Schmied und Reinhold Mitterlehner hatten sich gleich vier Regierungsmitglieder am 8. März im Wissenschaftsministerium eingefunden, um in kollektiver Patenschaft die Spätgeburt der Forschungsstrategie der Bundesregierung zu zelebrieren (diese sollte ursprünglich im August 2010 präsentiert werden). Unter dem Titel „Auf dem Weg zum Innovation Leader“ finden sich in dem Papier über den einzelnen Kapiteln aufmunternde Überschriften wie „Talente entfalten, Leidenschaft wecken“ oder „Erkenntnis schaffen, Exzellenz forcieren“. Auf Seite 7 der Broschüre wird daher auch eine Erkenntnis des Kabinetts Faymann betreffend das selbst gesteckte Ziel einer Forschungsquote von vier Prozent bis 2020 zum schriftlichen Bekenntnis: Dieses sei „angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise und der . . . notwendigen Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen nicht mehr zu halten.“ Für die neue Dekade werde daher eine Steigerung der Forschungsquote um einen Prozentpunkt – also von derzeit 2,76 auf 3,76 Prozent im Jahr 2020 – angestrebt.

INTERNATIONALES

Das Reaktorenunglück in Fukushima und die vorangegangenen Naturgewalten gehen auch an der Scientific Community in Österreich nicht spurlos vorüber. „Wir sind alle geschockt und betroffen“, erklärt Univ.-Prof. Sepp Linhart, Institutsvorstand für Ostasienwissenschaften und Leiter der Japanologie an der Universität Wien, auf Anfrage des uniko-Newsletters. Viele der mehr als 700 Studierenden würden sich bereits an Spendenaktionen beteiligen. Die Katastrophe habe zwar keine unmittelbaren Auswirkungen auf Forschungsprojekte, allerdings bestehen eine Reihe von persönlichen Kontakten in die betroffenen Gebiete.

PERSONALIA

Sabine Seidler wird TU-Wien-Rektorin, Heinz Engl neuer Rektor der Uni Wien

Die Werkstofftechnikerin Sabine Seidler (49) wurde am 4. März vom Universitätsrat einstimmig zur neuen Rektorin der Technischen Universität (TU) Wien für die Amtsperiode ab Oktober 2011 gewählt. Sie folgt damit auf Rektor Peter Skalicky, der nach 20 Jahren an der Spitze der TU nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidiert hatte. Seidler wird nach Ingela Bruner (Universität für Bodenkultur, Oktober 2007 bis Jänner 2009) sowie Sonja Hammerschmid (Veterinärmedizinische Universität, seit Oktober 2010) die dritte Frau an der Spitze einer staatlichen Universität sein. Am selben Tag wurde der Linzer Mathematiker Heinz Engl (57) vom Universitätsrat zum neuen Rektor der Universität Wien gewählt. Der bisherige Vizerektor für Forschung und Vorsitzende des Forums Forschung der Universitätenkonferenz folgt ab 1. Oktober auf Rektor Georg Winckler, der seit 1999 an der Spitze der größten Universität des Landes steht und für das Amt nicht mehr kandidiert hat

ZITAT DES MONATS

„Die durchschnittliche Abschlussarbeit aber, die uns in Zukunft eine höhere Akademikerquote sichern soll, wird dank Plagiatssoftware sicher viele korrekt zitierte Quellen enthalten, die aber nicht einmal Rückschlüsse auf einen Akt des verstehenden Lesens erlauben werden, sondern nur dokumentieren, dass der Kandidat die Technik des Copy & Paste einigermaßen intelligent angewendet hat.“

Konrad Paul Liessmann, Professor für Philosophie und Vizedekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien, in den SALZBURGER NACHRICHTEN vom 22. März 2011.

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