NEWSLETTER 9/11
22.12.2011
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Rektor Schmidinger
Das Jahr 2011 endet für die Universitäten mit der Ankündigung eines Hochschulplanes für den gesamten tertiären Bildungssektor sowie mit der Zusicherung der so genannten Hochschulmilliarde für die Jahre 2013 bis 2015. Beides ist mehr als bemerkenswert: Die Vorlage eines Hochschulplans auf diesem Niveau und in diesem Differenzierungsgrad hat es in Österreich bis dato noch nie gegeben. Dass er ausgerechnet jetzt, in dieser bildungspolitisch so turbulenten Situation entsteht, ist hoch anzuerkennen. Gleiches gilt für die Zusage der Hochschulmilliarde, deren Erwirkung primär das Verdienst von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle ist. Dass zur selben Zeit, in welcher der Staat Milliarden einsparen und eine Schuldenbremse gesetzlich fixieren muss, den Hochschuleinrichtungen eine zusätzliche Milliarde Euro versprochen wird, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Sowohl der Hochschulplan als auch die Hochschulmilliarde bilden wesentliche Schritte in Richtung Zukunft.
Drei Tage vor dem Heiligen Abend ließ Bundesminister Karlheinz Töchterle die Katze aus dem Sack: Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Spitzenvertretern von Universitätenkonferenz (uniko), Fachhochschul-Konferenz und der Senate an den Universitäten präsentierte der Hausherr am Wiener Minoritenplatz Details zu den Dauerbrennern Hochschulplan und „Hochschulmilliarde“: 1000 Millionen Euro zusätzlich für die Akademikerschmieden hatte Töchterle im September versprochen, 990 Millionen Euro sollen nun tatsächlich für die Jahre 2013 bis 2015, die nächste Periode der Leistungsvereinbarungen, aus dem Budget flüssig gemacht werden; 750 Millionen davon als „frisches Geld“ (Zitat Töchterle), der Rest kommt aus den Offensivmitteln, die bereits im Herbst 2010 bei der Regierungsklausur in Loipersdorf angekündigt worden waren. Die erste Reaktion von uniko-Präsident Heinrich Schmidinger: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, eine Milliarde Euro für die Unis zur Verfügung zu stellen. Ich möchte das anerkennen.“
Vier Wochen vor Ende des „Jahres der Bildung“ wollten die Rektorinnen und Rektoren der öffentlichen Universitäten die Blockade innerhalb der Bundesregierung nicht länger hinnehmen und gingen in die Offensive. Einen Tag nach der Plenarversammlung der uniko am 5. Dezember machte Präsident Heinrich Schmidinger die Bundesregierung und die Öffentlichkeit im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Wien „auf die fatalen Folgen ihrer unverantwortlichen Politik“ aufmerksam. „Den Universitäten fällt die Situation immer mehr auf den Kopf“, konstatierte Schmidinger und nannte als Beispiele die innerkoalitonäre Pattstellung bei der Studienbeitragsregelung, der Voranmeldung zum Studium sowie beim Hochschulplan.
Die Universitäten fürchten, dass sie bei der geplanten gemeinsamen Lehrer-Ausbildung ausgebremst werden sollen. Während früher die Kooperation von Unis und Pädagogischen Hochschulen (PH) im Zentrum gestanden sei, werde die Reform der Lehrerausbildung nun auf einen „Kampf der Institutionen" reduziert, kritisiert Martin Polaschek, Vizerektor der Uni Graz und Leiter der „Task Force Lehramt" der Universitätenkonferenz (uniko) gegenüber der APA. Polaschek kritisiert generell den von der Regierung ausgerufenen „Beauty Contest" (Zitat: SP-Unterrichtsministerin Claudia Schmied), in dem sich in jeder Region entscheiden soll, ob die Lehrerausbildung künftig als „School of Education" an den Unis oder an zu „Pädagogischen Universitäten" aufgewerteten PH stattfinden soll. Dass alle Institutionen aufrüsten sollen, damit die Politik am Ende sage, der eine habe gewonnen und der andere umsonst Gelder investiert, findet Polaschek „frivol". Immerhin gehe es dabei um sechs- bis siebenstellige Eurobeträge. Es müsse aber Entscheidung der Politik sein, wie Steuergelder am besten eingesetzt werden.
„Die erfolgreichsten Städte und Regionen Europas sind jene, die Hand in Hand mit den Universitäten arbeiten.“ Dieses Resümee zog die frühere EU-Kommissarin und nunmehrige Vorsitzende des Ausschusses für Regionale Entwicklung im Europäischen Parlament (EP), Danuta Hübner, Ende November bei einem Workshop in Brüssel, der von den Rektorenkonferenzen Polens (CRASP), Deutschlands (HRK) und der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) organisiert worden war. Titel der internationalen, mit hochrangigen Experten besetzten Veranstaltung: „How to build stairways to excellence in EU regions?“ Die Rolle der Universitäten, so Hübner. gehe mittlerweile weit über ihre traditionelle Mission hinaus, wie sich am Beispiel vieler kleiner Städte und nicht nur in den Metropolen zeige. Seitens der uniko war der Vizerektor der Universität Graz, Peter Riedler, eingeladen, die Früchte der regionalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet „automotive engineering“ zu präsentieren.
PERSONALIA

Rektor Tilmann Märk
Tilmann Märk zum neuen Rektor der Universität Innsbruck gewählt
Der bisherige Vizerektor und seit April als geschäftsführender Rektor amtierende Tilmann Märk wurde am 13. Dezember vom Universitätsrat einstimmig zum neuen Rektor der Universität Innsbruck gewählt. Der 1944 in Tirol geborene Experimentalphysiker nannte es als eines seiner vorrangigsten Ziele, die Spitzenposition der Universität in Österreich und international zu halten. Märk tritt damit auch offiziell die Nachfolge von Karlheinz Töchterle an, der vor acht Monaten an die Spitze des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung nach Wien wechselte.
ZITAT DES MONATS
„Die Autonomie ist für uns nicht verhandelbar, und zwar in keiner Art und Weise. Autonomie, die politisch beliebig zurückgerufen oder ausgestaltet werden kann, ist einfach keine Autonomie.“
Der Präsident der Universitätenkonferenz, Heinrich Schmidinger, am 22. Dezember 2011 gegenüber der APA zu den Äußerungen von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), die sich bei ihrer Pressekonferenz mehr Mitsprache der Politik bei den Universitäten wünschte.
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