NEWSLETTER 1/12
02.02.2012

Rektor Schütz
Eine „verjagte Generation“, bestehend aus Nachwuchswissenschafterinnen und -wissenschaftern ohne Perspektive, ortet das Wiener Stadtmagazin „Falter“ in einer seiner Jännerausgaben. Die Forscherinnen und Forscher würden nach Ablauf ihrer befristeten Verträge auf der Straße stehen, von den Universitäten allein und fallen gelassen. Dieses journalistische Urteil fordert vehementen Widerspruch heraus, vor allem vor dem Hintergrund des im Herbst 2009 in Kraft getretenen Uni-Kollektivvertrags (KV).
Einen gemeinsamen Appell zur Umsetzung des Hochschulplanes richteten beim Neujahrsempfang der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) am Abend des 10. Jänner Bundesminister Karlheinz Töchterle und uniko-Präsident Heinrich Schmidinger an die anwesenden Entscheidungsträgerinnen und -träger aus den Parlamentsparteien. „Lassen wir das mit dem Hochschulplan verbundene Anliegen nicht im parteipolitischen Alltag untergehen. Ersticken wir ihn nicht im Kleingedruckten und geben wir Perspektiven eine Chance“, mahnte Schmidinger in seiner Rede im Oktogon der Bank Austria am Wiener Schottentor. Der Minister hatte zuvor die Anliegen der Rektorinnen und Rektoren auch unter Hinweis auf die Umsetzung des Hochschulplanes unterstrichen und dabei seine Vergangenheit als uniko-Mitglied ostentativ hervorgekehrt: „Ich habe meine Perspektive nicht gewechselt und fühle mich nach wie vor als Euer Verbündeter.“
Unter dem unverfänglichen Titel „Wie viel Wirtschaft braucht die Wissenschaft?“ präsentierte die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) am 24. Jänner im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung erstmals einer qualifizierten Öffentlichkeit ihr Konzept einer Berufsakademie. Das Motiv der Initiative umschrieb WKO-Präsident Christoph Leitl mit der Notwendigkeit, die Attraktivität der Lehre zu steigern, indem „die Möglichkeit der Durchlässigkeit in den tertiären Sektor gegeben werde“. Nachsatz: „Das heißt aber nicht, dass noch mehr Studierende die Universitäten überrennen sollen. Wir denken vielmehr an eine Aufwertung der Berufsbildung auf Hochschulebene in Form von Berufsakademien." Seitens der Universitätenkonferenz meldete Rektor Gerald Bast, Stellvertreter des Präsidenten, im Rahmen der Diskussion Vorbehalte gegen diese Form der „Klientelpolitik“ an: „Damit macht sich jeder seine eigene Universität. Ich bin nicht sicher, ob das der richtige Weg ist.“
Just im Bruno Kreisky Forum, dem Wiener Domizil des Langzeit-Bundeskanzlers der SPÖ, war am Monatsletzten eine weitere prominente Stimme aus der bisher „schweigenden Mehrheit“ in der Sozialdemokratie zu vernehmen, die sich für die Einführung von Studiengebühren äußerte. „Wenn man es unaufgeregt anschaut“, schickte Franz Vranitzky, nach Kreisky und Fred Sinowatz der dritte rote Kanzler der 2. Republik (September 1986 bis Jänner 1997), vorsichtig voraus, dann könnte man zur Feststellung kommen: „Die Unis brauchen mehr Geld, und es ist nicht ein unfairer Ansatz, von den Studenten einen Beitrag zu verlangen.“ Gleichzeitig müsse aber sichergestellt sein, dass Studierende, die sich das nicht leisten könnten, einen finanziellen Ausgleich erhalten „und das Geld von den Rektoren genutzt wird, um das Studienangebot zu verbessern“. Anspielend auf die Vorstöße der Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) fügte Vranitzky hinzu: „Da kann ich mir schon vorstellen, dass sich was bewegt und das auch nicht auf das Bundesland Salzburg beschränkt bleibt.“
„Die österreichischen Universitäten haben lebenslanges Lernen breit etabliert, sie sind ein relativ offenes System – kaum Studienbeiträge und wenige Aufnahmeverfahren.“ Solcherart skizzierte Christa Schnabl, Vizerektorin der Universität Wien und stellvertretende Vorsitzende des Forums Lehre der Universitätenkonferenz (uniko), den Ist-Zustand bei der Abschlussveranstaltung Lebenslanges Lernen (LLL), die von Fachhochschul-Konferenz und uniko Mitte Jänner gemeinsam mit den zuständigen Ministerien ausgerichtet wurde. Im Bemühen, die verschiedenen Formen des Einsteigens, Zusteigens und Umsteigens ins Blickfeld zu nehmen, stoße man allerdings an Grenzen. Eine davon ergebe sich bei dem offenen Punkt, berufsbegleitende Regelstudien anzubieten, was angesichts knapper Kapazitäten nur schwer umzusetzen sei, ergänzte Schnabl.
PERSONALIA
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Andrea BERNHARD
Andrea Bernhard ist neue Referentin für Bologna-Prozess und Lehre
Dr. Andrea Bernhard (30) hat mit Jahresbeginn die Stelle der Referentin für Bologna-Prozess, Hochschulbildung in Europa und Lehre bei der Österreichischen Universitätenkonferenz angetreten. Sie folgt damit Mag. Elisabeth Westphal, die Ende November eine zweijährige Karenzzeit angetreten hat. Die gebürtige Lienzerin, in Kärnten aufgewachsene Bernhard hat das Diplomstudium Pädagogik und Volkskunde (Europäische Ethnologie) an der Karl-Franzens-Universität Graz sowie an der Universität Tampere (Finnland) absolviert sowie das Doktoratsstudium der Philosophie (Vergleichende Hochschulforschung) an der Universität Klagenfurt abgeschlossen. Sie war von 2006 bis 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Österreichischen Akkreditierungsrat (ÖAR), daran anschließend bis Ende 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Karl-Franzens-Universität Graz.
ZITAT DES MONATS
„Ich habe mich – das sage ich ganz ehrlich und wundere mich dabei selber – noch nie dabei ertappt zu sagen: Wärst du doch Rektor geblieben.“
Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz Töchterle im Interview mit dem STANDARD am 1. Februar 2012 über die ersten neun Monate seiner Amtszeit.
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