NEWSLETTER 4/12
20.06.2012

KOMMENTAR
Die österreichischen Universitäten finden sich zurzeit häufig in den Schlagzeilen. Dies könnte eigentlich als gutes Zeichen gedeutet werden, lässt es doch den Schluss zu, dass die Gesellschaft ihren Universitäten einen hohen Stellenwert beimisst. Meist sind es allerdings die negativ besetzten Themen wie Studiengebühren, überfüllte Hörsäle und die chronische Unterfinanzierung, die auf öffentliche Aufmerksamkeit stoßen, ohne aber je aus dem Schatten der ideologisch festgefahrenen Positionen heraustreten zu können. Die tatsächlich vorhandene Qualität und die großen Entwicklungsschritte, welche die Universitäten seit dem UG 2002 vollzogen haben, finden in der Berichterstattung kaum Platz. So diagnostiziert auch der Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung in seinem jüngsten Bericht einen mangelnden Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, partizipative Diskussionsformate seien deutlich unterentwickelt.
Die Botschaft war angekommen: „Unis: Zugangsregelung für Rektoren wichtiger als Studiengebühren“, titelte die APA am 5. Juni nur eine Stunde nach der Pressekonferenz des Präsidenten der Universitätenkonferenz (uniko), Heinrich Schmidinger, erstmals flankiert von der neuen Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli. Auch ein Großteil der Wiener Tageszeitungen legte den Fokus der Berichterstattung auf die oben zitierte Aussage des Rektorenchefs, der damit den Problemzonen der Unis eine andere, von der üblichen medialen Wahrnehmung abweichende Priorität verliehen hatte. Gemäß dem ausgeschilderten Thema „Universitätsautonomie und die aktuellen Rahmenbedingungen“ äußerte Schmidinger sein Bedauern darüber, dass nach der Erarbeitung des Modells zur Studienplatzfinanzierung die Regierung bei den Zugangsregeln säumig sei, was einen „Rückschlag für die Universitäten“ bedeute. „Solange es nicht zu einer klaren Feststellung von Kapazitäten kommt, werden sich die Probleme der großen Universitäten nicht lösen lassen“, warnte der uniko-Präsident.
„Vor dem Studium kommt das Inskribieren" – diesen Slogan stellten das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Universitätenkonferenz (uniko) und HochschülerInnenschaft ihrer jüngsten Informationskampagne voran, die Mitte Juni in einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentiert wurde. Demnach gelten ab kommendem Herbst neue Inskriptionsfristen für den erstmaligen Beginn eines Studiums, somit nicht für dessen Fortsetzung. Die allgemeine Frist für die erstmalige Zulassung an einer Universität zu einem Bachelor- und Diplomstudium endet österreichweit einheitlich am 5. September für das Wintersemester bzw. am 5. Februar für das Sommersemester. „Die Universitäten haben künftig ein Mehr an Planungssicherheit und -möglichkeit, davon profitieren klarerweise auch die Studierenden", verkündete Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Er hob hervor, alle drei Institutionen hätten in dieser Frage „exemplarisch gut kooperiert“.
Das „Millionenspiel“ der zweiten Phase der Exzellenzinitiative mit der Kür von elf deutschen Elite-Universitäten war auch beim jüngsten Treffen der Universität Bayern – sie vertritt die elf Universitäten des Freistaates – mit den Mitgliedern der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) an der Universität Salzburg ein bestimmendes Thema im mittlerweile traditionellen Meinungsaustausch. Durch die Exzellenzinitiative sei Deutschlands Universitätslandschaft in einem Ausmaß in Bewegung geraten, das vor Beginn der ersten Programmphase (2007 bis 2012) schlicht „undenkbar“ gewesen sei, eröffnete der Präsident der Universität Erlangen-Nürnberg, Karl-Dieter Grüske, den österreichischen Kollegen/innen, angeführt von uniko-Präsident Heinrich Schmidinger als Gastgeber. Speziell die bis dahin hoch gehaltene Fiktion „Alle Unis sind gleich" habe sich im buchstäblichen Sinn als Fiktion herausgestellt. Grüske sprach bereits von einem Trend zum „Mehrklassensystem“, das die Universitäten nach den Gesichtspunkten Regionalversorgung, Forschungsstärke oder internationale Positionierung unterscheidbar mache.
Noch wenige Tage vor Beginn des „Funding Forum“ der European University Association (EUA) an der Universität Salzburg am 11./12. Juni wusste Landeshauptfrau Gabi Burgstaller nichts von der Existenz des Europäischen Hochschulverbands, wie sie bei ihrer Eröffnungsrede freimütig eingestand. Als engagierte Verbündete von Österreichs Universitäten nahm sie aber die Gelegenheit wahr, um einen öffentlichen Appell an die Entscheidungsträger auf der europäischen Ebene zu richten: Diese sollten „die Hälfte des Agrarbudgets den Universitäten geben“, erklärte die SPÖ-Spitzenpolitikerin keck vor dem internationalen Fachpublikum. Nachsatz: „This would be the better way.“ Bei der Gelegenheit brach Burgstaller eine Lanze für die heimischen Universitäten, verbunden mit einer Spitze gegen den anwesenden Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP): „In Österreich haben wir keine (politische, Anm.) Entscheidung für Studienbeiträge. Es ist nicht fair den Universitäten zu sagen: Macht es selbst.“

PERSONALIA
Der Rektor der Universität für Bodenkultur (Boku), Martin Gerzabek (51), ist von Universitätsrat und Senat bereits eineinhalb Jahre vor dem Auslaufen seiner Amtszeit einstimmig für eine weitere vierjährige Funktionsperiode wiedergewählt worden. Das teilte die Boku am Dienstag in einer Aussendung mit. Gerzabek, seit 2009 - zunächst interimistisch - im Amt, wird die Uni damit auch von Februar 2014 bis Jänner 2018 führen. Amtierende Rektoren können in einem verkürzten Verfahren ohne Ausschreibung wiederbestellt werden. Voraussetzung dafür sind jeweils Zwei-Drittel-Mehrheiten im Senat und Uni-Rat.
ZITAT DES MONATS
„Wir haben sicher nicht die Politik gebraucht, um zu Kooperationen zu finden.
Das wird seit Jahrzehnten gemacht, weil es sinnvoll ist. Und wenn man mir dauernd entgegen ruft, wir müssten Reibungsverluste beseitigen und effizienter sein, dann rufe ich das der Politik gerne zurück.“
Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst, im Interview mit der Tageszeitung DIE PRESSE vom 11. Juni 2012.
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