NEWSLETTER 6/12
21.09.2012
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KOMMENTAR
Das heurige Universitätenforum in Alpbach stand unter dem Thema „Migration – Bildung – Jugend”. Es lohnt sich auf diese prominent durchgeführte Veranstaltung zurück zu kommen, weil sie einen Aspekt des universitären Lebens berührt, der häufig im Schatten der allgemeinen Aufmerksamkeit steht, der jedoch ständig wichtiger wird. De facto verhält es sich nämlich so: Die Universitäten haben in der Gestaltung von Migration und Integration in Österreich eine neue Rolle für sich geschaffen bzw. erhalten. Das doppelte Dilemma ist allerdings: Die Universitäten selbst sind sich dieser Rolle nicht bewusst, und diese wird den Universitäten weder von der Politik noch von der Öffentlichkeit zugetraut. Migrations- und integrationspolitische Diskussionen werden in aller Regel von den Sozialpartnern, den Parteien und den NGO’s beherrscht. Der Stellenwert der Universitäten - als Magnete der Neuzuwanderung - wird bis dato eher negiert.
Das Unbehagen der Rektorinnen und Rektoren über die bisherigen Rückmeldungen seitens des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (BMWF) nahm der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Heinrich Schmidinger, zum Anlass in die Offensive zu gehen. „Uni-Chefs drohen der Regierung mit Budgetblockade – Zu wenig Geld, zu viel Einmischung“, titelte DIE PRESSE in ihrer Ausgabe vom 21. September. Schmidinger hatte bereits Ende letzter Woche in einem Brief an das BMWF namens des uniko-Präsidiums zentrale Kritikpunkte am Inhalt und den Vorgaben für die Entwürfe der Leistungsvereinbarungen der Jahre 2013 bis 2015 aufgelistet – bisher ohne Reaktion vom Wiener Minoritenplatz. In dem Schreiben hält der uniko-Präsident unter anderem fest, dass die „Regulierung der diversen Leistungsbereiche auf einer Mikoroebene“ von der uniko als „massiver Eingriff in die Autonomie“ betrachtet wird. Für den 8. Oktober wurde daher eine außerordentliche Plenarversammlung der Universitätenkonferenz anberaumt, um die notwendigen Konsequenzen zu erörtern.
„Einige positive Trends“, aber „natürlich auch Schatten“, konstatierte Bundesminister Karlheinz Töchterle, als er zur Monatsmitte den Bericht zur „sozialen Lage der Studierenden“ 2011 vorstellte. Was den Ressortchef besonders irritierte, ist die „sehr lange Verweildauer“ an den Universitäten. Tatsächlich haben von den Anfängerinnen und Anfängern in achtsemestrigen Diplomstudien an Unis mit Studienbeginn des Wintersemesters 2003/2004 lediglich 6,3 Prozent (541 von 8.587) das Studium in der Regelstudiendauer abgeschlossen. Nach neun Semestern (inklusive Toleranzsemester) haben laut Bericht knapp zehn Prozent das Studium beendet. Demgegenüber ist an Fachhochschulen (FH) die Erfolgsquote generell höher: Nach acht Semestern haben dort zwei Drittel der Studierenden, nach 12 Semestern 80 Prozent abgeschlossen, während an den Universitäten nach 16 Semestern im Sommersemester 2011 erst 44 Prozent absolviert und 29 Prozent abgebrochen hatten (27 Prozent waren noch immer inskribiert).
Die Sehnsucht der Medien nach einem Chaos rund um das Ende der verkürzten Inskriptionsfrist für Studienanfänger/innen sollte sich nicht erfüllen. Dabei hatte schon zwei Wochen vor dem festgesetzten Ende am 5. September der KURIER die publizistische Speerspitze gebildet: „Wegen säumiger Studenten droht das Chaos“, lautete der Aufmacher vom 20. August. Zwei Tage später prophezeite der Leitartikler als Ergebnis der Neuregelung „Chaos pur“. Am Tag nach dem Anmeldeschluss wurde der geordnete Rückzug angetreten: „An den Universitäten herrschte am letzten Tag der erstmals verkürzten Inskriptionsfrist ein gewaltiger Andrang. Das befürchtete totale Chaos blieb aber aus“, war auf Seite 1 des KURIER zu lesen. Nur noch die Redakteure von ÖSTERREICH beharrten, geschockt vom Anblick der Warteschlange über „drei Treppenabsätze“ an der TU Wien, als einzige auf dem „five-letter-word“ und titelten: „Anmeldechaos an Unis“. Die Universitätenkonferenz hielt demgegenüber am 6. September fest, dass sich die Vorverlegung der Frist für die Erstzulassung zu Bachelor- und Diplomstudien bewährt hat.
War es purer Zufall oder Intuition? Mit der Wahl des Themas „Migration – Bildung – Jugend“ für das diesjährige Alpbacher Universitätenforum am 22. August trafen die Organisatoren der Universitätenkonferenz (uniko) vom Forum Forschung einen Nerv der politischen Debatte im Inland: Zwei Tage vor Beginn der Veranstaltung hatte sich ÖVP-Integrationsstaatsekretär Sebastian Kurz dafür stark gemacht, Zuwanderern mit Bachelor-Abschluss eine Arbeitsbewilligung in Form einer Rot-Weiß-Rot-Karte zukommen zu lassen und damit sofort einen regierungsinternen Konflikt ausgelöst. Dessen ungeachtet betonte der Präsident der Universitätenkonferenz, Rektor Heinrich Schmidinger, gegenüber der APA, dass die uniko die Forderung nach Ausweitung der RWR-Card schon vor geraumer Zeit deponiert habe und weiter forcieren wolle.
PERSONALIA
Nadine Shovakar kehrt als uniko-Referentin für Internationales zurück
MMag. Nadine Shovakar (31) hat ihre einjährige Bildungskarenz beendet und mit 1. August wieder die Stelle als Referentin für Internationales im Generalsekretariat der Universitätenkonferenz eingenommen. Sie folgt damit Mag. David Baldinger, der sich zu einer Journalisten-Ausbildung im Rahmen einer Medienakademie entschlossen hat. Nadine Shovakar (geb. Jauk) war im April 2008 als Projektmitarbeiterin (Bologna-Prozess) zur uniko gestoßen und von Dezember 2008 bis Juli 2011 als Referentin tätig. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz absolvierte sie ein ERASMUS-Studium an der Universidad de Santander (Sept. 2002 - März 2003) sowie ein Studium der spanischen Literaturwissenschaft und Fächerkombination „Europa” (Französisch, Wirtschaft und Europa- und Völkerrecht) an der Uni Graz.
ZITAT DES MONATS
„Mehr als die Hälfte unserer studieninaktiven Studierenden sitzen in den Studieneingangsphasen – eine nette Formulierung dafür, dass die Leute zuerst reingelassen und dann wieder hinausgeworfen werden –, die es nur deswegen gibt, weil es keine Zugangsregeln gibt. Verrückt.“
Der Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien, Christoph Badelt, im Interview mit dem STANDARD am 10. September 2012.
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