NEWSLETTER 4/15
18.06.2015

KOMMENTAR
Das Wirken der Montanuniversität Leoben, die heuer ihr 175jähriges Bestandsjubiläum feiert, war von Anfang an geprägt durch Forschung, Lehre und eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Bergbau und Hüttenwesen schufen die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung des Alpenraums und damit auch für Wohlstand. Wie sich seit 1840 eine österreichische Vorzeigeuniversität mit Weltruf und nunmehr knapp 4.000 Studierenden aus allen Kontinenten entwickelte, soll auch mit zahlreichen Veranstaltungen veranschaulicht werden.
Auf Kritik der Universitätenkonferenz (uniko) stößt der Verordnungsentwurf zu den sogenannten Hochschulraumstrukturmitteln (HRSMV), dessen Begutachtungsfrist im Vormonat zu Ende ging. Bezüglich der Overheadkosten, das sind die indirekten Projektkosten für die Inanspruchnahme von Ressourcen an Universitäten, stellt die uniko fest: „Das nunmehr geplante, gänzliche Einstellen von Overheadkostenersätzen könnte für andere Fördergeber als Signal verstanden werden, auch weiterhin keine Overheadkosten zu vergüten oder bestehende Overheadkostenersätze zu vermindern." Diese Vorgangsweise werde von der uniko prinzipiell abgelehnt, heißt es in der von Präsident Heinrich Schmidinger gezeichneten uniko-Stellungnahme.
Österreichs Bevölkerung bringt den Universitäten im Lande offensichtlich ein im Vergleich mit anderen Institutionen des Staates überdurchschnittlich hohes Maß an Vertrauen entgegen: Dieser Schluss lässt sich aus der jüngsten Mitte Juni präsentierten Umfrage des SORA-Instituts ziehen (750 Telefoninterviews April, Mai 2015). Auf die Frage, welche Institutionen im Inland für „glaubwürdig“ gehalten werden, gaben 72 Prozent der Befragten „die österreichischen Universitäten“ an. Damit liegen sie in einer Liste von 13 ausgewählten Institutionen an dritter Stelle ex aequo mit der Arbeiterkammer – hinter dem Roten Kreuz (95 Prozent) und der Polizei (77 Prozent), aber mit Respektabstand vor der österreichischen Bundesregierung (37 Prozent), der katholischen Kirche (35 Prozent) und der EU-Kommission (24 Prozent), die auf den letzten Plätzen landen.
Ein halbes Jahrhundert nach dem Höhepunkt der „Affäre Borodajkewycz“ hatte die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) am 9. Juni 2015 zu einer Gesprächsrunde mit Zeitzeugen, an der Spitze Bundespräsident Heinz Fischer und Bundesminister a.D. Ferdinand Lacina, geladen. WU-Rektor Christoph Badelt äußerte in der Begrüßung seine Genugtuung darüber, für dieses „ganz wichtige Thema einen vollen Saal zu haben“. Rund 300 Gäste waren gekommen, um gleichsam aus erster Hand über eine der dunkelsten Episoden der österreichischen Nachkriegsgeschichte und der Geschichte der WU neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Schlussfolgerungen der Universitätsleitung zu erfahren.
„Die Universitäten haben sich zu Magneten der Neuzuwanderung entwickelt.“ Mit dieser Standortbestimmung eröffnete Heinz Faßmann, Vorsitzender des Forums Internationales der uniko und Vizerektor der Universität Wien, das Pressegespräch der uniko am 18. Mai, in dem die Perspektiven zum Verbleib ausländischer Studierender beleuchtet wurden – mit zwei Kernbotschaften. Zuerst die gute: Es bleiben mehr Studierende aus dem Ausland nach ihrem Master oder Diplom in Österreich als 2011 in einer OECD-Studie behauptet. Die schlechte: Mit Erreichen des höchstmöglichen Bildungsniveaus, dem Abschluss eines Doktorats, zieht es mehr Menschen ins Ausland, in Österreich bleiben weniger hängen.

PERSONALIA
Der Internist Markus Müller (47) wird am 1. Oktober Rektor der Medizinischen Universität Wien. Der Universitätsrat hat den gebürtigen Klagenfurter und aktuellen Meduni-Vizerektor für Forschung Ende Mai einstimmig zum Nachfolger von Langzeit-Amtsinhaber Wolfgang Schütz gewählt, hieß es seitens der Meduni Wien. Müller ist Professor für innere Medizin und Pharmakologie und steht dem Department für klinische Pharmakologie der Meduni Wien vor. Er studierte Medizin an der Universität Wien und wurde 1993 „sub auspiciis praesidentis" promoviert. Im Jahr 2000 schloss Müller seine Facharztausbildung ab. 2004 wurde er Professor an der Meduni im AKH Wien.
ZITAT DES MONATS
„Die Wissenschaft, die Universität, ist das Fremde, in das viele eingelassen werden, das viele für sich nutzen wollen. Doch sie lässt sich nicht auf jeden ein. Nicht ganz so viele sind berufen, noch weniger sind auserwählt.“
Aus dem Text der Uraufführung von „Schlüsselgewalt" der Schriftstellerin Elfriede Jelinek, erklungen als Sprechchor am 10. Juni 2015 im Rahmen des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien im Arkadenhof des Hauptgebäudes, solcherart den lang währenden Ausschluss von Frauen aus der Wissenschaft in den Fokus rückend.
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