NEWSLETTER 7/15
21.10.2015
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KOMMENTAR
Mit dem Alter, so heißt es, werden Menschen weiser, erfahrener oder auch gelassener und ruhiger. Institutionen werden „ehrwürdig“. Ehrwürdig – laut Duden „aufgrund seines Ranges, Alters o.Ä. Ehrfurcht gebietend, Achtung gebietend“ – ist das letzte, was eine moderne Forschungsuniversität sein sollte. Achtung gilt es zu erarbeiten, Erfolge entstehen nicht durch den Verweis auf das Alter. Deshalb zeigt sich die TU Wien in ihrem Jubiläumsjahr zukunftsorientierter als je zuvor.
Zwei von vier neuen uniko-Mitgliedern absolvierten zu Wochen- bzw. Monatsbeginn die offizielle Amtsübergabe, verbunden mit programmatischen Ankündigungen. Edeltraud Hanappi-Egger, die erste Rektorin an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) in deren 117-jährigen Geschichte, wählte für ihre neue Aufgabe die Metapher vom „Weitwanderweg“ mit verschlungenen Pfaden. Der neue Rektor der Linzer Kepler-Universität (JKU), Meinhard Lukas, zog ein Jahr vor dem 50-jährigen Jubiläum der JKU den bildhaften Vergleich zum Fußball und gab den Universitätsangehörigen als Marschrichtung die „Champions League“ aus. Sowohl die Rektorin als auch der Rektor deklarierten ihren ausdrücklichen Willen, ihre jeweilige Universität zu einer Spitzeneinrichtung zu entwickeln.
Wie halten es autonome Universitäten mit der Wirtschafts- und Bankenwelt? Um diese Gretchenfrage kreiste ein Gedankenaustausch, der auf Einladung der Industriellenvereinigung zwischen Damen und Herren in Spitzenpositionen der Wissenschaft und Wirtschaft über die Aspekte „Dialog, Kooperation, Innovation“ am 20. Oktober geführt wurde. Edeltraud Hanappi-Egger, die neue Rektorin der Wirtschaftsuniversität (WU), stellte vor dem Publikum gleich eingangs klar, wie wichtig die Entwicklung einer Sponsoring-Strategie sei. Schließlich hätten Universitäten „Bedenken, wenn es zu viele Wirtschaftskontakte gibt“. Auf die Frage der richtigen Balance ging die WU-Rektorin mit einer launigen Bemerkung ein: Man dürfe nicht zu erfolgreich sein, „sonst glaubt das das Ministerium, man braucht nicht so starke öffentliche Finanzierung“.
Gegen die Stimmen der Freiheitlichen und der Grünen beschloss der Nationalrat am 14. Oktober die Novelle zum Universitätsgesetz (UG), nachdem der Ministerrat den Gesetzentwurf bereits Ende September verabschiedet hatte. Angesichts der vorangegangenen Änderungen, in denen das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) auf zahlreiche Anregungen der Universitätenkonferenz (uniko) eingegangen war, äußerte sich uniko-Präsident Heinrich Schmidinger wohlwollend bis kritisch: „Mit der Neufassung wird vor allem sichergestellt, dass die Regelungen des Universitätszugangs in der bestehenden Form fortgeführt werden können.“ Trotzdem bleibe festzuhalten, dass die gegenwärtige Form der Zugangsregeln unbefriedigend seien, da sich diese nicht an den Kapazitäten der Universitäten orientierten.
Die im September präsentierte MORE-Initiative der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) löst mittlerweile Aufmerksamkeit jenseits der Landesgrenzen aus. Auf Einladung der EU-Kommission präsentierte uniko-Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli am 6. Oktober in Brüssel im Rahmen eines Workshops „Erasmus+ helping refugees" die Initiative als good practice. „Das Projekt fand dabei viel Anerkennung, zumal es in den anderen Ländern bei den Universitäten zwar einzelne Hilfsprojekte gibt, aber noch keine vergleichbare Initiative“, erklärte Fiorioli.

PERSONALIA
Am 14. Oktober wurde Wolfgang Meixner (54), Vizerektor für Personal an der Universität Innsbruck, zum Vorsitzenden des Dachverbandes der österreichischen Universitäten gewählt. Er folgt damit dem langjährigen Rektor der Medizinischen Universität Wien Wolfgang Schütz (67) nach, der mit Ende September aus beiden Funktionen ausgeschieden ist. Der Dachverband ist die Arbeitgebervertretung der Universitäten und wird durch das Generalsekretariat der Österreichischen Universitätenkonferenz administrativ betreut. Er ist durch das UG 2002 gesetzlich eingerichtet.
ZITAT DES MONATS
„Eine derartige Niedertracht ist mir in meiner Zeit als Rektor bisher nicht untergekommen. Das stellt einen Tiefpunkt im politischen Diskurs dar.“
Heinrich Schmidinger, Präsident der Universitätenkonferenz, in der OTS-Aussendung der uniko vom 7. Oktober 2015 zur parlamentarischen Anfrage von FPÖ-Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft „betreffend möglicherweise vorliegender Verstoß gegen das UG 2002 u.a. mit dem MORE-Programm der Universität Klagenfurt“.
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