NEWSLETTER 8/15
23.11.2015

KOMMENTAR
Wir blicken zurück auf ein Jahr voller festlicher Höhepunkte. Vier Universitäten feierten Geburtstag: die Universität Wien ihren 650., die Veterinärmedizinische Universität Wien ihren 250., die Technische Universität Wien ihren 200. und die Montanuniversität Leoben ihren 175. Die Türen der „Jubiläumshäuser“ wurden für viele Anlässe weit geöffnet, öffentliche Vorträge und Ausstellungen lockten interessiertes Publikum, der direkte Kontakt zur Wissenschaft war viel einfacher als sonst, die Universitäten präsentierten sich als das Gegenteil eines Elfenbeinturms.
Joseph Haydn-Konzertsaal im dritten, Van-Swieten-Saal im neunten Wiener Bezirk – zwei mit klingenden Namen geschmückten Räumlichkeiten bildeten die Kulisse für die jüngst absolvierten Inaugurationsfeiern der Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw), Ulrike Sych, bzw. des Rektors der Medizinischen Universität Wien, Markus Müller, mit ähnlichen Botschaften für die künftige Richtschnur: Als erste Rektorin in der Geschichte der mdw kündigte Sych an, diese „international in großem Ausmaß zu repräsentieren“ und sich um weltweite Kooperationen zu bemühen. Das Bekenntnis zur allgemeinen Mobilitätsstrategie Europas verbinde sie mit „strengen Qualitätskriterien“. Knapp zwei Wochen zuvor, am 27. Oktober, versprach ihr Kollege Müller, sein neues Rektoratsteam werde alles tun, „um die Medizinuniversität Wien als Schrittmacher der österreichischen Medizin und international führendes Zentrum zu entwickeln“.
„Nach 200 Jahren Arbeit für die Zukunft beginnt ein neues Jahrhundert Zukunftsarbeit – mit allen guten Wünschen, Heinz Fischer.“ Mit diesen Worten trug sich der Bundespräsident in das Gästebuch der Technischen Universität Wien ein, das anlässlich des Festakts zum runden Jubiläum am 6. November im TU-Rektorat aufgelegt wurde. Vor zahlreich erschienener Prominenz aus Politik und Wissenschaft, neben dem Staatsoberhaupt auch der zuständige Bundesminister Reinhold Mitterlehner, spannte Rektorin Sabine Seidler in ihrer Festrede den Bogen vom kaiserlich-königlichen Polytechnischen Institut des Jahres 1815 über die heutige TU Wien bis zur TU Vision 2025+. Dabei scheute sie nicht vor Kritik am Zustand des heimischen tertiären Bildungssektors anno 2015 zurück: „Statt stärker die einzelnen Elemente zu fördern, besteht eher die Tendenz zur Gleichmacherei – was auf allen Ebenen zu einer Nivellierung nach unten führen muss.“
„Nehmen wir das Risiko von Transdisziplinarität unter Einschluss der Künste an, ohne die unterschiedlichen Identitäten von Wissenschaft und Kunst zu verwischen.“ Mit diesem Appell richtete sich Gerald Bast, Vizepräsident der Universitätenkonferenz (uniko) und Rektor der Angewandten, an das Auditorium der diesjährigen Tagung des Österreichischen Wissenschaftsrats, die unter dem Motto „Forschung – Idee und Wirklichkeit“ am 5./6. November an der Universität Wien anberaumt war. Ausgangspunkt von Basts Aufruf war seine These, dass die Wissenschaften den Begriff der Forschung für ihren Bereich „monopolisiert“ hätten. „Forschung im Zusammenhang mit den Künsten wird in der Regel noch immer als wissenschaftliche Forschung über Kunst oder bestenfalls als wissenschaftliche Forschung mit künstlerischer Illustration gesehen.“
Auf großen Widerhall stieß die Veranstaltung „Gender in der universitären Lehre – Integration von Gender-Aspekten in die Studien", die am 18. November von der Task Force Gender & Diversity und dem Forum Lehre der Universitätenkonferenz (uniko) in Kooperation mit der Universität Graz im Meerscheinschlössl ausgerichtet wurde. Die teilnehmenden Personen aus dem Management von Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, die sich mit der Entwicklung und Umsetzung von Curricula befassen, waren gefordert, konkrete Vorstellungen zur Umsetzung auszutauschen. Eines der Ergebnisse aus den Workshops: Es gilt, die Sensibilität für Gender-Studies als wissenschaftliches Fach zu stärken – eine Aufgabe, die von den Universitäten weitergetragen werden muss.
PERSONALIA
Neue Vorsitzende in drei Foren der uniko
In drei Foren der Universitätenkonferenz (uniko) wurde in den vergangenen Wochen jeweils eine neue Leitung bestellt: Das Forum Internationales wählte am 11. November die Rektorin der Kunstuniversität Graz, Elisabeth Freismuth, zur Vorsitzenden (Stellvertreter Peter Moser, Vizerektor der Montanuniversität Leoben). Am 2. November war Andrea Hoffmann, Vizerektorin der Technischen Universität Graz, zur Vorsitzenden des Forums Budget gewählt worden (Stellvertreterin Regina Hitzenberger, Vizerektorin der Universität Wien). Bereits im Oktober hatte das Forum Forschung den Vizerektor der Technischen Universität Wien, Johannes Fröhlich, zum Vorsitzenden gewählt (Stellvertreterin Andrea Braidt, Vizerektorin der Akademie der bildenden Künste Wien).
ZITAT DES MONATS
„Die Regierung begreift das Problem nicht. Unter den widrigen Umständen ist es wirklich erstaunlich, was die Unis leisten.“
Alexander Van der Bellen, vormals grüner Bundessprecher, derzeit Universitätsbeauftragter der Stadt Wien und potenzieller Bundespräsidentschaftskandidat der Grünen, im Interview mit dem UNISTANDARD vom 19. November zur Frage, wie das Ziel noch erreicht werden kann, bis 2020 zwei Prozent des BIP für den Hochschulsektor auszugeben.
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