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NEWSLETTER 4/16 - 100. Ausgabe

20.06.2016

KOMMENTAR

Richard Moll prägte ihn 1985: den Begriff der Public Ivys. Es geht dabei um jene öffentlichen Universitäten, die ihren Studierenden ein ähnlich qualitätsvolles Studium bieten, wie das an den besten Privatunis der USA der Fall ist. Die ursprüngliche Ivy League, benannt nach den mit Efeu (Hedera helix ) berankten Campusgebäuden in Neuengland, ist eigentlich eine Sportliga: Die College Teams von Brown, Columbia, Cornell, Dartmouth, Harvard, Princeton, Yale und der University of Pennsylvania maßen und messen sich darin gegeneinander. Der Begriff ging aber rasch auf die Universitäten als solche über, die zu den wohlhabendsten und erfolgreichsten der Welt gehören.

INLAND

„Se vogliamo che tutto rimanga com'è, bisogna che tutto cambi." – Mit dem berühmten Originalzitat aus Giuseppe di Lampedusas Il Gattopardo (frei übersetzt: „Wenn alles beim Alten bleiben soll, dann muss sich alles ändern") leitete der Rektor der Universität Klagenfurt, Oliver Vitouch, am 7. Juni 2016, dem Tag nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko), seine Antrittspressekonferenz in Wien ein. Vor mehr als einem Dutzend Journalistinnen und Journalisten, Fotografen und ORF-Kameras erinnerte Vitouch (Foto: Martin Juen) an den „echten Reformwillen“, den die neue Bundesregierung angekündigt hatte und forderte in Bezug auf die Universitätsfinanzierung: „Wir wollen endlich Taten sehen.“

„Stiften für die Forschung“: Unter diesem Motto stand ein Diskussionsabend, zu dem der Forschungsrat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) am 7. Juni ins Haus der Musik in Wien geladen hatte. Angesichts der Fülle von Ratschlägen und Empfehlungen der am Podium anwesenden Expertinnen und des Staatsekretärs im BMWFW hielt die Rektorin der Universität Graz, Christa Neuper, fest: „Die Botschaft ist angekommen. Die Universitäten wissen, dass sie mehr Aktivitäten setzen müssen – als Ergänzung zu einer soliden Basisfinanzierung.“ Diese sei nämlich Voraussetzung für internationale Sichtbarkeit, „dann sind wir attraktiv“, ergänzte  Neuper.

EUROPÄISCHER HOCHSCHULRAUM

Brexit ante portas: uniko in Sorge vor Folgewirkungen

Wenige Tage vor dem britischen Votum über einen Austritt aus der EU („Brexit“) am 23. Juni wächst auch in der heimischen Scientific Community die Besorgnis über allfällige Folgewirkungen. Rektorin Elisabeth Freismuth, Vorsitzende des Forums Internationales in der uniko, sieht – abgesehen von den Konsequenzen für die interuniversitäre Zusammenarbeit – „die symbolische und gesellschaftspolitische Dimension“ einer Entscheidung der Briten gegen den Verbleib in der Union als wesentlich nachhaltiger. „Ich halte es für fatal, Projekt und Vision eines – nicht nur wirtschaftlich, sondern sozial-, friedens- und gesellschaftspolitisch – vereinten Europas aufzugeben“, erklärt die Rektorin.

Im Falle eines Brexit würde man auf administrativer Ebene Lösungen finden, glaubt Freismuth. „Wir tragen für unsere Studierenden Verantwortung – und zwar über die Grenzen des Landes hinweg, in denen sie ausgebildet werden. Den Arbeitsmarkt und die Welt, für die wir die Studierenden qualifizieren und in die wir sie entlassen, gilt es vor einem solchen Schritt und vor den Entwicklungen, die er auslösen könnte, zu bewahren.“

Heinz Faßmann, Vizerektor der Universität Wien und langjähriger Forumsvorsitzender, hält die Auswirkungen eines „Brexit“ für Österreichs Universitäten weniger dramatisch als für die britischen Universitäten selbst: „Ob unsere 500 bis 600 Erasmus-Studierenden nicht mehr in britischen Universitäten ihr Semester verbringen, sondern vielleicht in schwedischen oder dänischen Universitäten, ist nachrangig. Ein Brexit wäre vielmehr für Großbritannien ein klassisches Eigentor.“ Ausländische Studierende würden in UK mit ihren Studiengebühren einen erheblichen Beitrag zur Universitätsfinanzierung leisten. Sollten sie einer vermehrten aufenthaltsrechtlichen Bürokratie ausgesetzt werden, würden sie vielleicht gleich in die USA gehen, gibt Faßmann zu bedenken.

„Vor allem für die kleineren Universitäten ohne klingenden Namen wäre der britische EU-Austritt ein Risiko. Diesen Universitäten würde es schwerer fallen, internationale Studierende, Professoren und Mitarbeiter zu rekrutieren, und sie wären von europäischen Forschungsgeldern und Forschungsnetzwerken zunehmend ausgeschlossen.“ Aber genau das sind nach Ansicht des Vizerektors Elemente ihrer Attraktivität, die Oxford oder Cambridge ohnehin aufweisen.

Kernelement Mobilität. „Wenn der Brexit abgelehnt wird und Europa mit einem blauen Auge aus dieser Krise gelangt, dann sollte die Kommission die Lehren daraus ziehen“, meint Faßmann. „Im Zusammenhang mit dem Europäischen Hochschulraum gilt eines mit Sicherheit: die Studierendenmobilität ist nicht nur ein Kernelement der Internationalisierung der europäischen Universitäten, ein Karriere-Boost für die Absolventen, sondern auch ein prägendes Erlebnis für die Studierenden. Mit der Zunahme von jungen Menschen, die Europa im Zuge ihres Studiums selbst erleben, entsteht eine andere emotionale Beziehung zu Europa. Aus Österreichern, Ungarn oder Franzosen werden auch Europäer.“ Das Erasmus-Programm sollte daher ausgebaut werden. Faßmann: „Europa muss erlebbar sein und den Menschen persönlich etwas bringen. Wenn das nicht gelingt, dann können dem Brexit andere Exits folgen.“

Nach Ansicht von Helga Nowotny, der ehemaligen Präsidentin des Europäischen Forschungsrats ERC, droht das britische Wissenschaftssystem bei einem Brexit „in die Mittelmäßigkeit abzustürzen". Gegenüber der APA erklärte Nowotny: „Die Scientific Community in Großbritannien weiß genau, was sie zu verlieren hat: nicht nur eine große Menge an kompetitiv eingeworbener EU-Forschungsförderung, sondern auch ihre Vorrangstellung in der europäischen Forschungslandschaft.“

INTERNATIONALES

Rund 40 Rektorinnen und Rektoren aus ganz Europa waren von 20. bis 22. Mai der Einladung des Rektorates der Warsaw University of Life Sciences (WULS) gefolgt, um das 200-jährige Bestehen gebührend zu feiern, darunter auch der Rektor der Universität für Bodenkultur Wien, Martin Gerzabek. Die WULS ist – ebenso wie die Boku – eine von sieben Universitäten der Euroleague of Life Science Universities (ELLS, http://www.euroleague-study.org/) und heute äußerst aktiv im Bereich der Mobilität von Studierenden und Lehrenden.

uniko-PUBLIKATION

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Jubiläum: 100. Newsletter im Netz

Mit Datum 20. Juni 2016 schickt die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) ihren 100. Newsletter ins Netz. Die erste elektronische Post der damaligen Österreichischen Rektorenkonferenz (seit 2008 uniko) ging am 29. November 2004 an einige Dutzend Mailadressen, seither hat sich die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher in und außerhalb der Scientific Community auf knapp 850 erhöht. Der uniko-Newsletter wird acht- bis neunmal pro Jahr ausgesendet und – je nach Saison – zwischen 6000 und 8000 Mal monatlich angeklickt (Mai 2016: 7728 Hits). Wünsche, Anregungen und Kritik werden unter folgender Mailadresse gerne entgegengenommen: manfred.kadi@uniko.ac.at

 

ZITAT DES MONATS

„Sie (die Wissenschaft, Anm.) braucht Geld und Verständnis dafür, dass man ohne Geld nichts machen kann.“

Margit Fischer, Gattin des scheidenden Bundespräsidenten, im PRESSE-Interview vom 11. Juni 2016 auf die Frage: Was braucht die Wissenschaft neben Reputationsarbeit noch besonders dringend?

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