NEWSLETTER 7/16
25.10.2016

Kommentar
Pioniergeist – dafür steht die Johannes Kepler Universität (JKU) seit 50 Jahren. Bewusst als Hochschule neuen Typs gegründet, war sie von Anfang an ein Magnet für Vor- und Querdenker. Dieses Selbstverständnis hat sich die JKU bis heute bewahrt. Das offene Linzer Klima hat vieles stimuliert und viele zur Kreativität animiert. Die JKU ist Pionierin der österreichischen Informatik und Wirtschaftsinformatik. Hier wurde das europaweit erste Mechatronikstudium angeboten und der Softwarepark Hagenberg ins Leben gerufen. Richtungsweisend war auch der Aufbau eines Marketinglehrstuhls, der die Kunst der Vermarktung von Anfang an vorgelebt hat.
Der trockene Titel „Differenzierung im Hochschulsystem“ für die Tagung des Wissenschaftsrats am 21. Oktober deutete nicht unbedingt auf einen Showdown zwischen Universitätenkonferenz (uniko) und Fachhochschul-Konferenz (FHK) hin. Doch zum Schluss seines Vortrags zeigte sich Helmut Holzinger, Präsident der FHK, zutiefst gekränkt wegen der in seinen Augen „abwertenden Behauptung“ von uniko-Präsident Oliver Vitouch, der gegenüber ORF-Science vor der „FH-Falle“ gewarnt hatte. Der Rektor der Universität Klagenfurt nahm den Fehdehandschuh in der anschließenden Podiumsdiskussion eher gelassen auf: „Es ist auch unsere Aufgabe, ein Stück weit Marketing für den eigenen Sektor zu betreiben“, replizierte Vitouch und erinnerte seinen Widerpart an FHK-Aussendungen, in denen von „Erbsenzählerei“ und „Standesdünkel“ zu lesen war. Nachsatz des uniko-Präsidenten: „Den Universitäten ist auch schon eingeschenkt worden.“
„Zehn Jahre Wissensbilanz“ bieten genügend Erfahrungswerte, um „Bilanz über diese Bilanz zu ziehen“, wie Andrea Hoffmann, die Vorsitzende des uniko-Forums Budget und Vizerektorin der TU Graz, in ihrem Vortrag am 20. Oktober bei der Jubiläumsveranstaltung in den Räumen des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in Wien festhielt. Über den Nutzen, so der Tenor von Hoffmanns Ausführungen, scheiden sich angesichts des Aufwands und der Kosten je nach Standort und Standpunkt nach wie vor die Geister.
Mit zehn Forderungen warteten die Spitzenvertreter der Österreichischen Privatuniversitäten Konferenz (ÖPUK) Mitte des Monats bei einer Pressekonferenz in Wien auf, darunter die Abschaffung der verbindlichen Bezeichnung „Privatuniversität“ in der Namensgebung der Universität und in der Berufsbezeichnung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Präsident der uniko, Rektor Oliver Vitouch, hat für dieses Begehren kein Verständnis: „Mit der Bezeichnung ,Privatuniversität‘ wird schon jetzt ein Stück weit Etikettenschwindel betrieben“, hält Vitouch dagegen. „Privat“ stimme dann nicht, wenn öffentliche Mittel überwiegen, und „Universität“ träfe nicht zu, wenn kaum Forschung betrieben werde.
„Studierende zählen ist zu wenig“ – so lautet der Titel über dem Beitrag aus der Feder von zwei Autorinnen der uniko-Geschäftsstelle in der jüngst erschienenen Publikation International Lectures, Band 8 der Schriftenreihe der OeAD-GmBH (Herausgeber Stefan Zotti). uniko-Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli und Nadine Shovakar, Referentin für Internationales in der uniko, ziehen darin ein Resümee über die von der uniko mitveranstalteten Tagungen der Reihe International Lectures: „Die Erkenntnis, dass Internationalisierung kein Wert an sich ist, sondern eine Querschnittsmaterie und ein Treiber für Qualität, ist an den Universitäten angekommen.“
Der Hochschulstandort St. Gallen im gleichnamigen Ostschweizer Kanton bildete am 29./30. September den Schauplatz des diesjährigen Trilateralen Treffens der drei Rektorenkonferenzen aus dem deutschsprachigen Raum, angeführt von den Präsidenten Horst Hippler (vormals Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie – KIT), Michael Hengartner (Rektor der Universität Zürich) und Oliver Vitouch (Rektor der Universität Klagenfurt).
Zitat des Monats
Lehraufträge werden grundsätzlich befristet vereinbart. Jeder Lektorin beziehungsweise jedem Lektor ist dies bei Unterzeichnung des Dienstvertrags bewusst. Bei deren Tätigkeit handelt es sich um keine hauptberufliche Tätigkeit, sondern in der Regel um einen Lehrauftrag anderweitig im Beruf stehender Personen.
Wolfgang Meixner, Vizerektor für Personal an der Universität Innsbruck und Vorsitzender des Dachverbands der österreichischen Universitäten, antwortet in einem Leserbrief an DIE PRESSE, Ausgabe 10. Oktober 2016, auf den Bericht „Lektoren: Schlechte Bedingungen gegen guten Ruf“.
Druckansicht »