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NEWSLETTER 6/19

24.10.2019

KOMMENTAR

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Universitäre Weiterbildung: Mehr als Stuckatur?

Im Jubiläumsjahr 2020 wird eine Chiffre von der Gegenwart eingeholt

Das Jahr 2020 wird in vielerlei Hinsicht aufmerksamkeitsintensiv. Neben dem Antritt einer neuen Regierung werden große Jubiläen wie 100 Jahre Österreichische Verfassung begangen, und auch mehrere österreichische Universitäten, darunter die Donau-Universität Krems, werden sich ihrer jeweiligen Gründungsjahre erinnern. Aus hochschulpolitischer Perspektive gilt 2020 auch als wohlbekannte Chiffre, die die Überschriften zahlreicher strategischer Planungen ziert und Gestaltungswillen in eine nicht allzu ferne Zukunft projizierte, in vielen Bereichen jedoch von der Gegenwart rasch eingeholt wurde. Das Jahr 2020 markiert so auch das Zieljahr der 2011 initiierten „LLL:2020-Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich“.

Für eine ausführliche Bilanzierung dieses interinstitutionellen sowie interministeriellen Vorhabens ist es wohl noch zu früh, jedoch seien mit Blick auf diverse bevorstehende strategische Dokumente einige grundsätzliche Bemerkungen erlaubt.

Dass Weiterbildung per se angesichts der gesellschaftlichen, ökonomischen und vor allem technologischen Umbrüche unserer Zeit von elementarer Bedeutung ist, sei an dieser Stelle nur einleitend und der Ordnung halber erwähnt. Zahlreiche Studien haben dies in den vergangenen Jahren empirisch belegt; kaum ein Debattenbeitrag über Wettbewerb, Standortfragen oder Zukunftsfähigkeit kommt ohne den diesbezüglichen Verweis aus. Im Vergleich zum öffentlich kommunizierten und gesellschaftlich notwendigen Stellenwert ist der (hochschul-)politische Bedeutungsraum für Weiterbildung jedoch (noch) eher verhalten.

Universitätslehrgänge. Exemplarisch zeigt sich dies, indem noch keine umfassende Diskussion über die Fortsetzung von LLL:2020 präsent ist, oder beispielsweise die marginale Berücksichtigung des Themas Weiterbildung im Entwurf des neuen gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplans bzw. auch in Zahlen: 15,8 Prozent der Bevölkerung beteiligen sich laut Statistik Austria an Weiterbildung, davon jedoch nur rund 2,6 Prozent – in Zahlen 20.144 Studierende – in Universitätslehrgängen an öffentlichen Universitäten (rund 50 Prozent davon an der Donau-Universität Krems – der Universität für Weiterbildung).

Das bedeutet: Weiterbildung findet in der Regel an außeruniversitären Institutionen statt, die nicht über organisationale Merkmale verfügen, wie per Gesetz „zur Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt beizutragen“ (§ 1 UG) oder nicht mit dem Credo „Forschung macht den Unterschied“ wesentliche Qualitätsstandards definieren können oder frei von gewinnorientierten Interessen sind. Gerade Letzteres nimmt durch das Aufkommen von diversen „Weiterbildungsanbietern“ zu. Zugespitzt dargestellt wird gesellschaftliche Verantwortung für das Thema Weiterbildung und die diesbezügliche Bedeutungszuschreibung „Anderen“ überlassen.

Neues Denken. Ob es nun nach 2020 eine neue LLL-Strategie geben wird oder nicht, wäre das österreichische Wissenschafts- und Innovationssystem gut beraten, universitäre Weiterbildung nicht als beiläufige Stuckatur zu betrachten oder vereinzelt unter nicht einmal mehr vorgehaltener Hand als „cash-cow“ zu sehen (forschungs- und qualitätsgeleitete Weiterbildung wird dies ohnehin nie erfüllen können). Empfohlen wäre es mit einem gänzlich neuen Denken über Weiterbildung, großen inhaltlichen Schritten und mit einer deutlichen Intensivierung der Qualität – sowohl innerhalb als auch außerhalb von Universitäten – fortzusetzen bzw. zu beginnen. Fahrlässig wäre es jedenfalls, im Jahr 2030 auf die ignorierte Notwendigkeit und vertane Chance zur Weiterentwicklung der Weiterbildung in Österreich zurückzublicken.

Rektor Friedrich FAULHAMMER

Donau-Universität Krems

INLAND

Unverständnis löste in der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) die jüngste, lapidare Ankündigung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) aus, dass der Jubiläumsfonds der OeNB künftig nur mehr „notenbankrelevante Themenstellungen“ fördern werde. „Die gänzlich unabgestimmte Vorgangsweise des OeNB-Direktoriums zeugt von einem wenig sorgsamen Umgang mit dem österreichischen Forschungs- und Wissenschaftssystem“, erklärte Präsident Oliver Vitouch Mitte Oktober in einer Aussendung.

„Lust auf Sprache zu machen, zum Experimentieren einzuladen und generell einzuladen statt auszugrenzen: Das könnte eine Leitlinie sein für einen kreativen und reichhaltigen, diversitätsvollen Umgang mit Sprachen an Universitäten.“ Mit dieser Empfehlung schloss Oliver Vitouch, uniko-Präsident und Rektor der Universität Klagenfurt seine Videobotschaft anlässlich der Tagung zu „Wirkmächtige Hochschul(amts)sprache“ am 21. Oktober, die von der Ombudsstelle für Studierende gemeinsam mit dem Amt der steiermärkischen Landesregierung in Graz ausgerichtet wurde.

Das Fragezeichen nach „Wissenschaft in der Vertrauenskrise?“, so das Motto der Veranstaltung im Wiener Presseclub Concordia, wurde von Heinz Faßmann, vormals Bildungs- und Wissenschaftsminister, gleich in seinem Eingangsstatement in Abrede gestellt. „Die Wissenschaft steht noch immer gut da. Es gibt großes Vertrauen und große Akzeptanz in ihre Aussagen“, erklärte der nunmehr wieder als Professor für Angewandte Geografie an der Universität Wien tätige Forscher. Wissenschafts- und Technikforscherin Karen Kastenhofer von der Akademie der Wissenschaften sekundierte: „Es gibt keine Krise der Wissenschaft, auch keine Vertrauenskrise.“

INTERNATIONALES

Trilaterales Treffen in Luzern mit Unibudgets im Fokus

Von Weiterbildung über Hochschulfinanzierung bis zu Open Science reichten die Themen beim diesjährigen Trilateralen Treffen der deutschsprachigen Rektorenkonferenzen HRK, swissuniversities und uniko, angeführt von den drei Präsidenten Peter-André Alt (Deutschland), Michael O. Hengartner (Schweiz) und Oliver Vitouch (Österreich) an der Universität Luzern am 26./27. September. Die Mitglieder aus Rektoraten der drei Länder stimmten darin überein, dass die stabile Finanzierung als Schlüssel für die Leistungsfähigkeit der Hochschulen auch unter der Politik leide, die auf Schwankungen in der Studierendenzahl nicht, zu spät oder nur mit vorläufigen Maßnahmen reagiere. Zudem bestehe die Herausforderung, dass die Grundfinanzierung der Hochschulen durch Drittmitteleinwerbung mit dem Phänomen des „Zu-Tode-Siegens“ beansprucht wird. Für das nächstjährige Trilaterale Treffen hat die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) eine Einladung ausgesprochen.

PERSONALIA

Vier Neuzugänge im uniko-Plenum

Die Universität für angewandte Kunst Wien bildete am 7. Oktober den Premierenrahmen für drei Rektoren und eine Rektorin: Eine Woche nach dem offiziellen Amtsantritt an ihren jeweiligen Universitäten nahmen Johan Frederik Hartle (Akademie der bildenden Künste Wien) als Nachfolger von Eva Blimlinger, Brigitte Hütter (Kunstuniversität Linz) als Nachfolgerin von Reinhard Kannonier, Hendrik Lehnert (Universität Salzburg) als Nachfolger von Heinrich Schmidinger und Martin Polaschek (Universität Graz) als Nachfolger von Christa Neuper erstmals in ihrer neuen Leitungsfunktion an einer Plenarsitzung der uniko teil und wurden vom geschäftsführenden Präsidenten Oliver Vitouch willkommen geheißen. Hütter und Polaschek waren schon in den vergangenen Jahren in ihren früheren Funktionen als Vizerektorin (Mozarteum Salzburg) bzw. Vizerektor (Universität Graz) in mehreren Plenarsitzungen vertreten.

ZITAT DES MONATS

„Regimes come and go, but universities remain.“

Michael Ignatieff, Rektor der Central European University (CEU), bei seinem Besuch der 76. ordentlichen Plenarversammlung der uniko am 7. Oktober 2019 an der Universität für angewandte Kunst Wien.

 

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