NEWSLETTER 6/19
24.10.2019
KOMMENTAR
Das Jahr 2020 wird in vielerlei Hinsicht aufmerksamkeitsintensiv. Neben dem Antritt einer neuen Regierung werden große Jubiläen wie 100 Jahre Österreichische Verfassung begangen, und auch mehrere österreichische Universitäten, darunter die Donau-Universität Krems, werden sich ihrer jeweiligen Gründungsjahre erinnern. Aus hochschulpolitischer Perspektive gilt 2020 auch als wohlbekannte Chiffre, die die Überschriften zahlreicher strategischer Planungen ziert und Gestaltungswillen in eine nicht allzu ferne Zukunft projizierte, in vielen Bereichen jedoch von der Gegenwart rasch eingeholt wurde. Das Jahr 2020 markiert so auch das Zieljahr der 2011 initiierten „LLL:2020-Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich“.
INLAND
OeNB-Jubiläumsfonds: uniko-Kritik an Neuausrichtung
Unverständnis löste in der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) die jüngste, lapidare Ankündigung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) aus, dass der Jubiläumsfonds der OeNB künftig nur mehr „notenbankrelevante Themenstellungen“ fördern werde. „Die gänzlich unabgestimmte Vorgangsweise des OeNB-Direktoriums zeugt von einem wenig sorgsamen Umgang mit dem österreichischen Forschungs- und Wissenschaftssystem“, erklärte Präsident Oliver Vitouch Mitte Oktober in einer Aussendung.
Der Jubiläumsfonds wurde 1966 als „Einrichtung von dauerhaftem und allgemeinen Wert“ der österreichischen Forschungs- und Wissenschaftsförderung gegründet und hat seitdem Forschungsprojekte in Medizin, Wirtschaftswissenschaften und den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) gefördert, zuletzt im Umfang von knapp zehn Millionen Euro jährlich. „Der Jubiläumsfonds ist damit nicht irgendein Instrument, sondern seit über 50 Jahren ein strukturelles Element der öffentlichen Forschungsförderung“, hielt Vitouch fest.
Wettbewerbsindikator. Nicht ohne Grund spiele er auch in der 2018 erlassenen Universitätsfinanzierungsverordnung (UniFinV) eine Rolle als Forschungs-Wettbewerbsindikator. Neben dem Wissenschaftsfonds FWF war er, so Vitouch, bis dato „eine Säule der themenoffenen Grundlagenforschung in Österreich“. Dabei kam er in besonderem Maße der Nachwuchsförderung zugute, etwa im Bereich der Medizinischen Wissenschaften, und war im GSK-Bereich neben dem FWF die wichtigste nationale Drittmittelquelle.
Die uniko pflegt seit ihrer Plenarversammlung vom 7. Oktober 2019 intensiven Austausch mit der OeNB, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und mit anderen Stakeholdern der universitären und außeruniversitären Forschung in dieser Sache. „Wir zählen auf ein Umdenken, und darauf, dass die OeNB ihre systemrelevante Tradition im Bereich der themenoffenen Forschungsförderung fortsetzt. Auch Kooperationslösungen mit dem FWF wären ausgezeichnet denkbar“, erklärte Vitouch. Österreich habe relativ zu Deutschland oder der Schweiz enormen Aufholbedarf in der wettbewerbsfähigen Finanzierung der Grundlagenforschung. „Stattdessen restriktive Schritte zu setzen ist nicht förderlich“, fügte der uniko-Präsident hinzu.
„Lust auf Sprache zu machen, zum Experimentieren einzuladen und generell einzuladen statt auszugrenzen: Das könnte eine Leitlinie sein für einen kreativen und reichhaltigen, diversitätsvollen Umgang mit Sprachen an Universitäten.“ Mit dieser Empfehlung schloss Oliver Vitouch, uniko-Präsident und Rektor der Universität Klagenfurt seine Videobotschaft anlässlich der Tagung zu „Wirkmächtige Hochschul(amts)sprache“ am 21. Oktober, die von der Ombudsstelle für Studierende gemeinsam mit dem Amt der steiermärkischen Landesregierung in Graz ausgerichtet wurde.
Das Fragezeichen nach „Wissenschaft in der Vertrauenskrise?“, so das Motto der Veranstaltung im Wiener Presseclub Concordia, wurde von Heinz Faßmann, vormals Bildungs- und Wissenschaftsminister, gleich in seinem Eingangsstatement in Abrede gestellt. „Die Wissenschaft steht noch immer gut da. Es gibt großes Vertrauen und große Akzeptanz in ihre Aussagen“, erklärte der nunmehr wieder als Professor für Angewandte Geografie an der Universität Wien tätige Forscher. Wissenschafts- und Technikforscherin Karen Kastenhofer von der Akademie der Wissenschaften sekundierte: „Es gibt keine Krise der Wissenschaft, auch keine Vertrauenskrise.“
INTERNATIONALES
Trilaterales Treffen in Luzern mit Unibudgets im Fokus
Von Weiterbildung über Hochschulfinanzierung bis zu Open Science reichten die Themen beim diesjährigen Trilateralen Treffen der deutschsprachigen Rektorenkonferenzen HRK, swissuniversities und uniko, angeführt von den drei Präsidenten Peter-André Alt (Deutschland), Michael O. Hengartner (Schweiz) und Oliver Vitouch (Österreich) an der Universität Luzern am 26./27. September. Die Mitglieder aus Rektoraten der drei Länder stimmten darin überein, dass die stabile Finanzierung als Schlüssel für die Leistungsfähigkeit der Hochschulen auch unter der Politik leide, die auf Schwankungen in der Studierendenzahl nicht, zu spät oder nur mit vorläufigen Maßnahmen reagiere. Zudem bestehe die Herausforderung, dass die Grundfinanzierung der Hochschulen durch Drittmitteleinwerbung mit dem Phänomen des „Zu-Tode-Siegens“ beansprucht wird. Für das nächstjährige Trilaterale Treffen hat die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) eine Einladung ausgesprochen.
PERSONALIA
Vier Neuzugänge im uniko-Plenum
Die Universität für angewandte Kunst Wien bildete am 7. Oktober den Premierenrahmen für drei Rektoren und eine Rektorin: Eine Woche nach dem offiziellen Amtsantritt an ihren jeweiligen Universitäten nahmen Johan Frederik Hartle (Akademie der bildenden Künste Wien) als Nachfolger von Eva Blimlinger, Brigitte Hütter (Kunstuniversität Linz) als Nachfolgerin von Reinhard Kannonier, Hendrik Lehnert (Universität Salzburg) als Nachfolger von Heinrich Schmidinger und Martin Polaschek (Universität Graz) als Nachfolger von Christa Neuper erstmals in ihrer neuen Leitungsfunktion an einer Plenarsitzung der uniko teil und wurden vom geschäftsführenden Präsidenten Oliver Vitouch willkommen geheißen. Hütter und Polaschek waren schon in den vergangenen Jahren in ihren früheren Funktionen als Vizerektorin (Mozarteum Salzburg) bzw. Vizerektor (Universität Graz) in mehreren Plenarsitzungen vertreten.
ZITAT DES MONATS
„Regimes come and go, but universities remain.“
Michael Ignatieff, Rektor der Central European University (CEU), bei seinem Besuch der 76. ordentlichen Plenarversammlung der uniko am 7. Oktober 2019 an der Universität für angewandte Kunst Wien.
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