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NEWSLETTER 4/17

27.06.2017

KOMMENTAR

Die Akademie der bildenden Künste Wien feiert heuer ihr 325-jähriges Jubiläum und ist somit eine der ältesten Kunstakademien Mitteleuropas. 1688 eröffnete Peter Strudel eine private Akademie. Gemeinsam mit seinem Bruder Paul kam er an den Hof in Wien, und beide erhielten dort unter Kaiser Leopold I. eine Anstellung als kaiserliche Hof- und Kammermaler. Jenem Leopold I., der einst die Juden und Jüdinnen aus der blühenden jüdische Gemeinde in Wien im Unteren Werd, in der nach ihm benannten Leopoldstadt, vertrieben hat. Um 1690 schließlich kaufte Peter Strudel in der Vorstadt, auf dem „Rücken der Schottenpoint“, ein Grundstück. Dort ließ er den Strudelhof erbauen, und dort findet sich heute die durch den Roman von Heimito von Doderer bekannt gewordene Stiege.

Das Datum 1692 – und dies sehen wir schließlich als Gründungsdatum der Akademie der bildenden Künste Wien – gründet sich auf zwei Zahlungsbelege für Kosten der Akademie und für in Rom gekaufte Gipsabgüsse von Antiken und zeitgenössischen Skulpturen. Und dieses Mal wird zum ersten Mal der volle Titel der Academia von der Malerey, Bildthauer, Fortification, Prospectiv und Architectur-Khunst genannt.

INLAND

„Die historische Forderung nach dem freien und offenen Universitätszugang in ihrer gegenwärtigen Ausprägung in Österreich – diese Forderung und Ankündigung ist Opium für das Volk.“ Solcherart äußerte sich Rektor Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), bei seinem Skype-Auftritt am 22. Juni in den Räumen des Wissenschaftsministeriums auf der Wiener Freyung anlässlich der alljährlichen Tagung der Ombudsstelle für Studierende, die dem Thema „Aufnahme- und Zulassungsverfahren“ gewidmet war. Nachsatz Vitouchs: „Wir sollten diese Haltung, Opium für das Volk zu verteilen, der Politik einfach nicht durchgehen lassen."

Studienplätze: Schrödingers Katze und Notfallplan

Mit widersprüchlichen Signalen von Regierungsseite sahen sich die Rektorinnen und Rektoren der 21 Universitäten in den vergangenen Wochen konfrontiert: Am 6. Juni waren sie – eine Premiere in diesem Jahrzehnt – einer Einladung zum Ballhausplatz gefolgt, um aus dem Munde von Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzendem Christian Kern dessen Sicht auf die offenen Fragen des Universitätsbudgets und der Studienplatzfinanzierung zu erfahren. Gleichzeitig zu Kerns Unterstützungszusagen mussten sie jedoch die Blockadehaltungen innerhalb der im Scheidungsprozess stehenden rotschwarzen Koalition zur Kenntnis nehmen, was uniko-Präsident Oliver Vitouch kurz darauf zum Vergleich der Universitätsfinanzierung mit „Schrödingers Katze" inspirierte: Man wisse nicht, ob diese am Leben oder schon tot sei.

Eine Stunde nach dem Treffen im Kanzleramt ließ Vitouch bei einer Pressekonferenz in der uniko-Geschäftsstelle in der Wiener Floragasse seine Zweifel durchblicken: Die Rektorinnen und Rektoren hätten zuvor trotz der ernsthaften und unterstützenden Bestrebungen des Bundeskanzlers „einen Schwanengesang“ auf diesen Zeitplan und auf die Hoffnung, dieses Gesamtvorhaben mit der Finanzierung noch vor der Wahl am 15. Oktober durchzuführen, gehört. Der Präsident appellierte daher an „die Verantwortung der beiden Regierungsparteien und aller Abgeordneten im Parlament, die Finanzierung der 21 Universitäten mit allen tauglichen Mitteln sicherzustellen.“

Zielkatalog. Kurz vor der Plenarversammlung der uniko am 12. Juni wurde ein Notfallplan an die Regierung übermittelt. „Wir schlagen vor, den Beschluss über die (zusätzlichen) 1,35 Milliarden Euro in Gesetzesform zu fassen und im Juni durch den Nationalrat zu bringen. Gleichzeitig soll darin ein Zielkatalog zur Umsetzung der Systemreform enthalten sein, der bis zu einem Verfallsdatum im Juni 2018 von der neuen Regierung umgesetzt werden muss", erklärte Vitouch gegenüber der APA. Dabei handle es sich um eine „Selbstauflösungsklausel", so der uniko-Präsident: „Wenn die Systemreform nicht zustande kommt, dann fällt alles – inklusive der Finanzierungszusage – nach hinten wieder um." Dies sei zwar, so der Präsident, eine „Art Versicherungspolizze für den Finanzminister bzw. den Bundeshaushalt". Allerdings: „Wir haben keine Versicherungspolizze, sondern wären darauf angewiesen, dass die nächste Regierung das dann tatsächlich ausverhandelt", meinte Vitouch. Würde die Finanzierung für 2019 bis 2021 im kommenden Jahr wirklich wegfallen, wäre dies der „Worst Case zum Quadrat".

Eine derartige Einigung innerhalb der Koalition zeichnete sich – zumindest offiziell – vor den beiden letzten Plenartagen des Parlaments am 28. und 29. Juni nicht ab. Dafür veröffentlichte die SPÖ mittlerweile ihren Wertekompass, worin es heißt: „Die SPÖ bekennt sich zum freien Hochschulzugang und erwartet sich dieses Grundsatzbekenntnis auch von Koalitionspartnerinnen.“ Ob dieses Postulat des freien Zugangs sich nur auf Studiengebühren bezieht oder den „offenen Universitätszugang“ – frei von Regelungen – einschließt, wird nicht näher erläutert.

INTERNATIONALES

47 Hochschulleitungen aus aller Welt, darunter auch der Rektor der Universität Klagenfurt, uniko-Präsident Oliver Vitouch, diskutierten von 7. bis 9. Juni beim zweiten „Hamburg Transnational University Leaders Council“ über die Folgen des Akademisierungstrends und die Gefahren für die Wissenschaftsfreiheit. Den Tenor der Veranstaltung fasste der uniko-Präsident unter Hinweis auf das Statement eines Rektors aus Südafrika („States just don’t live up to their rhetoric”) so zusammen: Im Zeitalter der „massification“ postsekundärer Bildung würden Staaten viel versprechen, aber wenig einhalten. Vitouch: „Die Lösung liegt in einem ausreichend dotierten, aber auch ausreichend differenzierten tertiären Bildungssystem.“

PERSONALIA I

Die Niederösterreicherin Petra Winter (50) wurde am 23. Juni offiziell als neue Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) angelobt. Winter steht seit dem Rücktritt Sonja Hammerschmids im Mai des Vorjahrs an der Spitze der Universität. Die Spezialistin für Wiederkäuer promovierte 1992 mit einer Dissertation über Abgangsursachen bei Schweinen in einem Zuchtbetrieb und schlug nach kurzer Tätigkeit als Tierärztin eine Uni-Karriere ein. Unter anderem leitete sie an der Vetmeduni als erste Frau die Klinik für Schweine.

PERSONALIA II

Der Leiter des Instituts für Waldbau, Hubert Hasenauer (54), ist am 1. Juni zum neuen Rektor der Universität für Bodenkultur (Boku) gewählt worden. In einer Abstimmung im Universitätsrat der Hochschule setzte er sich gegen den Boku-Vizerektor für Forschung, Josef Glößl, und Viktoria Somoza, Vizedekanin der Fakultät Chemie der Universität Wien, durch. Hasenauer wird seine vierjährige Amtszeit im Februar 2018 antreten. Er folgt auf Martin Gerzabek, der nach zwei Funktionsperioden keine weitere Verlängerung angestrebt hatte.

PERSONALIA III

Ende Mai wurde bekanntgegeben, dass der Dirigent und frühere Rektor der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Reiner Schuhenn (55), neuer Rektor der Kunstuniversität Mozarteum in Salzburg wird. Dies ergab die Abstimmung des Universitätsrates über den Dreier-Vorschlag des Senates. Die Amtszeit des in Baden-Württemberg geborenen Musikers dauert bis 2021, teilte das Mozarteum mit.

ZITAT DES MONATS

„Spätestens Ende der 1990er-Jahre war klar, dass der offene Hochschulzugang zu gravierenden Problemen führt. Die SPÖ hat auf diese Entwicklung mit Realitätsverweigerung reagiert und den Kapazitätsengpässen an den Universitäten die Existenzberechtigung abgesprochen ... Noch einfacher war (und ist) es freilich, das Unvermeidliche hinauszuschieben.“

Hans Pechar, Professor für Hochschulforschung an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt, in einem Gastkommentar des STANDARD vom 26. Juni 2017.

 

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