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NEWSLETTER 4/17

27.06.2017

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325 Jahre: Die Akademie der bildenden Künste feiert

Die Akademie der bildenden Künste Wien feiert heuer ihr 325-jähriges Jubiläum und ist somit eine der ältesten Kunstakademien Mitteleuropas. 1688 eröffnete Peter Strudel eine private Akademie. Gemeinsam mit seinem Bruder Paul kam er an den Hof in Wien, und beide erhielten dort unter Kaiser Leopold I. eine Anstellung als kaiserliche Hof- und Kammermaler. Jenem Leopold I., der einst die Juden und Jüdinnen aus der blühenden jüdische Gemeinde in Wien im Unteren Werd, in der nach ihm benannten Leopoldstadt, vertrieben hat. Um 1690 schließlich kaufte Peter Strudel in der Vorstadt, auf dem „Rücken der Schottenpoint“, ein Grundstück. Dort ließ er den Strudelhof erbauen, und dort findet sich heute die durch den Roman von Heimito von Doderer bekannt gewordene Stiege.

Das Datum 1692 – und dies sehen wir schließlich als Gründungsdatum der Akademie der bildenden Künste Wien – gründet sich auf zwei Zahlungsbelege für Kosten der Akademie und für in Rom gekaufte Gipsabgüsse von Antiken und zeitgenössischen Skulpturen. Und dieses Mal wird zum ersten Mal der volle Titel der Academia von der Malerey, Bildthauer, Fortification, Prospectiv und Architectur-Khunst genannt.

Maria Theresia. Und es war, wie in so vielen Bereichen, Maria Theresia, die schließlich die Vereinigung der bis dahin gegründeten Spezialschulen (z.B. der Kupferstecher-Akademie oder Graveur- und Erzverschneiderschule) zur k.k. vereinigten Akademie der bildenden Künste am 1. November 1772 verfügte. Seit dem 1. April 1877 befindet sich die Akademie im von Theophil Hansen erbauten Akademiegebäude. Anlass genug, um in den nächsten drei Jahren dieses wunderbare Gebäude zu sanieren und vor allem zu restaurieren, damit auch künftig ein zeitgemäßer Universitätsbetrieb garantiert werden kann.

Heute sind an der Akademie insgesamt sechs Institute zu finden: Bildende Kunst, unser größtes Institut mit 17 verschiedenen Fachbereichen, die nahezu das gesamte Spektrum der zeitgenössischen bildenden Kunst von zeitbasierter Kunst – Film, Video, digitale Medien – über Malerei, Grafik, Fotografie, skulpturaler Kunst, Bildhauerei hin zu konzeptueller Kunst, performativer Kunst, Kunst im öffentlichen Raum abdecken.

Führende Institution. Neben den Fachbereichen sind die zahlreichen Werkstätten und Labors integraler Bestandteil einer künstlerischen Praxis, die internationale Anerkennung erfährt. Die künstlerische Forschung – auch hier zählt die Akademie zu einer der leading institutions – verbindet das Institut für Bildende Kunst und das Institut für Kunst- und Kulturwissenschaft durch ein eigenes Master und PhD-Programm. Dieses Institut konzentriert sich in der Forschung und Lehre vor allem auf transkulturelle Ästhetiken mit postkolonialem, queer-feministischem und kapitalismuskritischem Fokus sowie auf die Geschichte und Praxis der Kunst und Kunstkritik.

Mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung wurde uns zuletzt durch ein Peer-Review die weltweit außerordentliche Position dieses Instituts und der dort angesiedelten Studienrichtung beschieden. Das Institut für Kunst und Architektur hat durch seine Organisation in unterschiedliche thematische Plattform eine innovative Form des Architektur-Studiums entwickelt und das in diesem Institut verortete Studium Bühnengestaltung/Szenographie zählt europaweit zu einem der begehrtesten wie die Bewerber_innenzahlen zeigen.

Ästhetische Bildung. Am Institut für das künstlerische Lehramt werden die zukünftigen Kunstpädagog_innen ausgebildet, die dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche in den Schulen, aber auch Erwachsene in anderen, zum Beispiel musealen Zusammenhängen die beste ästhetische Bildung erwerben können. Und schließlich ist das Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst ein international anerkanntes Kompetenzzentrum für Materialwissenschaften, Farben- und Wahrnehmungslehre sowie Farbenchemie.

Zur Akademie gehören bis heute Gemäldegalerie, Glyptothek und Kupferstichkabinett. Im Jahr 1822 vermacht Graf Lamberg-Sprinzenstein, seine international berühmte Sammlung von rund achthundert Gemälden der Wiener Kunstakademie mit der Auflage, diese für die Öffentlichkeit zugänglich auszustellen. Ja, wir sind auf allerhand stolz, aber der Platz reicht nicht aus, um alles aufzuzählen. In diesem Sinne ad multos annos!

Rektorin Eva BLIMLINGER

Akademie der bildenden Künste Wien

INLAND

„Die historische Forderung nach dem freien und offenen Universitätszugang in ihrer gegenwärtigen Ausprägung in Österreich – diese Forderung und Ankündigung ist Opium für das Volk.“ Solcherart äußerte sich Rektor Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), bei seinem Skype-Auftritt am 22. Juni in den Räumen des Wissenschaftsministeriums auf der Wiener Freyung anlässlich der alljährlichen Tagung der Ombudsstelle für Studierende, die dem Thema „Aufnahme- und Zulassungsverfahren“ gewidmet war. Nachsatz Vitouchs: „Wir sollten diese Haltung, Opium für das Volk zu verteilen, der Politik einfach nicht durchgehen lassen."

Mit widersprüchlichen Signalen von Regierungsseite sahen sich die Rektorinnen und Rektoren der 21 Universitäten in den vergangenen Wochen konfrontiert: Am 6. Juni waren sie – eine Premiere in diesem Jahrzehnt – einer Einladung zum Ballhausplatz gefolgt, um aus dem Munde von Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzendem Christian Kern dessen Sicht auf die offenen Fragen des Universitätsbudgets und der Studienplatzfinanzierung zu erfahren. Gleichzeitig zu Kerns Unterstützungszusagen mussten sie jedoch die Blockadehaltungen innerhalb der im Scheidungsprozess stehenden rotschwarzen Koalition zur Kenntnis nehmen, was uniko-Präsident Oliver Vitouch kurz darauf zum Vergleich der Universitätsfinanzierung mit „Schrödingers Katze" inspirierte: Man wisse nicht, ob diese am Leben oder schon tot sei.

INTERNATIONALES

47 Hochschulleitungen aus aller Welt, darunter auch der Rektor der Universität Klagenfurt, uniko-Präsident Oliver Vitouch, diskutierten von 7. bis 9. Juni beim zweiten „Hamburg Transnational University Leaders Council“ über die Folgen des Akademisierungstrends und die Gefahren für die Wissenschaftsfreiheit. Den Tenor der Veranstaltung fasste der uniko-Präsident unter Hinweis auf das Statement eines Rektors aus Südafrika („States just don’t live up to their rhetoric”) so zusammen: Im Zeitalter der „massification“ postsekundärer Bildung würden Staaten viel versprechen, aber wenig einhalten. Vitouch: „Die Lösung liegt in einem ausreichend dotierten, aber auch ausreichend differenzierten tertiären Bildungssystem.“

PERSONALIA I

Die Niederösterreicherin Petra Winter (50) wurde am 23. Juni offiziell als neue Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) angelobt. Winter steht seit dem Rücktritt Sonja Hammerschmids im Mai des Vorjahrs an der Spitze der Universität. Die Spezialistin für Wiederkäuer promovierte 1992 mit einer Dissertation über Abgangsursachen bei Schweinen in einem Zuchtbetrieb und schlug nach kurzer Tätigkeit als Tierärztin eine Uni-Karriere ein. Unter anderem leitete sie an der Vetmeduni als erste Frau die Klinik für Schweine.

PERSONALIA II

Der Leiter des Instituts für Waldbau, Hubert Hasenauer (54), ist am 1. Juni zum neuen Rektor der Universität für Bodenkultur (Boku) gewählt worden. In einer Abstimmung im Universitätsrat der Hochschule setzte er sich gegen den Boku-Vizerektor für Forschung, Josef Glößl, und Viktoria Somoza, Vizedekanin der Fakultät Chemie der Universität Wien, durch. Hasenauer wird seine vierjährige Amtszeit im Februar 2018 antreten. Er folgt auf Martin Gerzabek, der nach zwei Funktionsperioden keine weitere Verlängerung angestrebt hatte.

PERSONALIA III

Ende Mai wurde bekanntgegeben, dass der Dirigent und frühere Rektor der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Reiner Schuhenn (55), neuer Rektor der Kunstuniversität Mozarteum in Salzburg wird. Dies ergab die Abstimmung des Universitätsrates über den Dreier-Vorschlag des Senates. Die Amtszeit des in Baden-Württemberg geborenen Musikers dauert bis 2021, teilte das Mozarteum mit.

ZITAT DES MONATS

„Spätestens Ende der 1990er-Jahre war klar, dass der offene Hochschulzugang zu gravierenden Problemen führt. Die SPÖ hat auf diese Entwicklung mit Realitätsverweigerung reagiert und den Kapazitätsengpässen an den Universitäten die Existenzberechtigung abgesprochen ... Noch einfacher war (und ist) es freilich, das Unvermeidliche hinauszuschieben.“

Hans Pechar, Professor für Hochschulforschung an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt, in einem Gastkommentar des STANDARD vom 26. Juni 2017.

 

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