KOMMENTAR
325 Jahre: Die Akademie der bildenden Künste feiert
Die Akademie der bildenden Künste Wien feiert heuer ihr 325-jähriges Jubiläum und ist somit eine der ältesten Kunstakademien Mitteleuropas. 1688 eröffnete Peter Strudel eine private Akademie. Gemeinsam mit seinem Bruder Paul kam er an den Hof in Wien, und beide erhielten dort unter Kaiser Leopold I. eine Anstellung als kaiserliche Hof- und Kammermaler. Jenem Leopold I., der einst die Juden und Jüdinnen aus der blühenden jüdische Gemeinde in Wien im Unteren Werd, in der nach ihm benannten Leopoldstadt, vertrieben hat. Um 1690 schließlich kaufte Peter Strudel in der Vorstadt, auf dem „Rücken der Schottenpoint“, ein Grundstück. Dort ließ er den Strudelhof erbauen, und dort findet sich heute die durch den Roman von Heimito von Doderer bekannt gewordene Stiege.
Das Datum 1692 – und dies sehen wir schließlich als Gründungsdatum der Akademie der bildenden Künste Wien – gründet sich auf zwei Zahlungsbelege für Kosten der Akademie und für in Rom gekaufte Gipsabgüsse von Antiken und zeitgenössischen Skulpturen. Und dieses Mal wird zum ersten Mal der volle Titel der Academia von der Malerey, Bildthauer, Fortification, Prospectiv und Architectur-Khunst genannt.
Maria Theresia. Und es war, wie in so vielen Bereichen, Maria Theresia, die schließlich die Vereinigung der bis dahin gegründeten Spezialschulen (z.B. der Kupferstecher-Akademie oder Graveur- und Erzverschneiderschule) zur k.k. vereinigten Akademie der bildenden Künste am 1. November 1772 verfügte. Seit dem 1. April 1877 befindet sich die Akademie im von Theophil Hansen erbauten Akademiegebäude. Anlass genug, um in den nächsten drei Jahren dieses wunderbare Gebäude zu sanieren und vor allem zu restaurieren, damit auch künftig ein zeitgemäßer Universitätsbetrieb garantiert werden kann.
Heute sind an der Akademie insgesamt sechs Institute zu finden: Bildende Kunst, unser größtes Institut mit 17 verschiedenen Fachbereichen, die nahezu das gesamte Spektrum der zeitgenössischen bildenden Kunst von zeitbasierter Kunst – Film, Video, digitale Medien – über Malerei, Grafik, Fotografie, skulpturaler Kunst, Bildhauerei hin zu konzeptueller Kunst, performativer Kunst, Kunst im öffentlichen Raum abdecken.
Führende Institution. Neben den Fachbereichen sind die zahlreichen Werkstätten und Labors integraler Bestandteil einer künstlerischen Praxis, die internationale Anerkennung erfährt. Die künstlerische Forschung – auch hier zählt die Akademie zu einer der leading institutions – verbindet das Institut für Bildende Kunst und das Institut für Kunst- und Kulturwissenschaft durch ein eigenes Master und PhD-Programm. Dieses Institut konzentriert sich in der Forschung und Lehre vor allem auf transkulturelle Ästhetiken mit postkolonialem, queer-feministischem und kapitalismuskritischem Fokus sowie auf die Geschichte und Praxis der Kunst und Kunstkritik.
Mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung wurde uns zuletzt durch ein Peer-Review die weltweit außerordentliche Position dieses Instituts und der dort angesiedelten Studienrichtung beschieden. Das Institut für Kunst und Architektur hat durch seine Organisation in unterschiedliche thematische Plattform eine innovative Form des Architektur-Studiums entwickelt und das in diesem Institut verortete Studium Bühnengestaltung/Szenographie zählt europaweit zu einem der begehrtesten wie die Bewerber_innenzahlen zeigen.
Ästhetische Bildung. Am Institut für das künstlerische Lehramt werden die zukünftigen Kunstpädagog_innen ausgebildet, die dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche in den Schulen, aber auch Erwachsene in anderen, zum Beispiel musealen Zusammenhängen die beste ästhetische Bildung erwerben können. Und schließlich ist das Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst ein international anerkanntes Kompetenzzentrum für Materialwissenschaften, Farben- und Wahrnehmungslehre sowie Farbenchemie.
Zur Akademie gehören bis heute Gemäldegalerie, Glyptothek und Kupferstichkabinett. Im Jahr 1822 vermacht Graf Lamberg-Sprinzenstein, seine international berühmte Sammlung von rund achthundert Gemälden der Wiener Kunstakademie mit der Auflage, diese für die Öffentlichkeit zugänglich auszustellen. Ja, wir sind auf allerhand stolz, aber der Platz reicht nicht aus, um alles aufzuzählen. In diesem Sinne ad multos annos!
Rektorin Eva BLIMLINGER