KOMMENTAR
200 Jahre Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Die mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien feiert heuer ein rundes Jubiläum: 1817 als Singschule nach dem Vorbild des Conservatoire Paris von der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit 24 Schülerinnen und Schülern gegründet, entwickelte sie sich in den 200 Jahren zu einer der weltweit größten Musikuniversitäten mit rund 3300 Studierenden, 1200 Lehrenden und 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Verwaltungspersonal. Die Resonanz auf die bisherigen Feierlichkeiten zu mdw200 ist für mich als Rektorin ein eindrucksvoller Beweis für das große gesellschaftliche Interesse an der mdw, ihren Leistungen und ihren Studierenden.
Pro Semester werden etwa 7000 Lehrveranstaltungen in 115 Studienrichtungen in den Bereichen Musik, darstellende Kunst, Musikpädagogik, Wissenschaft und Forschung angeboten. Zu den 24 Instituten zählen unter anderem das Max Reinhardt Seminar und die Filmakademie Wien sowie das Institut für Musiktherapie, spezialisiert auf Kinder- und Jugendtherapie.
Ein besonderes Merkmal der mdw ist auch, dass parallel zu den Kunstinstituten eigene Institute der Musikpädagogik gewidmet sind. Die mdw, ein nationales wie internationales Kompetenzzentrum in der Musikpädagogik, ist dem Verbund der „PädagogInnenbildung Neu“ aus qualitätssichernden Gründen nicht beigetreten, sondern kooperiert mit den drei Pädagogischen Hochschulen PH Wien, PH Niederösterreich sowie KPH Wien/Krems, erfolgreich außerhalb des Verbundes.
Exil.arte. Der Forschungsbereich an der mdw weist ein vielfältiges Fächerangebot von Kulturbetriebslehre, Gender Studies, Naturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Geisteswissenschaft, bis hin zu Musikwissenschaft auf. Das Wissenschaftszentrum „exil.arte“ stellt sich der Aufgabe, Nachlässe von verfemten, vertriebenen und ermordeten Künstlerinnen und Künstlern an die mdw zu bringen, um diese zu beforschen, zu publizieren und dafür zu sorgen, dass diese zum Teil vergessene oder nie entdeckte Musik weltweit Einzug hält in das Repertoire der Bildungsinstitutionen und Konzertveranstalter, Rundfunkanstalten und Labels. Mit der Dauerausstellung „Wenn ich komponiere, bin ich wieder in Wien“ in der Beletage der Lothringerstrasse 18 setzt die mdw einen bedeutenden Beitrag zur Aufarbeitung ihrer Geschichte im Nationalsozialismus.
Die mdw legt großen Wert auf hohe Internationalität: Es studieren an der mdw Menschen aus 70 Nationen weltweit. Abgesehen von der fachlichen Exzellenz zeichnet die Universität besonders das wertschätzende Miteinander aus, das Bekenntnis zu Gleichbehandlung und die Selbstverständlichkeit der gelebten Inter- und Transkulturalität.
Spitzenuniversität. Die mdw zählt nicht nur zu den weltweit größten Musikuniversitäten, sondern auch zu den besten: Seit Jahren wird sie von internationalen Rankings in den höchsten Spitzenpositionen gereiht. Um diesen hohen Standard zu halten, ist auch die optimale Betreuungsrelation von essenzieller Bedeutung: Es wird an der mdw großer Wert auf den direkten Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden gelegt. Der persönliche Austausch, gemeinsame Gespräche und Diskussionen bereichern sowohl den künstlerischen als auch den wissenschaftlichen Unterricht. Die Studierenden werden nicht in der Anonymität der Masse unsichtbar, sondern die mdw zeichnet sich auch durch die individuelle Betreuung in zahlreichem Einzelunterricht für alle Studierenden aus.
Um jedoch als österreichische Kunstuniversität an der Weltspitze zu bleiben, braucht es zusätzlich zur fachlichen Expertise auch ein Verständnis und Bewusstsein der politisch Verantwortlichen für die Bedeutung von Kunst und Kultur in der Gesellschaft.
Aufspiel. Die bisherigen Feierlichkeiten zu mdw200 haben gezeigt, dass es großes gesellschaftliches Interesse an der mdw, ihren Leistungen und vor allem ihren ausgezeichneten Studierenden gibt. Über 1500 Personen waren etwa im Großen Saal des Musikvereins, um das Studierendenorchester der mdw - das Webern Symphonie Orchester - unter der Leitung von Maestro Franz Welser-Möst zu hören. Etwa 3000 Menschen besuchten das „Aufspiel“, eine Leistungsschau der mdw im Wiener Konzerthaus, und mehrere tausend Menschen schlossen anlässlich des 200-Jahr Jubiläums eine Klangkette in der Wiener Innenstadt – unter ihnen auch die Wiener Sängerknaben.
Weitere Veranstaltungen zu mdw200, etwa drei Konzerte im Rahmen von Wien Modern, sind unter www.mdw200.at zu finden.