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NEWSLETTER 7/17

23.11.2017

KOMMENTAR

Die European University Association (EUA) versteht sich als Dachverband der Universitäten des Europäischen Hochschulraumes. Ihr gehören rund 850 Mitglieder aus 47 Ländern an, davon 33 nationale Rektorenkonferenzen. Für diese ist die EUA die größte Plattform, um sich zu zentralen Themen auf europäischer Ebene regelmäßig zu verständigen und auszutauschen. Als Vorsitzende des EUA Secretary General Meetings im Jahr 2017 hatte ich als Generalsekretärin der uniko Gelegenheit, an diesem Prozess aktiv mitzuwirken, der auch Inspiration für die eigene Universitätslandschaft bietet.

INLAND

Vitouch möchte „Studieren auf Österreichisch“ beenden

Ganz nach dem Geschmack der anwesenden Redakteure und Redakteurinnen rückte der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Oliver Vitouch, zwei Dauerbrenner der heimischen Universitätspolitik in den Fokus seiner Pressekonferenz am 20. November: „Studieren auf Österreichisch“ und „Forschen auf Österreichisch“ – beide Ausformungen hätten dazu geführt, dass „etwas faul ist im Staate Österreich“, formulierte Vitouch unverblümt. Und geißelte anschließend das Studienrecht als „Laissez-faire-System, das maximal frei und fördernd sein soll, aber leider zum Scheitern einlädt“ bzw. eine Forschungsförderung, die vom Staat als „Subvention für den Standortnachteil von Betrieben“ ausgeschüttet werde und in die vielfach gelobte hohe Forschungsquote einfließt.

Zum „Studieren auf Österreichisch“ führte Vitouch aus, er kenne kein System der Welt, in dem bis zu vier Prüfungswiederholungen ermöglicht werden; ein Sonderweg, der ehestens zu beenden sei. Die uniko schlage vor, den Status eines Vollzeit- und eines Teilzeitstudierenden einzurichten. Anders als bei der dritten Kategorie des „Ewig-Studierenden“ könnte das Teilzeitstudium durchaus länger als ein Regelstudium dauern; verknüpft mit Leistungsstipendien ließe sich damit die Effizienz erhöhen. Der Präsident sprach sich auch dafür aus, die Zahl der Prüfungswiederholungen – derzeit bis zu vier Mal – zu reduzieren. „Nach einer gewissen Zeit der Prüfungsinaktivität sollte auch eine Exmatrikulation möglich sein“, fügte Vitouch hinzu.

Förderungspraxis. Bezüglich der „Forschung auf Österreichisch“ übte der uniko-Präsident Kritik am Ungleichgewicht der Förderungspraxis von Grundlagenforschung einerseits und betrieblicher Forschung andererseits: Während Länder wie etwa die Schweiz und die Niederlande, deren Universitäten in den Rankings Spitzenplätze einnehmen, enorme Summen in die Grundlagenforschung investierten, sei diese in Österreich nach wie vor bescheiden dotiert. Der Löwenanteil würde in die angewandte Forschung von Unternehmen gesteckt. „Dieses System muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden“, verlangte Vitouch.

Zu den Koalitionsverhandlungen konstatierte der uniko-Präsident eine „erstaunliche Stille“ zu den Themen Universitäten und Wissenschaft. Eine eventuelle Kontaktaufnahme mit Teilnehmern der Verhandlungsgruppe sei für November angekündigt worden. Vitouch ließ seine Zuversicht erkennen, dass die neue Regierung das von der ÖVP im Sommer vorgelegte Konzept der Studienplatzfinanzierung übernehmen werde. Was die politische Führung des Wissenschaftsressorts betrifft, äußerte der Präsident die Hoffnung, dass der oder die künftige Verantwortliche „etwas von Wissenschaft, Forschung und Innovation versteht“.

Mit einem dringlichen Appell richtete sich am 7. November die Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen an die Verhandlungsteams der schwarz/türkisblauen Regierungskoalition: Die im Cluster „Zukunft“ verortete Fachgruppe „Wissenschaft und Forschung“ könne jetzt „einen prägenden Meilenstein setzen“; zudem müssten wissenschaftliche Forschung und Universitäten unter einem Dach bleiben, erklärte namens der Allianz der Präsident des  Wissenschaftsfonds FWF, Klement Tockner. Zu den Mitgliedern der Allianz zählen neben der FWF-Spitze auch Thomas Henzinger (Institute of Science and Technology Austria), Antonio Loprieno (Österreichischer Wissenschaftsrat), Helga Nowotny (ad personam), Oliver Vitouch (Österreichische Universitätenkonferenz) und Anton Zeilinger (Österreichische Akademie der Wissenschaften).

INTERNATIONALES

Rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aller österreichischen Universitäten und Hochschulen trafen Mitte November an der Universität Salzburg zusammen, um Entwicklungen der internationalen Zusammenarbeit zu diskutieren. Im Zentrum stand dabei das Ziel, die Qualität und den Nutzen von Auslandsmobilität zu erhöhen – sowohl für Studierende, Forscherinnen und Forscher als auch in der Lehre. Die jährliche Hochschultagung der OeAD-GmbH, der Agentur für internationale Mobilität und Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung, stand auch im Zeichen von „30 Jahren Erasmus“ mit bisher neun Millionen teilnehmenden Personen in Europa und weltweit.

JUBILÄUM

„Ich bin gerührt, dass es diese Einrichtung vierzig Jahre gibt.“ Erhard Busek, einer der „Gründerväter“ der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG), streute zum runden Jubiläum der ÖFG anlässlich der Feier an der Universität Wien Mitte November in seiner Rede Reminiszenzen aus erster Hand ein. Um der historischen Wahrheit willen hielt der vormalige Wissenschaftsminister (1989 bis 1994), Ex-Vizekanzler und frühere ÖVP-Obmann zur Entstehung der ÖFG in der Ära der SPÖ-Alleinregierung fest: „Das Ministerium hat nicht geholfen.“ Es habe der Unterstützung des damaligen Salzburger Landeshauptmanns Hans Lechner (ÖVP) bedurft, um eine derartige Institution zur Förderung „junger Leute“ auf die Beine zu stellen, speziell um diesen die Teilnahme an internationalen Programmen zu ermöglichen.

KURZMELDUNG

Hochschulen lukrieren 40 Millionen Euro an Spenden

Österreichs Hochschulen haben laut einer Hochrechnung des Fundraising Verbands Austria 2016 rund 40 Millionen Euro an Spenden erhalten. Das entspricht einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Jahr davor, hieß es in einer Aussendung. Damit lukrierten sie in etwa sieben Prozent des Spendenvolumens in Österreich. Der Fundraising Verband führt den Anstieg auf eine Professionalisierung des Bereichs an Hochschulen und im Forschungssektor zurück. Ein stärkeres Bewusstsein auf Rektoratsebene, dass Fundraising von der Institution als Ganzes mitgetragen werden müsse, habe diese Entwicklung massiv unterstützt. „Gerade jene Universitäten, die eigene Abteilungen und Personal für ein professionelles Fundraising geschaffen haben, konnten ihr Spendenvolumen deutlich steigern", erklärte Geschäftsführer Günther Lutschinger. (APA)

ZITAT DES MONATS

„Immer häufiger ist auch eine von Ressentiments und Feindseligkeit geprägte Stimmung wahrnehmbar, die sich etwa gegen Gleichstellung und Feminismus richtet. Auf diese Entwicklungen reagieren die Universitäten mit einer sich ausweitenden Sicherheitskultur, zum Beispiel durch Leitlinien für den Umgang miteinander oder die Absage eines kontroversen Vortrags, bei dem Ausschreitungen zu befürchten wären.“

Die Erziehungswissenschafterin Christiane Thompson (Universität Frankfurt) in einem Interview mit dem STANDARD vom 13. November 2017 zum Thema Zensur an Universitäten.

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