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NEWSLETTER 7/17

23.11.2017

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Europa als Inspiration: Ein Jahr Vorsitz im EUA-Gremium

Die European University Association (EUA) versteht sich als Dachverband der Universitäten des Europäischen Hochschulraumes. Ihr gehören rund 850 Mitglieder aus 47 Ländern an, davon 33 nationale Rektorenkonferenzen. Für diese ist die EUA die größte Plattform, um sich zu zentralen Themen auf europäischer Ebene regelmäßig zu verständigen und auszutauschen. Als Vorsitzende des EUA Secretary General Meetings im Jahr 2017 hatte ich als Generalsekretärin der uniko Gelegenheit, an diesem Prozess aktiv mitzuwirken, der auch Inspiration für die eigene Universitätslandschaft bietet.

Zu sehen, dass die Themen und Fragestellungen sich in den unterschiedlichen Ländern erstaunlich gleichen, kann ermutigend, bereichernd und notfalls auch tröstlich sein; vor allem dann, wenn sichtbar wird, wie Fragen, die uns in Österreich wiederkehrend umtreiben, auch andere in ähnlicher Weise beschäftigen. Für die tägliche Arbeit gehen von diesen Secretary General Meetings wichtige Impulse aus. Der Vergleich, wie andere Rektorenkonferenzen ihre Arbeitsprozesse strukturieren, Kommunikations- und Entscheidungsprozesse gestalten, ermöglicht es, die eigenen Arbeitsprozesse zu justieren und besser auszurichten.

Die Position einer Generalsekretärin/eines Generalsekretärs einer Rektorenkonferenz ist auf nationaler Ebene zumeist gerade einmal pro Land anzutreffen. Der Austausch in einer Peer-Group ist daher nur auf europäischer Ebene möglich. Und gerade das macht die Treffen im Rahmen der EUA Secretary General Meetings sehr wertvoll.

Open Access. Dieses Vorsitzjahr ist nun nach drei Meetings und einem Klausurtreffen zu Ende gegangen, und ein Blick zurück auf die inhaltliche Arbeit der vergangenen Monate ist angebracht. Die Umsetzungsstrategien für Open Access waren ein erster Schwerpunkt, der uns auch künftig beschäftigen wird, da Universitäten sich bei diesem Thema nur gemeinsam und auf europäischer Ebene stark aufstellen können. Im Juni diskutierten wir best practice-Erfahrungen aus Irland und Schweden zur „Sozialen Dimension“, im Oktober wagte sich unsere Gruppe mit einer radikalen Infragestellung des Bologna-Prozesses ziemlich weit hinaus. In der Klausur in Belgrad wurden Schwerpunkte für die weitere Arbeit identifiziert, unter anderem, welche Faktoren die Lobbying-Arbeit bei nationalen Stakeholdern erfolgreich machen und mit welchen Mitteln die öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft gestärkt werden kann.

Und auf keiner Tagesordnung fehlte der Bericht der britischen KollegInnen zum Brexit. Gerade dieses Thema zeigt, wie sehr europäische Solidarität gefordert ist, um nationalistischen und gesellschaftliche polarisierenden Strömungen entgegenzuhalten. Universitäten haben keine nationale, sondern eine europäische DNA, aus der sich ihre Beziehung untereinander und ihre Position gegenüber Staat und Gesellschaft definieren. Wer, wenn nicht die Universitäten, könnte daher für den europäischen Gedanken besser einstehen? Dafür wird die EUA – neben allen anderen Fragestellungen – eine wichtige Plattform sein.

Generalsekretärin Elisabeth FIORIOLI

Österreichische Universitätenkonferenz

INLAND

Ganz nach dem Geschmack der anwesenden Redakteure und Redakteurinnen rückte der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Oliver Vitouch, zwei Dauerbrenner der heimischen Universitätspolitik in den Fokus seiner Pressekonferenz am 20. November: „Studieren auf Österreichisch“ und „Forschen auf Österreichisch“ – beide Ausformungen hätten dazu geführt, dass „etwas faul ist im Staate Österreich“, formulierte Vitouch unverblümt. Und geißelte anschließend das Studienrecht als „Laissez-faire-System, das maximal frei und fördernd sein soll, aber leider zum Scheitern einlädt“ bzw. eine Forschungsförderung, die vom Staat als „Subvention für den Standortnachteil von Betrieben“ ausgeschüttet werde und in die vielfach gelobte hohe Forschungsquote einfließt.

Mit einem dringlichen Appell richtete sich am 7. November die Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen an die Verhandlungsteams der schwarz/türkisblauen Regierungskoalition: Die im Cluster „Zukunft“ verortete Fachgruppe „Wissenschaft und Forschung“ könne jetzt „einen prägenden Meilenstein setzen“; zudem müssten wissenschaftliche Forschung und Universitäten unter einem Dach bleiben, erklärte namens der Allianz der Präsident des  Wissenschaftsfonds FWF, Klement Tockner. Zu den Mitgliedern der Allianz zählen neben der FWF-Spitze auch Thomas Henzinger (Institute of Science and Technology Austria), Antonio Loprieno (Österreichischer Wissenschaftsrat), Helga Nowotny (ad personam), Oliver Vitouch (Österreichische Universitätenkonferenz) und Anton Zeilinger (Österreichische Akademie der Wissenschaften).

INTERNATIONALES

Rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aller österreichischen Universitäten und Hochschulen trafen Mitte November an der Universität Salzburg zusammen, um Entwicklungen der internationalen Zusammenarbeit zu diskutieren. Im Zentrum stand dabei das Ziel, die Qualität und den Nutzen von Auslandsmobilität zu erhöhen – sowohl für Studierende, Forscherinnen und Forscher als auch in der Lehre. Die jährliche Hochschultagung der OeAD-GmbH, der Agentur für internationale Mobilität und Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung, stand auch im Zeichen von „30 Jahren Erasmus“ mit bisher neun Millionen teilnehmenden Personen in Europa und weltweit.

JUBILÄUM

„Ich bin gerührt, dass es diese Einrichtung vierzig Jahre gibt.“ Erhard Busek, einer der „Gründerväter“ der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG), streute zum runden Jubiläum der ÖFG anlässlich der Feier an der Universität Wien Mitte November in seiner Rede Reminiszenzen aus erster Hand ein. Um der historischen Wahrheit willen hielt der vormalige Wissenschaftsminister (1989 bis 1994), Ex-Vizekanzler und frühere ÖVP-Obmann zur Entstehung der ÖFG in der Ära der SPÖ-Alleinregierung fest: „Das Ministerium hat nicht geholfen.“ Es habe der Unterstützung des damaligen Salzburger Landeshauptmanns Hans Lechner (ÖVP) bedurft, um eine derartige Institution zur Förderung „junger Leute“ auf die Beine zu stellen, speziell um diesen die Teilnahme an internationalen Programmen zu ermöglichen.

KURZMELDUNG

Hochschulen lukrieren 40 Millionen Euro an Spenden

Österreichs Hochschulen haben laut einer Hochrechnung des Fundraising Verbands Austria 2016 rund 40 Millionen Euro an Spenden erhalten. Das entspricht einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Jahr davor, hieß es in einer Aussendung. Damit lukrierten sie in etwa sieben Prozent des Spendenvolumens in Österreich. Der Fundraising Verband führt den Anstieg auf eine Professionalisierung des Bereichs an Hochschulen und im Forschungssektor zurück. Ein stärkeres Bewusstsein auf Rektoratsebene, dass Fundraising von der Institution als Ganzes mitgetragen werden müsse, habe diese Entwicklung massiv unterstützt. „Gerade jene Universitäten, die eigene Abteilungen und Personal für ein professionelles Fundraising geschaffen haben, konnten ihr Spendenvolumen deutlich steigern", erklärte Geschäftsführer Günther Lutschinger. (APA)

ZITAT DES MONATS

„Immer häufiger ist auch eine von Ressentiments und Feindseligkeit geprägte Stimmung wahrnehmbar, die sich etwa gegen Gleichstellung und Feminismus richtet. Auf diese Entwicklungen reagieren die Universitäten mit einer sich ausweitenden Sicherheitskultur, zum Beispiel durch Leitlinien für den Umgang miteinander oder die Absage eines kontroversen Vortrags, bei dem Ausschreitungen zu befürchten wären.“

Die Erziehungswissenschafterin Christiane Thompson (Universität Frankfurt) in einem Interview mit dem STANDARD vom 13. November 2017 zum Thema Zensur an Universitäten.

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