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NEWSLETTER 4/20

25.06.2020

KOMMENTAR

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Die Liebe in den Zeiten der Coronaviren

Oder die Sehnsucht nach dem „Normalbetrieb“ an den Universitäten

Es ist ein sonderbares Jahr, dieses 2020. Elisabeth Fiorioli, Generalsekretärin der uniko, bringt es im jüngsten Jahresbericht auf den Punkt: „Es ist, als wären wir wie in einem schlechten Science-Fiction-Plot auf einem anderen Planeten namens COVID-19 aufgewacht.“ Freilich, der harte lockdown ist fürs Erste überstanden, und das Ende des Astronautenlebens – sozialer Kontakt vornehmlich via Bildschirm, Nahrung aus der Tube, „floating in a most peculiar way“ – tut überaus wohl.

Es bleibt aber unklar, wie es im Wintersemester weitergehen wird. Impfstoff kann noch keiner verfügbar sein, grippale Symptome werden saisonal verbreitet sein, und Präsenzlehre mit Abstandsregeln stößt rasch an die Grenzen der Raumkapazität. Ein normaler Hochschulbetrieb wird für Studierende und Lehrende also auch im Herbst nicht möglich sein. Dabei ist eine Universitätsleitung mit dem gesamten Meinungsspektrum konfrontiert: Von den Corona-Libertären, die jede Vorsichtsmaßnahme für übertrieben, undemokratisch und freiheitsberaubend halten (Team Đoković, quasi) bis zu den Hochängstlichen, die dem Campus am liebsten auf unbestimmte Zeit fernbleiben würden. Scylla und Charybdis.

Dosierte Krise. Wie auch immer ein Rektorat also navigiert, es kann nur falsch sein. Im Nachhinein ist man immer klüger, und sei es in Form des Präventions-Paradoxons. Der Ausgabe von hazmat suits (Schutzanzüge gegen gefährliche Stoffe) werden wir jedenfalls nicht nähertreten. Wenn andererseits der Ruf nach Normalität überlaut wird, muss man mit Matthias Karmasin daran erinnern, dass just die notgedrungene Devianz das Wesen der Krise ausmacht: Wäre alles normal und gäbe es keine Einschränkungen, dann wäre es keine Krise. Und die Krise wird uns, in schwankender Dosis, noch einige Zeit lang begleiten.

Manche Krisen sind allerdings hausgemacht. Zum Beispiel dann, wenn die Fachhochschulkonferenz (FHK) zum 25-Jahr-Jubiläum der Fachhochschulen in Österreich ein lachsrosa Büchlein auflegt, in dem sie sich nicht entblödet, FHs als die besseren Universitäten darzustellen. „Der Unwille zur Veränderung hat den Weg für die Fachhochschulen freigemacht“, ist da zu lesen, und „Der neue Hochschulsektor war so gesehen auch ein Denkzettel für die Universitäten“. Nun, da weiß ich einen simplen reality check: Wir überlassen die Entwicklung eines COVID-Impfstoffs einfach den FHs. Die haben das drauf mit der Anwendung. Wenn sie möchten, können sie noch die Homöopathen hinzunehmen. Das Popcorn gibt’s dann an den Unis gratis.

Ich grüße Sie einstweilen herzlich: Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie aufgeklärt, bleiben Sie an Bord und bleiben Sie gesund.

Rektor Oliver VITOUCH

Vizepräsident der Universitätenkonferenz

INLAND

Mit Interviews in drei großen Tageszeitungen meldete sich die Präsidentin der uniko, Sabine Seidler, in den vergangenen Wochen zu Wort, zuletzt am 20. Juni in der TIROLER TAGESZEITUNG: „Eine Universität kann nicht auf Dauer eine Fernuni sein“, lautete dort die Schlagzeile. Und in den SALZBURGER NACHRICHTEN zwei Wochen zuvor, an die Adresse der Studierenden gerichtet, war als Headline zu lesen: „Dieses Semester ist nicht verloren.“ Bereits Ende Mai hatte Seidler gegenüber dem STANDARD über Lehre und Forschung in Corona-Zeiten gesprochen und dabei klargestellt: „Digitale Lehre ersetzt Präsenz-Uni nicht“, so die Titelzeile über dem Interview.

UNInteressant? – Ideen, die unser Leben verbessern“: Unter diesem Motto startete die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) am 25. Mai erstmals eine Online-Kampagne, an der sich alle 22 öffentlichen Universitäten gemeinsam mit dem Wissenschaftsfonds FWF beteiligen. Ziel der Kampagne ist es nach den Worten von uniko-Präsidentin Sabine Seidler, „eine leicht verständliche Information über den direkten Nutzen von Universitäten und universitär erzeugtem Wissen für die individuelle Lebenssituation zu präsentieren“, und damit auch eine erhöhte Sichtbarkeit der Bedeutung von Forschung, Wissenschaft und Universitäten zu erreichen.

Schon seit geraumer Zeit beschäftigt sich die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) mit dem Thema „Hochschulraum von morgen“, konkret mit Antworten auf Fragen, was unsere Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten bis 2050 brauchen wird. Im Juni dieses Jahres wurde auf einer online-Plattform ein Konsultationsprozess eingeleitet, dessen Ziel es ist, die Perspektiven relevanter Stakeholder des Hochschulsektors zusammenzuführen und ein gemeinsames Bild von zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen zu gewinnen.

INTERNATIONALES

Die MORE-Initiative der uniko für geflüchtete Menschen erfreut sich auch im fünften Jahr ihres Bestehens regen Zuspruchs. Die Corona bedingte Umstellung auf Distance Learning und die damit verbundene Voraussetzung einer entsprechenden technischen Ausstattung sei gerade für Geflüchtete in ihrer prekären Lebenssituation besonders herausfordernd, betont uniko-Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli. Umso erfreulicher sei es, dass mit der 2.000 Euro-Spende des 6. Wiener Balls der Wissenschaften im laufenden Sommersemester wieder ein MORE-Kurs kofinanziert werden konnte. Es handelt sich um eine Lehrveranstaltung der TU Wien „In Österreich leben und arbeiten: Rechtsnormen und soziale Praxis“, worin Fragen des gelebten Alltages sowie geltende Rechtsvorschriften zu Chancengleichheit, Gleichbehandlung und Antidiskriminierung behandelt werden.

MEDIEN

Die Berichterstattung zu Wissenschaft, Forschung und Bildung müsse zu einem Kriterium für die Vergabe der Medienförderung werden. Diese Forderung erhob am 22. Juni der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten in einer Aussendung. „Qualität, und nicht Auflage, sollte belohnt werden“, sagte dazu Eva Stanzl, Vorstandsvorsitzende des Klubs und Wissenschaftsredakteurin der WIENER ZEITUNG. Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig eine hinreichende finanzielle, personelle und kompetenzmäßige Ausstattung von Bildungs- und Wissenschaftsredaktionen ist. Denn die intensive Erforschung des neuartigen Virus liefere praktisch täglich Schlagzeilen.

ZITAT DES MONATS

So genießt die Wissenschaft bei der Bevölkerung derzeit zwar ein Ansehen wie lange nicht, doch was Wissenschaft eigentlich ist, erschließt sich den meisten Bürgern nicht.

Thomas Petersen, Institut für Demoskopie Allensbach, in seinem Beitrag in der FRANKFURTER ALLGMEINEN ZEITUNG vom 18. Juni 2020 mit dem Titel Die Stunde der Wissenschaft.

 

 

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