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NEWSLETTER 9/18

20.12.2018

KOMMENTAR

Begonnen hat alles im Juni 2017, als die grüne Abgeordnete Sigrid Maurer knapp vier Monate vor der Nationalratswahl einen Abänderungsantrag im Hohen Haus einbrachte: „In diesem Antrag, den die SPÖ-Fraktion formuliert hat, geht es darum, (…), nämlich die Finanzierung der Universitäten für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode sicherzustellen: 1,35 Milliarden Euro, die die Universitäten ganz, ganz dringend benötigen. Sie brauchen diese Absicherung jetzt! Sie brauchen Planungssicherheit, sie müssen wissen, dass sie auch in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode, egal wie die Neuwahlen ausgehen, finanziert werden.“ So zu lesen in den Protokollen des Nationalrates.

INLAND

Ein grundsätzlich positives Resümee zog die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Eva Bimlinger nach dem Abschluss der Leistungsvereinbarungen Ende November bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am 13. Dezember. Der eingeschlagene Pfad zeige, dass die Bundesregierung die Bedeutung einer hinreichenden Dotierung erkannt habe, bei dem keine Universität als Verliererin der kapazitätsorientierten Universitätsfinanzierung NEU auf der Strecke bleibt. Dessen ungeachtet nannte die uniko-Präsidentin auch einige Zielvorgaben, die in manchen Rektoraten für Unbehagen sorgten und für alle eine Herausforderung darstellen.

EUROPÄISCHER HOCHSCHULRAUM

EUROPÄISCHER HOCHSCHULRAUM
EUROPÄISCHER HOCHSCHULRAUM

uniko / APA-OTS-Foto: Jacqueline Godany

„Wiener Erklärung“ signiert: Universities for Enlightenment

Die Premiere fand unweit der Alma Mater Rudolphina statt: Zehn Rektoren-konferenzen aus halb Europa hatten sich am 12. und 13. Dezember mit ihren Spitzen im Wiener Hotel Regina versammelt, um auf Einladung der uniko im Rahmen eines Workshops eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Für die anwesenden Rektorinnen und Rektoren stand es außer Frage: Es gelte, die Tendenzen zur Beschränkung von Autonomie und Freiheit der Wissenschaften und die Bedrohung der demokratischen Verfasstheit der Gesellschaft – innerhalb und außerhalb des Europäischen Hochschulraumes – aufzuzeigen und diesen Gefahren entgegenzutreten, und zwar mit zehn Unterschriften unter die „Wiener Erklärung: Universitäten im Zeichen der Aufklärung“.

Die Rektorenkonferenzen von Deutschland, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, Schweiz, Slowenien, Slowakei, Serbien und Tschechien bringen in dem Dokument ihre „feste Überzeugung zum Ausdruck, dass die Grundwerte des Hochschulwesens die Errungenschaften der Aufklärung widerspiegeln“. Gleichzeitig werden die Regierungen bestärkt, die Hochschulen in der Erfüllung dieser ihrer fundamentalen Rolle und zentralen Werte durch die Zurverfügungstellung adäquater Ressourcen und gesetzlicher Rahmenbedingungen zu unterstützen. „Wir appellieren auch an die Regierungen, jegliche Form von Eingriffen in Wissenschaft, Forschung, Entwicklung und Erschließung der Künste, und vor allem Lehre sowie institutioneller Autonomie zu verhindern“, heißt es in dem Papier.

Die Ergebnisse des Gedankenaustausches über die Rolle der Universitäten in der heutigen Gesellschaft, wurden nach der offiziellen Unterzeichnung der „Wiener Erklärung“ im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. Die Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz, Eva Blimlinger, nannte vor den Journalistinnen und Journalisten die Gründe, warum die uniko die Initiative ergriffen habe: Die Entwicklung in vielen europäischen Ländern, zunehmend geprägt von Populismus, Pseudo-Wissenschaften und Verbreitung von Fake News, hätte zu großer Besorgnis geführt. Es gehe daher um eine „Stärkung der Universitäten in ihrem Selbstverständnis, auch im Dialog mit der Gesellschaft und als Teil der Gesellschaft“. Die uniko werde, so Blimlinger, die kommenden zwei Jahre die Organisation der Plattform übernehmen. Diese habe die Aufgabe, auf die Bedrohung der Grundwerte des Hochschulwesens und deren Ausstrahlung auf die Gesellschaft aufmerksam zu machen.

Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Deutschlands, skizzierte drei Befunde der „Wiener Erklärung“: „Erstens: Freiheit ist ein unverzichtbares und unveräußerliches Element des europäischen Hochschulsystems, im konkreten Sinn die Autonomie der Hochschulen. Zweitens: Wir konstatieren, dass dieser Wert an vielen Orten durch gesellschaftliche, auch durch politische Prozesse gefährdet ist. Drittens: Wir leiten daraus unser klares Bekenntnis zum Wert der Freiheit ab und unsere Entschlossenheit, unsere Freiheit zu verteidigen – für die Institution und für das wissenschaftliche System.“ Es gehe auch darum, so der HRK-Präsident, dass sich die im Wettbewerb stehenden Universitäten Europas als solidarische Gemeinschaft begreifen, ihre Erfahrungen teilen, dabei die Wissenschaftsfreiheit sichern und zu einem Modell der Freiheit machen.

Sechs führende europäische Universitäten, darunter die Universität Graz, haben Ende November die europäische Hochschulallianz ARQUS ins Leben gerufen und eröffnen damit neue Horizonte in der Hochschulzusammenarbeit: Die sechs Gründungsmitglieder vereinen rund 290.000 Studierende, 22.000 Lehrende und 15.000 technische Mitarbeiter und Verwaltungsangestellte, teilte die Universität Graz mit. Jede dieser Hochschulen ist demnach führend an europäischen Projekten und Internationalisierungsprozessen beteiligt. Das von der Universität Granada koordinierte ARQUS-Konsortium wird an der Ausschreibung zur Pilotfinanzierung von „Europäischen Universitäten" teilnehmen, die die Europäische Kommission im Oktober im Rahmen des Erasmus-plus-Programms veröffentlicht hat.

INTERNATIONALES

Die Budapester Central European University (CEU) wird, wie CEU-Rektor Michael Ignatieff Anfang Dezember in Budapest bekanntgab, ihre US-akkreditierten Programme von der ungarischen Hauptstadt nach Wien übersiedeln. Die CEU reagierte damit auf die Weigerung der nationalkonservativen ungarischen Regierung, fristgerecht eine Vereinbarung zu unterzeichnen, die den Fortbestand der CEU in Budapest gesichert hätte. Bei der uniko stoßen die Pläne der CEU auf großes Verständnis: „Wir freuen uns auf jede Bereicherung des Universitätsstandortes Wien, die durch die CEU und ihre qualitätsvollen internationalen Programme gegeben ist. Wir heißen die Kollegen und Kolleginnen herzlich willkommen“, erklärte uniko-Präsidentin Eva Blimlinger in einer Aussendung.

PERSONALIA

Wilfried Eichlseder (62) ist am 15. Dezember als Rektor der Montanuniversität Leoben wiedergewählt worden. Der Universitätsrat traf die einstimmige Entscheidung, den bisherigen Rektor für eine dritte Funktionsperiode zu wählen und folgte damit auch einer Empfehlung des Senates, teilte die Montanuniversität mit. Wie Universitätsratsvorsitzende Waltraud Klasnic erklärte, habe man unter drei „wirklich außergewöhnlich qualifizierten Bewerbern" auszuwählen gehabt und sich letztlich für Kontinuität entschieden. Eichlseder ist bereits seit 1. Oktober 2011 Rektor der Montanuniversität, die dritte Amtsperiode beginnt mit 1. Oktober 2019 und endet am 30. September.

ZITAT DES MONATS

„Unsere Sorgen verstärken sich vor dem Hintergrund von wachsenden Ungleichheiten, Nationalismus, Populismus, Rassismus, Antisemitismus, Intoleranz, Polarisierung und Radikalisierung, die ebenso wie Pseudo-Wissenschaft und Pseudo-Fakten die demokratische und wissenschaftliche Kultur bedrohen. Als Hochschulen – und damit als tragende Elemente von Gesellschaft und Demokratie – trachten wir danach, diesen Entwicklungen entgegenzutreten.“

Aus der „Wiener Erklärung: Universitäten im Zeichen der Aufklärung“, unterzeichnet am 13. Dezember 2018 von Vertreterinnen und Vertretern der Rektorenkonferenzen von Deutschland, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, der Schweiz, Slowenien, der Slowakei, Serbien und Tschechien im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien.

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