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NEWSLETTER 5/19

25.09.2019

KOMMENTAR

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Wovon der Geist an der Universität abhängt

Budgetindikatoren und Uniratsbestellung sollten im Fokus bleiben

Würde ich gefragt, was die Universitäten zu beachten nicht unterschätzen sollten, wenn es um ihre gedeihliche Zukunft geht, so fielen mir spontan zwei „Dinge“ ein: zum einen die Indikatoren, gemäß derer anlässlich der Leistungsvereinbarung das jeweilige Globalbudget einer Universität bemessen wird, zum anderen die künftige Bestellung der Universitätsräte und -rätinnen. Von beidem hängt für mein Empfinden nichts Geringeres als der Geist ab, der an einer Universität herrscht. Ich darf erläutern:

Im Großzusammenhang der Leistungsvereinbarungen mag es trivial erscheinen, sich nach besagten Indikatoren zu richten. Nirgends anders entscheidet sich jedoch, ob Universitäten im ökonomischen Sinne Unternehmen sind, oder ob es sie zur Erfüllung und Gewährleistung eines höheren Anspruches gibt, unter dem selbst das scheinbar Zwecklose und Orchideenhafte seinen Platz hat. Naheliegenderweise erhalten die Universitäten für jene Fächer, die von vielen Studierenden belegt und vor allem prüfungsaktiv absolviert werden, mehr Geld als für jene Fächer, bei denen dies nicht der Fall ist. Fächer, die sich mit ihrer Nachfrage schwerer tun, werden in der Folge für eine Universität immer teurer. Zwangsläufig verschärft sich für sie der Legitimierungsdruck. 

Verteilungskämpfe. Damit nicht genug: Absehbar sind inneruniversitäre Verteilungskämpfe. Fächer, die einer Universität viel Geld bringen, werden dieses auch beanspruchen. Würde nun eine Universität unter dem bloßen Diktat ökonomischer Gegebenheiten ausschließlich Fächer betreiben, die sich rechnen, und auf jene Fächer verzichten, die dies nicht tun, gibt sie sich im Sinne ihrer eigenen Erfindung auf oder wird etwas anderes, als sie bisher war. Es liegt auf der Hand, um welche Fächer es geht: Betroffen sind im unterschiedlichen Ausmaß alle, bei denen ethische, theologische, künstlerische sowie allgemein Kultur-relevante Fragen im Mittelpunkt stehen.

Daran zeigt sich die Tragweite der Entwicklung, die einsetzen wird, wenn es bei dem beispielhaft betrachteten Verteilungsindikator ohne Wenn und Aber bleibt. Soll es nicht dabei enden, dass die Universität über kurz oder lang als jener Ort ausfällt, an dem es garantiert ist, ohne Rücksicht auf ökonomische Kalküle sämtliche Themen wissenschaftlich zu behandeln, die in einem umfassenden Sinne zum Menschen gehören, so steht im Interesse der Zukunft heute schon eine interessenlose Diskussion an.

Politisierungsstopp. Auch die Bestellung der Mitglieder des Universitätsrates mag im Großzusammenhang von nebengeordneter Bedeutung erscheinen. Führt man sich jedoch vor Augen, welche Entscheidungen laut Gesetz dem Unirat im Hinblick auf die inhaltliche, strategische und organisatorische Ausrichtung einer Universität obliegen, so ist das Thema wohl nicht als trivial einzustufen. Auch davon hängt der Geist, der im jeweiligen universitären Haus herrscht, wesentlich ab. Angesichts dessen lässt sich nicht genug darauf dringen, dass das künftige Verfahren der Bestellung der Mitglieder eines Unirats versachlicht und objektiviert wird.

Um der gängigen Parteipolitisierung dieses hohen Gremiums Einhalt zu gebieten, darf im Sinne der Universitäten und dessen, wofür diese stehen, die Parteizugehörigkeit überhaupt keine Rolle mehr spielen. Ausschlaggebend haben ausschließlich die nachgewiesene Kompetenz für die zu übernehmende Funktion sowie die glaubwürdige Bereitschaft zu sein, der jeweiligen Universität und deren Zielen zur Verfügung zu stehen – und dies im Bewusstsein, was die Universität ist und was sie in ihrem Wesen ausmacht. Schiere Ideologisierung hat an dieser nichts verloren.

Rektor Heinrich SCHMIDINGER

Universität Salzburg

 

INLAND

Zwischen Skepsis und (Zweck-)Optimismus pendeln die Vorstellungen der politischen Parteien, wenn sie sich zur Zukunft der 2019 eingeführten kapazitätsorientierten Studienplatzfinanzierung äußern sollen. Auf die Frage der uniko: Wie stellen Sie die weitere Finanzierung dieser dreistufigen Entwicklung sicher? antwortet die ÖVP eher ausweichend (mehr Transparenz, mehr Wettbewerb); die SPÖ lässt Unbehagen erkennen (Forderung nach Evaluierung); die FPÖ präsentiert sich als Vorkämpferin für eine schrittweise Weiterentwicklung; die NEOS bekunden Ungeduld und vermissen eine echte Kapazitätsorientierung; JETZT – Liste Pilz will die Regierung zu ausreichender Budgetierung drängen; und die Grünen deponieren die Hoffnung, die zukünftige Regierung werde ausreichend Mittel für die folgenden zwei Leistungsvereinbarungsperioden (2022-2024 und 2025-2027) budgetieren.

Mit 1. Juli legte Rektorin Eva Blimlinger nach eineinhalb Jahren Amtszeit die Präsidentschaft in der uniko zurück, am 19. September wurde sie im Rahmen einer erstmalig angesetzten „Exauguration“ in feierlichem Rahmen als Rektorin der Akademie der bildenden Künste verabschiedet und von Bildungsministerin Iris Rauskala (im Bild links, © eSeL.at) mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Rektor Oliver Vitouch, Vorgänger Blimlingers als Präsident und ab Anfang 2018 uniko-Vizepräsident, fungiert seit Juli 2019 nach einstimmigem Beschluss des uniko-Plenums bis Jahresende als geschäftsführender Präsident der uniko. Er würdigte Blimlinger, deren Amtszeit als Rektorin Ende September ausläuft, schon zuvor für ihr „tatkräftiges Wirken“ und sprach ihr „großen Respekt und aufrichtigen Dank“ aus.

Eine knappe Woche vor der Nationalratswahl setzten die Rektoren der drei österreichischen Medizin-Universitäten einen medialen Paukenschlag: Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien übten (im APA-Bild v.l.n.r.) Hellmut Samonigg (MedUni Graz), Wolfgang Fleischhacker (MedUni Innsbruck) und Markus Müller (MedUni Wien) am 16. September heftige Kritik an der im Wahlkampf geforderten „Verdoppelung der Studienplätze“ für das Fach Medizin. Unisono stellten alle drei klar, dass mehr Studierende die „völlig falsche Strategie" wider den „Ärztemangel“ sei. Eine Verdoppelung der Studienplätze würde sogar negative Folgen für den Standort Österreich haben. Vielmehr müssten jahrelang bestehende „Fehler im System" behoben und die Rahmenbedingungen für die ärztliche Tätigkeit in Österreich verbessert werden, um die Attraktivität zu erhöhen.

INTERNATIONALES

Ein direkter Vergleich der akademischen Landschaft in den zwei Alpenländern sei nach den Worten des geschäfts-führenden uniko-Präsidenten Oliver Vitouch „fast zum trübsinnig werden“: Betrachte man die 22 öffentlichen Universitäten, inklusive drei Medizin- und sechs Kunstuniversitäten, in Österreich, und auf der anderen Seite die zehn kantonalen Universitäten plus zwei Eidgenössische Hochschulen im Nachbarland, dann würde die Schweiz „trotz der Kleinheit des Landes fantastisch abschneiden“, im europäischen und im internationalen Maßstab, hob Vitouch bei einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten von swissuniversities, Michael Hengartner, (im Bild rechts, Foto: Novotny) am Rande des Forums Alpbach Ende August hervor. Das zeige sich in allen globalen Universitätsrankings, in der Bilanz der Nobelpreise und ERC Grants (European Research Council), aber auch in den Zitationsraten und in der Stellung der Schweiz als Innovation Leader.

PERSONALIA

Der Universitätsrat der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) hat am 17. September die amtierende Rektorin Petra Winter (52) in einem verkürzten Verfahren in ihrem Amt bestätigt. Sie bleibt damit für die Amtsperiode 2021 bis 2025 an der Spitze der Hochschule. Die Veterinärmedizinerin hatte nach dem Wechsel der damaligen Rektorin Sonja Hammerschmid ins Bildungsministerium im Mai 2016 die Universität zunächst interimistisch übernommen, Ende 2016 wurde sie dann zur Rektorin gewählt.

Zitat des Monats

„Ich halte es für wissenschaftlich geboten, künftig jede Kolumne, gleich wovon sie handelt, mit einem ceterum censeo zu schließen: Im Übrigen meine ich, es ist höchste Zeit für wirksame Klimaschutzpolitik.“

Oliver Vitouch, Rektor der Universität Klagenfurt und seit Juli geschäftsführender Präsident der Universitätenkonferenz, nimmt sich in seiner Kolumne vom 11.9.2019 für die KLEINE ZEITUNG ( Titel Nach uns die Sintflut? ) Cato den Älteren (234 v. Chr. – 149 v. Chr.) zum Vorbild.

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