KOMMENTAR
Wovon der Geist an der Universität abhängt
Budgetindikatoren und Uniratsbestellung sollten im Fokus bleiben
Würde ich gefragt, was die Universitäten zu beachten nicht unterschätzen sollten, wenn es um ihre gedeihliche Zukunft geht, so fielen mir spontan zwei „Dinge“ ein: zum einen die Indikatoren, gemäß derer anlässlich der Leistungsvereinbarung das jeweilige Globalbudget einer Universität bemessen wird, zum anderen die künftige Bestellung der Universitätsräte und -rätinnen. Von beidem hängt für mein Empfinden nichts Geringeres als der Geist ab, der an einer Universität herrscht. Ich darf erläutern:
Im Großzusammenhang der Leistungsvereinbarungen mag es trivial erscheinen, sich nach besagten Indikatoren zu richten. Nirgends anders entscheidet sich jedoch, ob Universitäten im ökonomischen Sinne Unternehmen sind, oder ob es sie zur Erfüllung und Gewährleistung eines höheren Anspruches gibt, unter dem selbst das scheinbar Zwecklose und Orchideenhafte seinen Platz hat. Naheliegenderweise erhalten die Universitäten für jene Fächer, die von vielen Studierenden belegt und vor allem prüfungsaktiv absolviert werden, mehr Geld als für jene Fächer, bei denen dies nicht der Fall ist. Fächer, die sich mit ihrer Nachfrage schwerer tun, werden in der Folge für eine Universität immer teurer. Zwangsläufig verschärft sich für sie der Legitimierungsdruck.
Verteilungskämpfe. Damit nicht genug: Absehbar sind inneruniversitäre Verteilungskämpfe. Fächer, die einer Universität viel Geld bringen, werden dieses auch beanspruchen. Würde nun eine Universität unter dem bloßen Diktat ökonomischer Gegebenheiten ausschließlich Fächer betreiben, die sich rechnen, und auf jene Fächer verzichten, die dies nicht tun, gibt sie sich im Sinne ihrer eigenen Erfindung auf oder wird etwas anderes, als sie bisher war. Es liegt auf der Hand, um welche Fächer es geht: Betroffen sind im unterschiedlichen Ausmaß alle, bei denen ethische, theologische, künstlerische sowie allgemein Kultur-relevante Fragen im Mittelpunkt stehen.
Daran zeigt sich die Tragweite der Entwicklung, die einsetzen wird, wenn es bei dem beispielhaft betrachteten Verteilungsindikator ohne Wenn und Aber bleibt. Soll es nicht dabei enden, dass die Universität über kurz oder lang als jener Ort ausfällt, an dem es garantiert ist, ohne Rücksicht auf ökonomische Kalküle sämtliche Themen wissenschaftlich zu behandeln, die in einem umfassenden Sinne zum Menschen gehören, so steht im Interesse der Zukunft heute schon eine interessenlose Diskussion an.
Politisierungsstopp. Auch die Bestellung der Mitglieder des Universitätsrates mag im Großzusammenhang von nebengeordneter Bedeutung erscheinen. Führt man sich jedoch vor Augen, welche Entscheidungen laut Gesetz dem Unirat im Hinblick auf die inhaltliche, strategische und organisatorische Ausrichtung einer Universität obliegen, so ist das Thema wohl nicht als trivial einzustufen. Auch davon hängt der Geist, der im jeweiligen universitären Haus herrscht, wesentlich ab. Angesichts dessen lässt sich nicht genug darauf dringen, dass das künftige Verfahren der Bestellung der Mitglieder eines Unirats versachlicht und objektiviert wird.
Um der gängigen Parteipolitisierung dieses hohen Gremiums Einhalt zu gebieten, darf im Sinne der Universitäten und dessen, wofür diese stehen, die Parteizugehörigkeit überhaupt keine Rolle mehr spielen. Ausschlaggebend haben ausschließlich die nachgewiesene Kompetenz für die zu übernehmende Funktion sowie die glaubwürdige Bereitschaft zu sein, der jeweiligen Universität und deren Zielen zur Verfügung zu stehen – und dies im Bewusstsein, was die Universität ist und was sie in ihrem Wesen ausmacht. Schiere Ideologisierung hat an dieser nichts verloren.
Rektor Heinrich SCHMIDINGER