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NEWSLETTER 5/19

25.09.2019

KOMMENTAR

Würde ich gefragt, was die Universitäten zu beachten nicht unterschätzen sollten, wenn es um ihre gedeihliche Zukunft geht, so fielen mir spontan zwei „Dinge“ ein: zum einen die Indikatoren, gemäß derer anlässlich der Leistungsvereinbarung das jeweilige Globalbudget einer Universität bemessen wird, zum anderen die künftige Bestellung der Universitätsräte und -rätinnen. Von beidem hängt für mein Empfinden nichts Geringeres als der Geist ab, der an einer Universität herrscht. Ich darf erläutern:

INLAND

Zwischen Skepsis und (Zweck-)Optimismus pendeln die Vorstellungen der politischen Parteien, wenn sie sich zur Zukunft der 2019 eingeführten kapazitätsorientierten Studienplatzfinanzierung äußern sollen. Auf die Frage der uniko: Wie stellen Sie die weitere Finanzierung dieser dreistufigen Entwicklung sicher? antwortet die ÖVP eher ausweichend (mehr Transparenz, mehr Wettbewerb); die SPÖ lässt Unbehagen erkennen (Forderung nach Evaluierung); die FPÖ präsentiert sich als Vorkämpferin für eine schrittweise Weiterentwicklung; die NEOS bekunden Ungeduld und vermissen eine echte Kapazitätsorientierung; JETZT – Liste Pilz will die Regierung zu ausreichender Budgetierung drängen; und die Grünen deponieren die Hoffnung, die zukünftige Regierung werde ausreichend Mittel für die folgenden zwei Leistungsvereinbarungsperioden (2022-2024 und 2025-2027) budgetieren.

Mit 1. Juli legte Rektorin Eva Blimlinger nach eineinhalb Jahren Amtszeit die Präsidentschaft in der uniko zurück, am 19. September wurde sie im Rahmen einer erstmalig angesetzten „Exauguration“ in feierlichem Rahmen als Rektorin der Akademie der bildenden Künste verabschiedet und von Bildungsministerin Iris Rauskala (im Bild links, © eSeL.at) mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Rektor Oliver Vitouch, Vorgänger Blimlingers als Präsident und ab Anfang 2018 uniko-Vizepräsident, fungiert seit Juli 2019 nach einstimmigem Beschluss des uniko-Plenums bis Jahresende als geschäftsführender Präsident der uniko. Er würdigte Blimlinger, deren Amtszeit als Rektorin Ende September ausläuft, schon zuvor für ihr „tatkräftiges Wirken“ und sprach ihr „großen Respekt und aufrichtigen Dank“ aus.

Eine knappe Woche vor der Nationalratswahl setzten die Rektoren der drei österreichischen Medizin-Universitäten einen medialen Paukenschlag: Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien übten (im APA-Bild v.l.n.r.) Hellmut Samonigg (MedUni Graz), Wolfgang Fleischhacker (MedUni Innsbruck) und Markus Müller (MedUni Wien) am 16. September heftige Kritik an der im Wahlkampf geforderten „Verdoppelung der Studienplätze“ für das Fach Medizin. Unisono stellten alle drei klar, dass mehr Studierende die „völlig falsche Strategie" wider den „Ärztemangel“ sei. Eine Verdoppelung der Studienplätze würde sogar negative Folgen für den Standort Österreich haben. Vielmehr müssten jahrelang bestehende „Fehler im System" behoben und die Rahmenbedingungen für die ärztliche Tätigkeit in Österreich verbessert werden, um die Attraktivität zu erhöhen.

INTERNATIONALES

Universitäten im Vergleich: Die Schweiz als Maßstab

Ein direkter Vergleich der akademischen Landschaft in den zwei Alpenländern sei nach den Worten des geschäfts-führenden uniko-Präsidenten Oliver Vitouch „fast zum trübsinnig werden“: Betrachte man die 22 öffentlichen Universitäten, inklusive drei Medizin- und sechs Kunstuniversitäten, in Österreich, und auf der anderen Seite die zehn kantonalen Universitäten plus zwei Eidgenössische Hochschulen im Nachbarland, dann würde die Schweiz „trotz der Kleinheit des Landes fantastisch abschneiden“, im europäischen und im internationalen Maßstab, hob Vitouch bei einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten von swissuniversities, Michael Hengartner, (im Bild rechts, Foto: Novotny) am Rande des Forums Alpbach Ende August hervor. Das zeige sich in allen globalen Universitätsrankings, in der Bilanz der Nobelpreise und ERC Grants (European Research Council), aber auch in den Zitationsraten und in der Stellung der Schweiz als Innovation Leader.

Bei annähernd gleicher Einwohnerzahl (A: 8,8 Millionen; CH: 8,5 Milionen) lässt sich feststellen, dass an Österreichs Universitäten mit 278.052 Studentinnen und Studenten (2018) beinahe doppelt so viele Personen studieren wie an den Schweizer Universitäten (2018/19: 152 858). Während diese aber allein im Jahr 2017 laut Bundesamt für Statistik 8,234 Milliarden Franken (7,569 Milliarden Euro) an Kosten auswiesen, betrug das Budget aller österreichischen Universitäten für die dreijährige Periode von 2016 bis 2018 rund 9,7 Milliarden Euro, also rund 3,232 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Summe wurde für die laufende Periode bis 2021 um 1,27 Milliarden erhöht, wird in den Jahren 2019 bis 2021 also 3,657 Milliarden Euro jährlich betragen; weniger als die Hälfte des Schweizer Jahresbetrags für 2017.

Nationalfonds-Milliarde. Wie Vitouch weiter ausführte, hätten sich „das österreichische und das Schweizer Hochschulsystem historisch sehr unterschiedlich entwickelt“. Die Grundlagen für die eidgenössischen Erfolge seien ganz offensichtlich auch struktureller und budgetärer Art. So hat der Schweizerische Nationalfonds (SNF), das Pendant zum Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), 2018 neue Forschungsprojekte mit einem Volumen von mehr als 1 Milliarde Euro gefördert und fast 3000 Projekte bewilligt. Der FWF kam 2018 vergleichsweise auf ein Volumen von 231 Millionen Euro, und auf 684 Neuprojekte. Vitouch: „Es ist wie Hase und Igel: Was immer man versucht, die Schweiz ist schon dort.“ Österreichs Universitäten haben die klare Zielsetzung, ihr Bestes zu geben und von den Besten zu lernen, „da ist die Schweiz ein ausgezeichnetes Vorbild“.

Hengartner machte darauf aufmerksam, dass in diesem Kontext nicht nur die Finanzierung eine Rolle spiele, sondern auch die Internationalität: 57 Prozent der Menschen, die in der Schweiz Forschung und Lehre machen und in Entwicklung tätig sind, sind Nicht-Schweizer.“ Auf der anderen Seite sei ein Drittel der Personen, die einen Schweizer Pass haben und in der Wissenschaft beschäftigt sind, nicht in der Schweiz tätig. Der Präsident von swissuniverities nannte seinerseits einige Punkte, bei denen die Schweiz vom Nachbarn lernen könne: Er führte u.a. das Selbstverständnis der Universitäten an, die in Österreich noch immer als Ort der Bildung gelten würden, während in der Schweiz der Aspekt der Ausbildung vorherrsche. Zudem hätten Österreichs Universitäten einen stärkeren Bezug zu Politik und Gesellschaft: „Dass Rektoren Bildungsminister werden können, wäre in der Schweiz undenkbar“, stellte Hengartner fest.

Hochschulforum. Große Publikumsresonanz fand am 21. August im Rahmen des Forums Alpbach die Veranstaltung der uniko, die sich der Frage widmete: Kann Wissenschaft Freiheit sichern? Am Podium waren - neben den Rektoren Michael Hengartner (Universität Zürich) und Oliver Vitouch (Universität Klagenfurt) - Rektor Zdravko Kacic (Universität Maribor) und Rektorin Snjezana Prijic-Samarzija (Universität Rijeka) vertreten, die in ihrer Eröffnungs-Keynote angesichts der auch in Europa sichtbaren Tendenzen zur Einschränkung der Meinungsfreiheit die institutionelle Verantwortung der Universitäten hervorhob.

PERSONALIA

Der Universitätsrat der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) hat am 17. September die amtierende Rektorin Petra Winter (52) in einem verkürzten Verfahren in ihrem Amt bestätigt. Sie bleibt damit für die Amtsperiode 2021 bis 2025 an der Spitze der Hochschule. Die Veterinärmedizinerin hatte nach dem Wechsel der damaligen Rektorin Sonja Hammerschmid ins Bildungsministerium im Mai 2016 die Universität zunächst interimistisch übernommen, Ende 2016 wurde sie dann zur Rektorin gewählt.

Zitat des Monats

„Ich halte es für wissenschaftlich geboten, künftig jede Kolumne, gleich wovon sie handelt, mit einem ceterum censeo zu schließen: Im Übrigen meine ich, es ist höchste Zeit für wirksame Klimaschutzpolitik.“

Oliver Vitouch, Rektor der Universität Klagenfurt und seit Juli geschäftsführender Präsident der Universitätenkonferenz, nimmt sich in seiner Kolumne vom 11.9.2019 für die KLEINE ZEITUNG ( Titel Nach uns die Sintflut? ) Cato den Älteren (234 v. Chr. – 149 v. Chr.) zum Vorbild.

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