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Newsletter 3/23

16.11.2023

#NEUEREKTOR:INNEN

Viele neue Universitätsleitungen und eine geballte Ladung Gedanken über die Zukunft der Universitäten

Fünf von sechs neuen Rektor:innen haben ihre Inaugurationsreden bereits gehalten. Wir bringen in diesem Sonder-Newsletter Auszüge aus den Texten.

#NEUEREKTORIN

"Öffnen von Zukunft jenseits der Nützlichkeit"

Rektorin Petra Schaper Rinkel über Wege aus den multiplen Krisen der Gegenwart und den besonderen Beitrag der Angewandten

Seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten – so lange, wie es die Angewandte gibt – erleben wir eine Abfolge von industriellen Effizienzsteigerungen – aktuell sind es die Versprechen von Künstlicher Intelligenz und Robotik –, die es theoretisch schon lange möglich machen, alle Menschen global aus Hunger und zermürbender Arbeit zu befreien. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts besteht das Versprechen der ‚technologischen‘ Revolutionen, dass sich sehr bald alle Menschen dem widmen können, wofür Kunstuniversitäten und die Angewandte stehen:
Dass sich das intellektuelle und künstlerische Potential aller Menschen durch und mit den Künsten und den Wissenschaften entfalten kann.
Dass sich alle umfassend intellektuelle und technischen Fertigkeiten aneignen – eben durch ein entdeckendes Eintauchen in künstlerische und wissenschaftliche Prozesse.
Dass sich alle Menschen miteinander die Welt sowohl sinnlich als auch analytisch-kritisch zu eigen machen, sich selbst als handelnd und damit zugleich verändernd erleben zu können.

Technologien galten und gelten als Boten einer Zukunft, die die Mühen und die brutalen Ein- und Ausgrenzungen der Vergangenheit und Gegenwart beenden würden. Doch eineinhalb Jahrhunderte später sind die Versprechen der technologischen Revolutionen nicht nur unerfüllt, sie erscheinen unrealistischer denn je: Mit und durch die technologische Effizienzsteigerung ist der Klimawandel schon jetzt für immer mehr Menschen todbringend und sterben heute wie an jedem Tag unvorstellbare 150 Arten aus. Trotz Effizienzsteigerung, trotz Robotik und Künstlicher Intelligenz sind global immer noch Millionen Menschen an Maschinen gekettet oder ersetzen Maschinen, weil ihr Leben weniger kostet als der Einsatz von Maschinen. Und auf der im Vergleich dazu banalen Ebene unseres eigenen Alltags merken wir: Die fälschlicherweise als kreativ charakterisierten Systeme der Künstlichen Intelligenz werfen am Bildschirm und dreidimensional Bilder, Prototypen, Designentwürfe und Texte aus, während wir Menschen – auch an Universitäten – mit trivialen administrativen Aufgaben beschäftigt sind und nur noch die Prompts, die Anweisungen an die Systeme geben.

Aber die Universität ist der unersetzbare institutionelle Ort, diese unhaltbare Kluft zwischen der zerstörerischen Gegenwart und der unwahrscheinlichen, aber eben menschenmöglichen Zukunft, die in den Versprechen aufscheint, in aller Schärfe in den Blick zu nehmen. Ein Ort, an dem die Grenzen des Sichtbaren, die Grenzen des Möglichen, die Grenzen des vermeintlich Normalen gesprengt werden, aufgehoben werden, verschoben werden und wo hinter diesen Grenzen das Neue erscheinen kann – auch wenn es früher oder später zum Alten wird und durch Neues in Frage gestellt wird.

Das unerwartete Neue in die Welt bringen

Moderne Universitäten bringen das Neue in die Welt. Dabei geht es nicht (nur) um das Neue im Sinne des bis dato Unerkannten, des Ungedachten und des Nichterfundenen: Es geht um das bisher ganz Unerkennbare, das Undenkbare, und das Unerfindbare. Es ist also kompliziert, denn wenn es in den Praktiken der Wissenschaften, der Künste und der Gestaltungsdisziplinen an der Angewandten als Universität nicht um das erwartbar Neue geht, dann geht es um ein Neues, das sich nicht aus dem heute feststellbaren Fundus an Problemen und Lösungen extrapolieren lässt.

An der Angewandten, wie an anderen herausragenden Universitäten, geht es um das unerwartete Neue und damit darum, die Welt – in all ihren Dimensionen – wissenschaftlich und künstlerisch zu begreifen und zu verstehen. Es geht um neue Möglichkeiten, die Welt in all ihren Dimensionen zu gestalten: materiell, konzeptionell und im Hinblick auf das, was Hannah Arendt das Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten nennt. Dazu braucht es eine Kultur des Spekulierens gegen das Erwartbare, das Spekulieren als Kulturtechnik der Wissenschaften und der Künste, die über das Wahrscheinliche hinaus geht.

Die stärkste Vision für die Angewandte, die ich mir für 2050 vorstellen kann, ist, dass sie als Kunstuniversität eine zentrale Rolle in dem einnimmt, wofür sie steht: im Gestalten der Welt.

Im Moment wird die Welt primär durch die Dynamik von Technologien in ihrem kapitalistischen Wachstumsparadigma bestimmt. Damit werden alte und zerstörerische Innovationspfade fortgeführt, und sogar die Potenziale universitärer Grundlagenforschung in der Robotik und der Künstlichen Intelligenz können sich nur in den altbekannten Pfaden des kapitalistischen Wachstums- und Wettbewerbsparadigmas entwickeln.

Gefangen im Nützlichkeitswettbewerb

Was aber wir als öffentliche Universitäten insgesamt bieten können, ist ein Zusammenspiel aller Forschungsweisen – einschließlich einer künstlerischen und kritisch-reflexiven Forschung. Zugespitzt: Nur wenn eine interdisziplinäre Kunstuniversität wie die Angewandte mit ihren epistemologischen Ansätzen auf gleicher Augenhöhe mit den Technik- und Wirtschaftswissenschaften forscht und Bedeutung erlangt, sind Wege aus den multiplen Krisen der Gegenwart möglich.

Die Art und Weise, wie wir Häuser und Städte bauen, die Materialien und Prozesse, die wir nutzen, um Städte, Infrastrukturen, Gebäude, Fahrzeuge, Möbel, Gegenstände, Mode und sogar Kunstwerke aller Art zu entwerfen, und die Art und Weise, wie wir primär im Konkurrenz- und nicht im Kooperationsmodus als Menschen miteinander umgehen, sind eingeschränkt und begrenzt von der kapitalistischen Logik und von der Expansion der fossilen Produktion. Der Klimawandel vollzieht sich zu schnell und die globale ökonomische Ungleichheit und politische Ungerechtigkeit sind zu extrem, als dass es möglich sein könnte, die bisherige Logik durch ein paar Korrekturen zu verändern. Das ist aber – mit einigen graduellen Veränderungen der letzten Jahrzehnte – nach wie vor der Pfad, in den die Wissenschaften und die Künste gezogen und gedrängt werden.

Angefragt sind mittlerweile viele, den graduellen Wandel zu begleiten. Durch Analysen und Impulse aus ethischer, rechtlicher, sozialer und zunehmend auch künstlerischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive sollen beispielsweise Technologien mitgestaltet werden. Doch das wird der Dynamik der Wissenschaften insgesamt nicht gerecht, auch nicht der Dynamik moderner Naturwissenschaften. Denn alle Universitäten sind in einem kurzfristigen Nützlichkeitswettbewerb gefangen. Für eine tatsächliche Transformation jedoch braucht es das Potential der kritisch-reflektierenden Praxen aller Künste und Wissenschaften, braucht es ihre Autonomie und Freiheit.

Erschließung neuer Weltzugänge

Was heißt es für die Forschung an der Angewandten, aus der Zukunft zu denken? An der Angewandten ist Forschung bewusst ein weiter und ein breiter Begriff. Es geht immer um Erkenntnis, um künstlerische, um wissenschaftliche Praktiken, die Erkenntnis ermöglichen, die den Horizont des Denkbaren und Wahrnehmbaren verschieben. Gerade weil die Künste, die gestaltenden Disziplinen des Designs und der Architektur und die wissenschaftlichen Disziplinen ihre je spezifischen Erkenntnisprozesse und Praktiken haben, sind sie verbunden durch ein Konzept des Forschens, das auf den Prozess gerichtet ist.

Künstlerische Forschung bringt die epistemisch unterschiedlichen Praktiken aus den Künsten und den Wissenschaften zusammen.

So versteht sich das Forschen in der Kunst, im Design nicht als Add-on, als Begleitforschung, sondern als epistemologische Herausforderung, die umfassend wirksam werden kann, wenn sie nicht (nur) in einer isolierten Säule der Förderung verbleibt.

Enteignung öffentlicher Forschung

Ein Beispiel für ein zurzeit hoch relevantes Forschungsfeld, das von den experimentellen Ansätzen aus der Angewandten in Zukunft sehr profitieren könnte – und umgekehrt –, ist die experimentelle Forschung mit Systemen der Künstlichen Intelligenz. Ohne Zweifel verändern maschinell lernende Systeme – Künstliche Intelligenz – den Kunstbetrieb, die Designwelt, die Fotografie und die Produktion von wissenschaftlichen und literarischen Texten. Was sind eigentlich Künstliche Intelligenzsysteme aus der Perspektive einer Universität? Es sind algorithmische Systeme, deren Grundlagen von einer globalen Gemeinschaft von interdisziplinär Forschenden mit öffentlichen Mitteln über Jahrzehnte entwickelt wurden. Mit dem letzten Schritt, daraus einfach zu bedienende Systeme zu machen, ist KI privatisiert worden. Das Potential selbstlernender Systeme haben wenige private Anbieter genutzt, die ihre Systeme zukünftig als teure Dienstleistung anbieten. Also eigentlich Enteignung öffentlicher Forschung. Dass die KI-Systeme überhaupt Bilder und Texte bieten, die bemerkenswert sind, liegt daran, dass diese maschinell lernenden Systeme auf digital aufbewahrte Bilder, Texte, Entwürfe, Modelle quasi aller künstlerisch und wissenschaftlich tätigen Menschen der letzten Jahrtausende zurückgreifen können – weil diese Artefakte über Jahrhunderte aufbewahrt und medial immer an die Medien der Zeit übertragen wurden. Ihre private Nutzung und Verarbeitung ist auch eine Enteignung aller.

Die Frage von Offenheit, wie sie – zu Recht – in den Open-Science-Agenden festgeschrieben ist, wird entsprechend neu zu stellen sein. Wenn das Teilen, das seit Jahrhunderten das universitäre Handeln prägt und nun mit Open Science und den digitalen Commons in der Digitalität angekommen ist, zu einer Enteignung führt, dann ist mehrfach wesentlich, algorithmische, selbstlernende Systeme experimentell zum Gegenstand künstlerischer Forschung zu machen – auch um festzustellen, wie KI-Systeme beschaffen sein müssen, um Werkzeuge in Kunst, Design und Wissenschaft zu werden. Kunstuniversitäten stehen auch ganz pragmatisch vor der Frage, wie die Wirtschaftsmodelle und wirtschaftlichen Organisationsformen aussehen können, die gesellschaftlichen Mehrwert schaffen und ein Leben mit künstlerischer und gestaltender Tätigkeit für viele ermöglichen. Und selbstverständlich ist es zentral, den Studierenden ganz neue, experimentelle, kritische und reflexiv-verändernde Zugänge zu der Arbeit mit algorithmischen Systemen aktiv zu ermöglichen.

Öffnen von Zukunft jenseits der Nützlichkeit

Was bedeutet es in Studium und Lehre, die Zukunft zu öffnen? Wie können die Fächer und Disziplinen einer Kunstuniversität zu einer radikalen gesellschaftlichen Transformation hin zu sozial und ökologisch verträglichen Produktions- und Lebensweisen beitragen? Die Antwort mag paradox erscheinen: Eine Kunstuniversität wie die Angewandte kann dann zu einer radikalen Transformation beitragen, wenn sie sich und den Studierenden die Unabhängigkeit von unmittelbaren Nützlichkeitserwägungen und von den Kulturen des Solutionismus bewahrt. Lehrend und lernend zu erschließen, wie die Welt von übermorgen gestaltet werden kann, bedeutet auch, sich nicht (nur) auf einen Arbeitsmarkt und einen Kunstmarkt von heute und von morgen beschränken zu lassen. Es bedeutet vielmehr, Studierende in ihrer Haltung, mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten dabei zu unterstützen, sich nicht nur in die Gegenwart einzupassen, sondern auch etwas zu lernen, was die polnische Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk „Übungen im Fremdsein“ nennt. Also die Selbstverständlichkeit, die Gegenwart zu hinterfragen.

Die Angewandte macht seit ihrer Gründung aus, avancierteste Prozesse, Materialien, Werkzeuge, Produktionssysteme, Fertigkeiten und Technologien für die Gestaltung zu nutzen. Das heißt auch: diese Prozesse, Materialitäten und Technologien durch das eigene künstlerische, gestaltende, wissenschaftliche Tun kontinuierlich weiterentwickeln zu können. Das bedeutet auch, die Herrschaft über diese Werkzeuge und ihre Weiterentwicklung als Künstler und Künstlerinnen, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu haben. In diesem Sinne ist die Angewandte seit ihrem Beginn auf das Experiment ausgerichtet, sie bildet – mit einem Begriff aus der Wissenschaftsgeschichte – ein Experimentalsystem.

Die Angewandte als Experimentalsystem

Auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 war der „Palast der Elektrizität“ ein Faszinosum. Unvorstellbar für uns, aber genau genommen ist die Rede von der Digitalisierung ebenfalls bereits historisch, denn wir leben in der Digitalität so selbstverständlich wie mit der Allgegenwärtigkeit von Strom. Jetzt geht es darum, in dieser Selbstverständlichkeit verändernd zu handeln, also die Angewandte als Experimentalsystem weiter und wieder neu zu erfinden. Wir werden in den nächsten Jahren heute schon möglich erscheinende, aber auch heute noch ganz unmöglich erscheinende Verbindungen zwischen den Werkstätten und dem Digitalen, zwischen dem Handeln und Begreifen vor Ort und dem Handeln im Virtuellen hinterfragen, erfinden und neu konfigurieren. Wir werden dies experimentell forschend, lehrend und lernend tun und damit neue Infrastrukturen schaffen, die einen (hoffentlich sehr großen) Beitrag dazu leisten, was die Angewandte vom Anspruch her ausmacht: die Künste, die Wissenschaften und auch die Infrastrukturen für eine Ästhetik der Veränderung des 21. Jahrhunderts immer wieder neu zu entdecken und zu erfinden. Für ein Jahr 2050, in dem wir nicht passiv von algorithmischen Systemen gesteuert und bespielt werden, sondern neue künstlerische und wissenschaftliche Handlungsweisen gefunden haben, die es viel mehr Menschen, als heute denkbar ist, ermöglicht, gestaltend und verändernd zu handeln. Das wollen wir an der Angewandten angehen; ganz praktisch und ganz theoretisch. Mit allem, was die Angewandte in ihrer Vielfältigkeit, ihrer Diversität an Zugängen und Menschen ausmacht.

Petra Schaper Rinkel ist seit 1. Oktober 2023 Rektorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Auszüge aus ihrer Inaugurationsrede vom 2. Oktober 2023

 

#NEUERREKTOR

Der Kuppelsaal der TU Wien ist eine interessante Konstruktion. Denn bei dieser Konstruktion wurden Prinzipien aus dem Schiffsbau genutzt. In diesem Kuppelsaal sitzt man quasi unter einem umgedrehten Schiffsrumpf. Zur Zeit des Baus der Kuppel war die TU Wien noch das, was man heute als Start-Up bezeichnen würde, und die Kuppel ist gewissermaßen das Resultat eines gelungenen Technologietransfers. Und damit bin ich schon bei einem ersten Kernthema: dem Wissens- und Technologietransfer. Am Ende des Tages erwartet sich die Gesellschaft, dass das an den Universitäten, insbesondere technischen Universitäten, produzierte Wissen in der einen oder anderen Form von der Gesellschaft genutzt werden kann. Wir sollten allerdings zuerst in der Lage sein zu vermitteln, dass Nutzen und Nützlichkeit relative Begriffe sind. Denn: Macht nicht oft das auf den ersten Blick Unnütze, das scheinbar Unnötige, der scheinbare Fehler - in der Forschung, in unserem Streben nach Erkenntnis - den entscheidenden Unterschied? Gerade der Fehler kann der Auslöser sein für neue fundamentale Entdeckungen und innovative Lösungen. Und lässt das Unvorstellbare vorstellbar werden.

#NEUERREKTOR

Eine Universität ist für mich ein wunderbarer Ort, ein Ort der Hoffnung und der kontinuierlichen Erneuerung. Eine Universität ist ein vielschichtiger Ort der Entdeckungsfreude, der Faszination, der Wissbegierde und des kreativen Miteinanders verschiedenster Menschen. Universitäten sind und waren immer Leuchttürme, aber auch Frühwarnsysteme. Wir leben gerade wieder in einer Zeit großer Umbrüche. Zeitenwende wird manchmal als Begriff verwendet.

Transformationen auf allen Ebenen sind aufgrund von Krisen wie Umweltzerstörung, Krieg, Teuerung oder Energieknappheit zwingend notwendig und werden uns sogar zum Teil mit hoher Geschwindigkeit aufgezwungen. Positiv erlebte Transformationen können nur dann gelingen, wenn wir die dahinterliegenden und begleitenden Prozesse begreifen und damit in weiterer Folge auch mitgestalten können. Zudem können fortlaufende, teilweise radikale Transformationen nur erfolgreich sein, wenn die Resilienz der Gesellschaft, von Organisationen und von Individuen gegeben ist. Es ist die Aufgabe einer Universität, diese Transformationsprozesse und Möglichkeiten zur Steigerung der Resilienz zu untersuchen, zu begleiten und letztendlich positiv mitzugestalten. Es ist auch Aufgabe der Universität, Menschen zielgerichtet darauf vorzubereiten. Wir müssen Vorbild und Kompass sein, in unserem Umgang mit Herausforderungen wie Klimawandel oder demographischem Wandel, aber auch in unserem Umgang miteinander, und in unserer eigenen Transformationsfähigkeit und Resilienz.

#NEUERREKTOR

Die Geschichte der WU beginnt vor 125 Jahren, 1898, mit Gründung der „K.u.K. Exportakademie“, noch sehr klein – mit einer Kohorte von 30 Studierenden – am Standort des damaligen K.u.K. Handelsmuseums im Palais Festetics im Alsergrund. Als solche war sie eine Initiative der Industrie, jedoch unter staatlicher Verwaltung. Die anderen Universitäten waren damals nicht darauf ausgerichtet, eine praxisorientierte Ausbildung anzubieten. Durch die Anforderungen der Zeit, durch den rasch aufstrebenden Welthandel, gab es um die Jahrhundertwende einen starken Bedarf an einer multidisziplinären Ausbildung vor allem für Kaufleute im Bereich Handel und Außenwirtschaft.

Schon etwas früher führte der voranschreitende technologische Wandel zur Gründung von technischen Hochschulen. Wirtschaftsuniversitäten und technische Universitäten haben also etwas gemeinsam: Sie sind aus einem Bedarf für eine praxisnahe Ausbildung entstanden. Als zukunftsweisend erwies sich dabei, dass diese Universitäten, komplementär zur Ausbildung, in den Ausbau der Forschung investiert haben. Damit haben sie die universitäre - sprich: forschungsgeleitete - Lehre in den Vordergrund gestellt.

Heute sind Wirtschaftsuniversitäten und technische Universitäten in den sie betreffenden Bereichen der Forschung vielfach international führend. Gleichzeitig haben sie ihre DNA, die Nähe zur Praxis und ihre Rolle für den Wissenstransfer, nie aufgegeben. Sie entsprechen mit diesem Profil sehr gut den heutigen Ansprüchen an eine relevante Universität.

Wenn wir an die nächsten 125 Jahre denken, an das Jahr 2148: Wird die WU dann noch bestehen, wird sie eine führende und anerkannte Rolle in der Gesellschaft haben?

#NEUERREKTOR

Die Welt ist in weiten Bereichen nicht mehr so, wie wir sie noch vor einigen Jahren gekannt haben. Wir befinden uns mitten in einem signifikanten gesellschaftlichen Umbruch. Neben der angespannten geopolitischen Lage haben Themen wie die Energiefrage, die Ressourcenabhängigkeit oder der Klimawandel unser Leben gehörig durcheinandergebracht und unsere Bedürfnisse verändert.

Wir sehen uns als Institution, welche die notwendigen Innovationsschübe zur Bewältigung der Krisen vorantreibt. Der Gesellschaft und vor allem den jungen Leuten müssen wir zukünftig noch klarer vermitteln, dass die Montanuniversität das Wissens-BioTop ist, aus dem die Lösungen für die Zukunft hervorgehen.

Unsere junge Generation ist stark vom Traum geprägt, an Ideen für eine bessere Welt zu arbeiten. Es ist eine idealistische, aber auch motivierte Generation. Diese Motivation einzufangen und die Hochmotivierten zu uns an die Montanuniversität zu bringen, als Studierende, Forschende und in allen Bereichen arbeitende Personen, ist der Schlüssel für unsere zukünftige erfolgreiche Entwicklung.

#UKRAINEHILFE

Das Ernst Mach-Stipendium Ukraine ist eine Erfolgsgeschichte: Ukrainische Studierende, die das Stipendium bezogen haben, erbringen außerordentliche Leistungen. Allerdings wäre das Programm mit Ende des Wintersemesters 2023/24 ausgelaufen. Im Rahmen der MORE-Initiative unterstützte die uniko die Bemühungen der JKU, das Programm zu verlängern. Mit Erfolg, wie sich kürzlich zeigte.

Seitens des Wissenschaftsministeriums wurde am 11. November nun doch bekanntgegeben, dass das Sonderstipendium Ukraine um ein Jahr verlängert wird. Zudem werden ukrainischen Studierenden im Sommersemester 2024 die Studiengebühren erlassen. Bildungsminister Martin Polaschek bezifferte die Kosten mit zehn Millionen Euro.

#UNIKOGEGENANTISEMITISMUS

Die Universitäten sehen mit großer Betroffenheit, dass die Gewalt im Nahen Osten auch in Österreich ein Anschwellen des Antisemitismus nach sich zieht. Es ist inakzeptabel, dass sich jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zunehmend bedroht fühlen müssen und jüdische Einrichtungen erneut Ziel von Schmähung und Schändung sind.

Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie das Lichtermeer auf dem Heldenplatz, um Jüdinnen und Juden zu versichern: Wir haben aus der Geschichte gelernt, wir halten dagegen! Hassgefühle, Hassparolen und Hassattacken zersetzen unsere friedliche Gemeinschaft; sie sind der Anfang vom Ende eines aufgeklärten, solidarischen und toleranten Miteinander.

#ZITAT

"Diese Basis ermöglicht es den Universitäten, ihr hohes Leistungsniveau aufrechtzuerhalten und - je nach Inflationsentwicklung - auch weiter zu steigern"

uniko-Präsident Oliver Vitouch zu den 16 Milliarden für die Leistungsperiode 2025 bis 2027

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