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NEWSLETTER 1/17

08.02.2017

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Regierungsprogramm für Unis: Frühlingsgefühle im Jänner

Das Klagenfurter Jännerwetter hat die hochschulpolitischen Entwicklungen unserer Zeit gespiegelt: Erst eine wochenlange Frostperiode, die der auf Dauer gestellten regierungspolitischen Eiszeit hinsichtlich Universitätsfinanzierung und -zugang entsprach. Dann plötzlich Tauwetter: Ein aktualisiertes Arbeitsprogramm der Bundesregierung, die sich zu einer „höheren Studienqualität und besseren Betreuungsverhältnissen sowie zu einer gesteigerten sozialen Durchmischung der Studierenden“ bekennt. Darin ist von der „Einführung eines Studienplatzfinanzierungsmodells (inklusive Aufnahmeverfahren und Zugangsregeln wo erforderlich)“ und „entsprechender Anpassung des Hochschulbudgets“ – man darf annehmen: nach oben – ebenso zu lesen wie von „Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Durchmischung“ und von der „Verbesserung des Studienbeihilfesystems“.

Meilensteine. In der Politik soll man den Jänner nicht vor dem Dezember loben. Aber es spricht einiges dafür, dass die aktuellen Festlegungen mehr wert sind als das Papier, auf dem sie geschrieben wurden: Sie sind aus einem schwierigen und intensiven Prozess heraus entstanden und wurden von allen Regierungsmitgliedern unterzeichnet. Es gibt klar datierte Meilensteine hinsichtlich der Umsetzung, und die Regierung weiß, dass sie daran gemessen werden wird. Es besteht also Anlass zur Hoffnung, dass die Bedeutung der Universitäten für eine gedeihliche und nachhaltige Zukunft des Landes wieder in den politischen Fokus rückt, und dass sich das auch budgetär auswirken wird: Frühling Ende Jänner!

Dennoch: Die Mühen der Ebene liegen erkennbar noch vor uns. Das abstrakte Bekenntnis zu einem Einstieg in die Studienplatzfinanzierung muss nun in Budgetzahlen und Gesetzestext gegossen werden, auf Basis detaillierter Verhandlungen. Der Wille, das Universitätssystem zum Besseren zu verändern, muss jetzt tatsächlich auf den Boden gebracht werden: Durch einen langfristigen Budgetpfad hin zu den oftmals beschworenen 2 Prozent des BIP für den tertiären Bildungssektor. Durch die gesetzliche Ermöglichung von Aufnahmeverfahren, die der universitären Autonomie genug Spielraum lassen und zugleich checks and balances hinsichtlich der Nutzung vorhandener Kapazitäten vorsehen. Durch ein Modell, das faire Chancen einräumt und Leistung belohnt. Das ist angesichts der Ausgangssituation beileibe keine einfache Aufgabe, aber eine lohnende.

Jahrhundertreform. Alexander Purger eröffnet seine gewohnt prägnante Kolumne „Politik pur“ in den SALZBURGER NACHRICHTEN (6. Februar 2017, S. 3) mit dem Vorspann „Die Regierung nimmt sich Erstaunliches vor: eine ehrliche Hochschulpolitik“ und kommt zu folgendem Schluss: „Man darf gespannt sein, wie der Anlauf für eine Studienplatzfinanzierung diesmal endet. Es wäre fast eine Jahrhundertreform.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Präsident Oliver VITOUCH

Rektor Universität Klagenfurt

INLAND

„Für Österreich“: Unter diesem Titel präsentierten am 30. Jänner Bundeskanzler Christian Kern und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner nach tagelangem Ringen der Koalitionsparteien das erneuerte Arbeitsprogramm der Bundesregierung für die nächsten 18 Monate. Was unter der Überschrift „Hochschulen Richtung Weltspitze entwickeln“ in zwei Absätzen auf Seite 15 eingefügt war, entlockte uniko-Präsident Oliver Vitouch in einer ersten Reaktion das Wort „Sensation“: Die Bundesregierung verspricht in dem Papier nicht nur die „Einführung eines Studienplatzmodells an öffentlichen Universitäten“, verbunden mit einem Umsetzungskonzept bis Juni 2017, sondern auch eine „entsprechende Anpassung des Hochschulbudgets“ (siehe auch Kommentar des Präsidenten).

„Ich will, dass unsere Universitäten sich mit den besten staatlichen Unis der Welt messen können. Ich will, dass hier der Bär steppt – nicht nur in Berkeley, Berlin, Basel, Mumbai und Beijing.“ Mit dieser pointierten Botschaft richtete sich der Präsident der Österreichischen Universitäten-konferenz (uniko), Rektor Oliver Vitouch, anlässlich des traditionellen uniko-Neujahrsempfangs an die versammelte Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst, die am 12. Jänner der Einladung in den Festsaal der Raiffeisen Zentralbank Österreich in Wien gefolgt war (APA-Bild: Katharina Roßboth). Der uniko-Präsident  äußerte sich zuversichtlich, dass nach Jahren der Stagnation in der Hochschulpolitik angesichts der jüngsten Wortmeldungen der Regierungsspitze 2017 zu einem „formidablen Jahr für die Wissenschaften und Künste“ werden könnte.

INTERNATIONALES

„Internationale Hochschulrankings bilden die Leistungen der österreichischen Universitäten und ihrer Wissenschafter und Wissenschafterinnen nur partiell und stark verzerrt ab.“ Zu diesem Fazit kommt eine Arbeitsgruppe der uniko, die am 1. Feber des Jahres der Öffentlichkeit ein Handbuch (Vademecum) präsentierte. „Auch wenn sie aufgrund ihrer Sichtbarkeit eine gewisse Bedeutung für Stakeholder, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Studierende haben, lassen sie nur eine sehr ungenaue Abschätzung über das internationale Standing einer Universität zu“, heißt es in dem Resümee. Das Vademecum wurde von einer Arbeitsgruppe der uniko erstellt, an der Vertreter und Vertreterinnen von Österreichs Universitäten sowie des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) beteiligt waren, und richtet sich an alle Personen, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit dem Thema Hochschulrankings in Berührung kommen.

„Österreich ist absolut oder zumindest relativ ein Nettoexporteur des universitären, wissenschaftlich-künstlerischen Personals.“ Zu diesem Befund kommen Heinz Faßmann, Vizerektor der Universität Wien, und Nadine Shovakar, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der uniko, in ihrer aktuellen Studie für das „Internationalisierungspanorama“ des uniko-Forums Internationales. Zwar sind in absoluten Zahlen mehr Deutsche an Österreichs Universitäten tätig als Personen aus Österreich an Deutschlands Hochschulen, angesichts der Größenverhältnisse der beiden Nachbarn (Faktor zehn) kann man dieses Verhältnis auch als „Brain drain nach Deutschland“ interpretieren, wie die DIE PRESSE in ihrem Aufmacher, Ausgabe 8. Feber, unter Bezug auf die Studienergebnisse der uniko schreibt. 

uniko-VERANSTALTUNG

Unter dem Titel „Mapping Univer©ities: Eine Vermessung der Beziehungen von Universität und Stadt“ organisiert die uniko gemeinsam mit der Universität Innsbruck eine Tagung am 23.2./24.2.2017 zum Verhältnis von Universität und Stadt aus interdisziplinärer Perspektive. Städte und Universitäten sind lokale Akteure mit globaler Wirkung, die in ihrem Zusammenwirken große Synergien erzeugen, in viele Lebensbereiche hineinreichen und diese entscheidend prägen. Wie wird die Zukunft von Universität und urbanem Raum gestaltet? Was braucht die Universitätsstadt der Zukunft? In Präsentationen und Paneldiskussionen wird diesen Fragen aus der Sicht von Forschung, Praxis und Verwaltung nachgegangen.

ZITAT DES MONATS

„Noch bemerkenswerter als die sehr strengen Ausländergesetze sind für ein Abkommen unter Führung eines SPÖ-Chefs ganz andere Vereinbarungen mit der ÖVP. Etwa die Zugangsbeschränkungen für Studenten an die Universitäten. Lange Zeit, eigentlich immer schon, ein der Sozialdemokratie fast heiligengleiches Thema.“

Claus Pandi in der KRONEN ZEITUNG vom 31. Jänner 2017 über das neue, tags zuvor von Bundeskanzler Christian Kern und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner präsentierte Arbeitsübereinkommen der Bundesregierung.

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