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NEWSLETTER 1/17

08.02.2017

KOMMENTAR

Das Klagenfurter Jännerwetter hat die hochschulpolitischen Entwicklungen unserer Zeit gespiegelt: Erst eine wochenlange Frostperiode, die der auf Dauer gestellten regierungspolitischen Eiszeit hinsichtlich Universitätsfinanzierung und -zugang entsprach. Dann plötzlich Tauwetter: Ein aktualisiertes Arbeitsprogramm der Bundesregierung, die sich zu einer „höheren Studienqualität und besseren Betreuungsverhältnissen sowie zu einer gesteigerten sozialen Durchmischung der Studierenden“ bekennt. Darin ist von der „Einführung eines Studienplatzfinanzierungsmodells (inklusive Aufnahmeverfahren und Zugangsregeln wo erforderlich)“ und „entsprechender Anpassung des Hochschulbudgets“ – man darf annehmen: nach oben – ebenso zu lesen wie von „Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Durchmischung“ und von der „Verbesserung des Studienbeihilfesystems“.

INLAND

Koalitionspakt neu: Unis in Richtung Weltspitze entwickeln

„Für Österreich“: Unter diesem Titel präsentierten am 30. Jänner Bundeskanzler Christian Kern und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner nach tagelangem Ringen der Koalitionsparteien das erneuerte Arbeitsprogramm der Bundesregierung für die nächsten 18 Monate. Was unter der Überschrift „Hochschulen Richtung Weltspitze entwickeln“ in zwei Absätzen auf Seite 15 eingefügt war, entlockte uniko-Präsident Oliver Vitouch in einer ersten Reaktion das Wort „Sensation“: Die Bundesregierung verspricht in dem Papier nicht nur die „Einführung eines Studienplatzmodells an öffentlichen Universitäten“, verbunden mit einem Umsetzungskonzept bis Juni 2017, sondern auch eine „entsprechende Anpassung des Hochschulbudgets“ (siehe auch Kommentar des Präsidenten).

Wörtlich heißt es im ersten Absatz: „Die Bundesregierung bekennt sich zu einer höheren Studienqualität und besseren Betreuungsverhältnissen sowie zu einer gesteigerten sozialen Durchmischung der Studierenden.“ Die Einführung eines Studienplatzfinanzierungsmodells an Universitäten wird dabei mit „Aufnahmeverfahren und Zugangsregeln wo erforderlich“ verknüpft, mit dem Konzept sollen auch „Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Durchmischung (affirmative action, first academics, berufsbegleitendes Studienangebot . . .) vorgelegt werden. Der Fahrplan wird stichwortartig formuliert: „Umsetzung Studienplatzfinanzierung: Konzept im Juni 2017 / Ministerrat im Oktober 2017 / Start: 1. Jänner 2019“.

Gestaltungswillen. Die Bundesregierung habe mit ihrem neuen Programm, so uniko-Präsident Oliver Vitouch in einer Aussendung, im Bereich der Universitäten „echten Gestaltungswillen“ erkennen lassen. Wenn die Koalition ihr jüngstes Bekenntnis zur Implementierung einer Studienplatzfinanzierung, mit Meilensteinen im Juni und Oktober 2017, in die Tat umsetze, dann wäre dies „der größte hochschulpolitische Wurf seit langem“. Vitouch wies darauf hin, dass sich die uniko bereits 2010/11 aktiv an der Gestaltung eines solchen Modells beteiligt hatte. „Wenn jetzt Finanzierung und Rahmenbedingungen sichergestellt werden, dann wird ein 30 Jahre schwelendes Problemfeld konstruktiv gelöst“, betonte der Präsident. Zuversichtlich stimmte ihn auch die Ansage des Bundeskanzler bei der Präsentation, es würden nur „Maßnahmen, die tatsächlich finanzierbar sind“, vereinbart. Der Einstieg in die Studienplatzfinanzierung sei somit ein additives Element jenes Drei-Jahres-Budgets, das der zuständige Wissenschaftsminister und Vizekanzler gemeinsam mit dem Finanzminister bis Ende 2017 für die universitäre Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021 sicherstellt.

Bereits in der zweiten Jännerwoche war Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender Kern mit seinem Plan A, dem „Programm für Wohlstand, Sicherheit & gute Laune“, vorgeprescht, worin unter dem Kapitel Hohes Gut Hochschulen zu lesen war: „Mehr Lehrpersonal an Österreichs Universitäten. Das ist nur mit einer Ausweitung des Hochschulbudgets und einer Steuerung der Studienplätze möglich.“ Zudem wurde in dem Kern-Papier festgehalten: „Ziel ist es, drei heimische Universitäten in die Top 100 der Weltbesten zu katapultieren.“ Angeregt wurde unter anderem, „nach dem Vorbild der deutschen Exzellenzinitiative“ auch in Österreich Exzellenzcluster zu bilden, um damit Wissenschaft und Forschung zu fördern. Die Replik von uniko-Präsident Vitouch: „Vor wenigen Tagen habe ich der SPÖ noch einen hochschulpolitischen Dornröschenschlaf attestiert. Nun wurde sie wachgeküsst.“

„Ich will, dass unsere Universitäten sich mit den besten staatlichen Unis der Welt messen können. Ich will, dass hier der Bär steppt – nicht nur in Berkeley, Berlin, Basel, Mumbai und Beijing.“ Mit dieser pointierten Botschaft richtete sich der Präsident der Österreichischen Universitäten-konferenz (uniko), Rektor Oliver Vitouch, anlässlich des traditionellen uniko-Neujahrsempfangs an die versammelte Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst, die am 12. Jänner der Einladung in den Festsaal der Raiffeisen Zentralbank Österreich in Wien gefolgt war (APA-Bild: Katharina Roßboth). Der uniko-Präsident  äußerte sich zuversichtlich, dass nach Jahren der Stagnation in der Hochschulpolitik angesichts der jüngsten Wortmeldungen der Regierungsspitze 2017 zu einem „formidablen Jahr für die Wissenschaften und Künste“ werden könnte.

INTERNATIONALES

„Internationale Hochschulrankings bilden die Leistungen der österreichischen Universitäten und ihrer Wissenschafter und Wissenschafterinnen nur partiell und stark verzerrt ab.“ Zu diesem Fazit kommt eine Arbeitsgruppe der uniko, die am 1. Feber des Jahres der Öffentlichkeit ein Handbuch (Vademecum) präsentierte. „Auch wenn sie aufgrund ihrer Sichtbarkeit eine gewisse Bedeutung für Stakeholder, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Studierende haben, lassen sie nur eine sehr ungenaue Abschätzung über das internationale Standing einer Universität zu“, heißt es in dem Resümee. Das Vademecum wurde von einer Arbeitsgruppe der uniko erstellt, an der Vertreter und Vertreterinnen von Österreichs Universitäten sowie des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) beteiligt waren, und richtet sich an alle Personen, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit dem Thema Hochschulrankings in Berührung kommen.

„Österreich ist absolut oder zumindest relativ ein Nettoexporteur des universitären, wissenschaftlich-künstlerischen Personals.“ Zu diesem Befund kommen Heinz Faßmann, Vizerektor der Universität Wien, und Nadine Shovakar, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der uniko, in ihrer aktuellen Studie für das „Internationalisierungspanorama“ des uniko-Forums Internationales. Zwar sind in absoluten Zahlen mehr Deutsche an Österreichs Universitäten tätig als Personen aus Österreich an Deutschlands Hochschulen, angesichts der Größenverhältnisse der beiden Nachbarn (Faktor zehn) kann man dieses Verhältnis auch als „Brain drain nach Deutschland“ interpretieren, wie die DIE PRESSE in ihrem Aufmacher, Ausgabe 8. Feber, unter Bezug auf die Studienergebnisse der uniko schreibt. 

uniko-VERANSTALTUNG

Unter dem Titel „Mapping Univer©ities: Eine Vermessung der Beziehungen von Universität und Stadt“ organisiert die uniko gemeinsam mit der Universität Innsbruck eine Tagung am 23.2./24.2.2017 zum Verhältnis von Universität und Stadt aus interdisziplinärer Perspektive. Städte und Universitäten sind lokale Akteure mit globaler Wirkung, die in ihrem Zusammenwirken große Synergien erzeugen, in viele Lebensbereiche hineinreichen und diese entscheidend prägen. Wie wird die Zukunft von Universität und urbanem Raum gestaltet? Was braucht die Universitätsstadt der Zukunft? In Präsentationen und Paneldiskussionen wird diesen Fragen aus der Sicht von Forschung, Praxis und Verwaltung nachgegangen.

ZITAT DES MONATS

„Noch bemerkenswerter als die sehr strengen Ausländergesetze sind für ein Abkommen unter Führung eines SPÖ-Chefs ganz andere Vereinbarungen mit der ÖVP. Etwa die Zugangsbeschränkungen für Studenten an die Universitäten. Lange Zeit, eigentlich immer schon, ein der Sozialdemokratie fast heiligengleiches Thema.“

Claus Pandi in der KRONEN ZEITUNG vom 31. Jänner 2017 über das neue, tags zuvor von Bundeskanzler Christian Kern und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner präsentierte Arbeitsübereinkommen der Bundesregierung.

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