DEUTSCH / ENGLISH
Suche
Suchformular
SuchoptionenSuche in:
Suchoptionen
Suche in:
Filtermöglichkeit  

NEWSLETTER 7/19

22.11.2019

KOMMENTAR

KOMMENTAR
KOMMENTAR

Mehr Medizinstudienplätze? Systemmängel beheben

Ist eine deutliche Erhöhung der Medizin-Studienplätze sinnvoll? Nein. In Österreich gibt es keinen Mangel an Ärztinnen und Ärzten sondern ein Verteilungsproblem. Wir liegen mit der Zahl der Studienplätze an öffentlichen Universitäten an der Spitze Europas und bilden genügend Ärztinnen und Ärzte aus, deutlich mehr als in Deutschland und der Schweiz. Von einem diesbezüglichen Mangel kann daher keine Rede sein.

Aufgabe der Politik ist es, die Rahmenbedingungen zu verbessern, damit unsere Absolventinnen und Absolventen auf dem Weg ins Berufsleben nicht aufgehalten, sondern im Land behalten werden. Klar erkennbare Mängel im System müssen behoben werden, anstatt noch mehr Ärztinnen und Ärzte zu „produzieren“.

Flaschenhals. In Österreich zeichnet sich ein immer enger werdender Flaschenhals ab: Aus gezielten Befragungen unserer Absolventinnen und Absolventen wissen wir, dass ein Großteil unserer Medizin Studierenden in Österreich bleiben will. Der aktuelle Mangel an Basisausbildungsplätzen durchkreuzt diese Pläne allerdings und verschärft diese Situation, denn für viele bleibt derzeit nur der Weg ins benachbarte Ausland, um nach Abschluss ihres Studiums ihre weitere Ausbildung ohne Wartezeit anschließen zu können.

Mit über 3.000 Studierenden und rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Medizinische Universität Innsbruck die wichtigste medizinische Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich. Wir verzeichnen seit Jahren steigende Zahlen von Absolventinnen und Absolventen und eine messbar hohe Motivation unserer Studierenden. Es gelingt uns zu nahezu 100 Prozent, unsere neu zugelassenen Studierenden bis zum erfolgreichen Abschluss des Studiums zu halten. Das bedeutet, wir bilden quasi genauso viele Ärztinnen und Ärzte aus, wie wir Studierende aufnehmen. Dieses, auch an anderen Medizinischen Universitäten in Österreich erfreuliche Verhältnis bietet den politischen Verantwortungsträgern eine verlässliche Grundlage für zielgerichtete Maßnahmen am Ausbildungs- und Gesundheitsmarkt.

Nachteilige Effekte. Die politische Forderung nach einer massiven Erhöhung der Medizinstudienplätze könnte zudem nachteilige Effekte haben und damit einen tatsächlichen Mangel an Ärztinnen und Ärzten herbeiführen. Denn die begrenzte Anzahl der Medizinstudienplätze ist das Hauptargument, dass es bei den Aufnahmeverfahren für das Humanmedizinstudium weiterhin eine Quote für Österreicherinnen und Österreicher gibt – das bedeutet: 75 Prozent der Studienplätze gehen an Maturantinnen und Maturanten aus Österreich bzw. ihnen gleichgestellte Personen. Fällt diese Quote – so wie es für das Zahnmedizinstudium heuer erstmals der Fall war –, dann geht ein Großteil der Studienplätze in Österreich an Bewerberinnen und Bewerber aus Deutschland. Diese wird es nach Abschluss des Studiums dann eher wieder in ihre Heimat als in die leerstehenden Praxen auf dem Land ziehen.

Die Universitäten können das akute Verteilungsproblem nicht lösen. Wir stehen aber in Gesprächen mit den politischen Entscheidungsträgern, den Ärztekammern und den Sozialversicherungsträgern und sind bemüht die Situation zu entschärfen, etwa indem wir in bestimmten Mangelfächern, wie Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Pathologie die Ausbildung vertiefen und Lehrpläne aktualisieren.

Allgemeinmedizin. Ein Kernanliegen der Medizinischen Universität Innsbruck ist die Stärkung der Allgemeinmedizin. Die Lehre in diesem Bereich wurde in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Im Zuge einer vom Rektoratsteam eingeleiteten Verwaltungs- und Organisationsreform wurde das „Institut für Allgemeinmedizin“ neu eingerichtet. Wir haben damit die Voraussetzungen geschaffen, das Fach Allgemeinmedizin noch stärker als bisher in der Lehre und der Forschung zu verankern.

Rektor W. Wolfgang FLEISCHHACKER

Medizinische Universität Innsbruck

INLAND

Einen Sieben-Punkte-Katalog mit Erwartungen der Rektorinnen und Rektoren der 22 öffentlichen Universitäten an die künftige Bundesregierung präsentierte am 21. November der geschäftsführende Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Oliver Vitouch, bei seiner letzten Pressekonferenz in dieser Funktion im Wiener Cafe Landtmann (Foto: Martin Juen/SEPA.Media/picturedesk.com). An der Spitze des Katalogs steht eine Erhöhung des Universitätsbudgets um 2,1 Milliarden Euro für die Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 auf 13 Mrd. Euro, zudem eine „wirkungsvolle Forschungsförderung“ sowie die Schaffung eines einheitlichen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung, Innovation und Technologie – am besten ohne Aufgaben aus dem Unterrichtsressort, betonte Vitouch.

Unter dem Motto „Wir brauchen die besten Köpfe“ tauschten am 21. November Rektorinnen und Rektoren der öffentlichen Universitäten ihre Erkenntnisse und Erfahrungen mit „Strategie und Praxis von Berufungen“ aus. Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz (uniko) und Rektor der Universität Klagenfurt, stellte im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Sky Lounge der Universität Wien gleich eingangs fest: „Die Berufungsautonomie im Universitätsgesetz ist hoch“, anders als etwa die Finanzautonomie mit der Limitierung durch das Globalbudget. Zu begrüßen seien UG-Neuerungen wie die Möglichkeit der Direktberufung, mit der es gelänge, herausragende Kräfte, darunter auch „Brexit-Flüchtlinge“, rascher zu gewinnen.

Schon vor dem Treffen der Landeshauptleute am 8. November war von Länderseite wochenlang der Schlachtruf „Verdoppelung der Medizinstudienplätze“ zu vernehmen gewesen. Nach der Wiener Neustädter Sitzung der LH-Konferenz sprach die derzeitige Vorsitzende, Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), nur noch von einer „deutlichen Anhebung“ der Studienplätze an den Medizinuniversitäten. Am selben Tag meldete sich die Universtätenkonferenz (uniko) via Aussendung mit heftigem Widerspruch zu Wort: „Diese Forderung an die künftige Bundesregierung ist weder durchdacht noch realisierbar, geschweige denn finanzierbar“, erklärte uniko-Präsident Oliver Vitouch.

uniko-PROJEKT

Äußerst positiv bewertet die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) die Ergebnisse und Erfahrungen mit dem zu Jahresbeginn ins Leben gerufenen Pilotprojekt „Promotion ohne Limit" (PromoLi) – eine Initiative der uniko, die exemplarisch und bewusstseinsbildend dazu beitragen soll, die Zahl von Personen mit Behinderung in den österreichischen Forschungseinrichtungen zu erhöhen. „Wir waren über den Andrang überrascht und auch über die herausragende Qualität der Exposés“, erklärte der Vorsitzende des Forums Personal der uniko und des Dachverbands der Universitäten, Vizerektor Wolfgang Meixner (Universität Innsbruck), Ende Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien, die vor allem im ORF (Fernsehen und Radio) auf großes Echo stieß.

PERSONALIA

Nadine Shovakar (38), wissenschaftliche Mitarbeiterin in der uniko, wird sich mit Monatsende nach mehr als elf Jahren von der Geschäftsstelle verabschieden, um eine neue Position an der Universität Potsdam zu übernehmen: Anfang Jänner 2020 wird sie dort als Referentin für die Koordination der Europäischen Hochschulallianz „European Digital UniverCity“ zuständig sein.

ZITAT DES MONATS

„Die Universität soll kein Ort der geistigen Schonung sein, sondern ein Ort der Freiheit aller zum Reden und zum Denken.“

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zitiert in ihrer Ausgabe vom 19.11.2019 den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der zum Auftakt der Herbsttagung der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Hamburg einen Appell an deren Mitglieder richtete (dies vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um „Gesinnungspolizei“ in deutschen Hörsälen).

Druckansicht »